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Schneller Deal: Cyber-Sepzialist übernimmt Cogitanda

Der Cyber-Assekuradeur Cogitanda bekommt einen neuen Eigentümer: Die bisher am Markt weitgehend unbekannte Deutsche Gesellschaft für Cybersicherheit (DGC) aus Flensburg hat mit Zustimmung des Gläubigerausschusses die fünf Gesellschaften der Kölner Firmengruppe mit Wirkung zum 1. März übernommen. Das hat Insolvenzverwalter Philip Schober mitgeteilt. Die Übernahme der Geschäftsbetriebe erfolgte demnach mit Wirkung zum 1. März. Der Kaufpreis wurde nicht mitgeteilt. Zuvor hatte darüber das „Handelsblatt“ berichtet.
Einstige Erfolgsgeschichte ging 2023 jäh zu Ende
2016 gegründet, war Cogitanda nach eigenen Angaben einer der ersten spezialisierten Anbieter für Cyberversicherungen in Deutschland. 2023 geriet das Unternehmen nach dem plötzlichen Tod des Gründers Jörg Wälder in wirtschaftliche Schieflage. Hohe versicherungstechnische Verluste zwangen das Unternehmen umfassende Sanierungsmaßnahmen in Angriff zu nehmen. Die hiermit verbundenen Prämienerhöhungen führten jedoch dazu, dass viele Makler Verträge umdeckten. Im November 2024 folgte die Insolvenz.
Geplant war, dass Interessenten an einer Übernahme ihre Angebote bis zum 17. Januar dieses Jahres abgeben sollten. Zu diesem Prozess wurden bis heute keine Details bekannt. Schlussendlich eröffnete das Amtsgericht Köln die Insolvenzverfahren über die Gesellschaften der Gruppe am 1. März. Das sind Cogitanda Dataprotect, Cogitanda Insurance Services, Cogitanda Risk Prevention, Cogitanda Managed Services sowie Cogitanda Claims Services.
Asset Deal: Fünf Cogitanda-Gesellschaften werden übernommen
DGC übernimmt Cogitanda nun im Wege eines sogenannten Asset-Deals, wie das „Handelsblatt“ berichtet. Dabei erhält der Erwerber nicht die Anteile an dem Unternehmen, sondern sucht sich gezielt einzelne Vermögenswerte aus. In diesem Fall sollen die wesentlichen Bereiche der Cogitanda-Gruppe erhalten bleiben und in den Unternehmensverbund der DGC eingegliedert werden.
Zu dem Deal sagt Insolvenzverwalter Schober: „Trotz einer komplexen Ausgangssituation im sensiblen Versicherungswesen ist es uns gelungen, eine nachhaltige Zukunftslösung für Cogitanda zu schaffen. Dabei war die Unterstützung der Risikoträger im Insolvenzantragsverfahren von großer Bedeutung, denn so konnten wir den Geschäftsbetrieb aller fünf Gesellschaften fortführen.“
Zwei bisherige Risikoträger bleiben an Bord
Gemeint sind die bereits in der Vergangenheit aktiven Risikoträger SV Sparkassenversicherung Gebäudeversicherung und die Württembergische Versicherung. Sie konnten für zukünftiges Neugeschäft und die Erneuerung bestehender Verträge von der DGC gewonnen werden, wie der Insolvenzverwalter weiter mitteilt. Durch die Übernahme sei Cogitanda wieder voll handlungsfähig –bestehende Verträge können verlängert und neue Policen abgeschlossen werden.
Die Versicherungsverträge, die über Cogitanda als Assekuradeur abgeschlossen wurden, behalten laut Schober ihre Gültigkeit. Der Versicherungsschutz für die Versicherungsnehmer sei jederzeit gewährleistet. Zudem werde der gesamte Zahlungsverkehr seit Anordnung der vorläufigen Insolvenzverfahren über Konten unter treuhänderischer Verwaltung abgewickelt. Gemeldete Schäden würden weiterhin bearbeitet.
Welchen Mehrwert Cogitanda im DGC-Leistungsportfolio bieten soll
Entstehen soll laut DGC eine Unternehmensgruppe, die die Expertise aus beiden Firmen – Prävention, Monitoring, Versicherung und Krisenmanagement – bündelt: „eine durchgängige Lösung, die Cyberangriffe erschwert, Schäden minimiert und eine schnelle Wiederherstellung betroffener Systeme sicherstellt.“ Besonders kleine und mittelständische Firmen würden vom neuen Unternehmensverbund profitieren. Das bisherige DGC-Portfolio reicht von Security-Beratung über Awareness-Trainings, Schwachstellen-Scans und Pen-Testings bis hin zur laufenden Security-Überwachung.
Den Mehrwert im Leistungsspektrum durch die Übernahme beschreibt DGC-Vorstandschef Matthias Nehls so: „Wir sind besonders froh, dass wir nun innerhalb von maximal zwei Stunden ein Incident-Response-Team in ganz Deutschland vor Ort haben können. Das bedeutet für betroffene Unternehmen eine erhebliche Verkürzung der Reaktionszeit im Krisenfall – ein entscheidender Faktor, um größere Schäden zu verhindern und Systeme schnell wiederherzustellen.“ Cogitanda habe in den vergangenen Wochen nicht stillgestanden, sondern sei dem laufenden Geschäft mit aller Sorgfalt nachgegangen.
Nicht das komplette Personal wird übernommen
Mit Übernahme der Geschäftsbetriebe durch die DGC sei auch die Beschäftigung von rund 70 Mitarbeitern der Gruppe gesichert. Ihre Arbeitsverträge gehen auf die Erwerbergesellschaft über. Auch der Standort Köln soll erhalten bleiben. Für rund 20 Mitarbeiter ist laut Schober eine Beschäftigung bei der DGC aber nicht möglich, sodass im eröffneten Insolvenzverfahren entsprechende Kündigungen erfolgten. Bisher zählte die DGC rund 120 Festangestellte und verfügte über weitere Standorte in Berlin, Köln, Zürich und Abu Dhabi.
„Brain Drain“ bei Cogitanda?
Bei Cogitanda wiederum waren zuletzt Abgänge von wichtigen Mitarbeitern bekannt geworden, wie dem IT-Projektmanager Tobias Fröhlich, der zum Berliner Spezialmakler Cyberdirekt wechselt. In Medienberichten war bereits von einem „Brain Drain“ die Rede.
Aktuell wurde durch einen Medienbericht zudem publik, dass auch Vorstand Christian Rink die Kölner verlassen wird. Das habe ein DGC-Sprecher bestätigt. Bekannt ist zudem, dass der Cogitanda-Vorstandsvorsitzende Jens Lison in den nächsten Monaten in den Ruhestand gehen wird.