Experten-Stimmen Cogitanda-Insolvenz ist ein Einzelfall
Am Montag hat der auf Cyberversicherungen spezialisierte Assekuradeur Cogitanda Dataprotect einen Insolvenzantrag gestellt. Das Unternehmen hatte eine akute Kapitallücke von 14 Millionen Euro, die trotz intensiver Bemühungen nicht geschlossen werden konnte (DAS INVESTMENT berichtete).
Doch was steckt hinter der Insolvenz des Cyber-Assekuradeurs? Ist es ein Einzelfall oder Ausdruck einer strukturellen Krise auf dem Cyber-Versicherungsmarkt? Tino Weissenrieder, Fachberater für Cyber-Risiken und Geschäftsführer der W&K Wirtschaftsberatung in Potsdam und Lahr, führt die Cogitanda-Krise im Gespräch mit Procontra-Online vor allem auf interne Probleme und Fehlentscheidungen zurück. So führte das Unternehmen angesichts hoher versicherungstechnischer Verluste umfassende Sanierungsmaßnahmen durch, erhöhte die Prämien und reduzierte die Leistungen. Dies führte zu einem massiven Kundenabgang. Außerdem platzte nach dem plötzlichen Tod des Firmengründers Jörg Wälder im November 2023 ein bereits ausgehandelter Deal mit Finanzinvestoren über 30 Millionen Euro.
Prämien werden steigen
Ein strukturelles Phänomen sieht Weissenrieder in der Cogitanda-Insolvenz zwar nicht. Er geht aber davon aus, dass sich der Markt weiter konsolidieren wird und die Prämien steigen werden. Denn die Beiträge wurden jahrelang recht günstig kalkuliert, was den Anbietern insbesondere in Zeiten der Corona-Pandemie zum Verhängnis wurde. Sie rutschten 2021 mit einer Schaden-Kostenquote von fast 124 Prozent in die Verlustzone. Im Folgejahr 2022 schrieben die Cyber-Versicherer zwar wieder schwarze Zahlen, ihre Schaden-Kostenquote lag aber mit knapp 78 Prozent weit über den Werten vor der Pandemie.
Hallo, Herr Kaiser!
Auch Ole Sieverding, Geschäftsführer des Berliner Insurtechs Cyber Direkt, hält die Cogitanda-Insolvenz für einen Einzelfall. Der Markt wachse nach wie vor, die Nachfrage nach den Cyber-Policen sei ungebrochen, erklärte er gegenüber Procontra-Online. Er geht von einem aktuellen Marktwachstum von rund 30 Prozent und von Prämieneinnahmen von „deutlich über einer halben Milliarde Euro“ aus.
Allerdings gehe die Schere zwischen den Leistungen und Prämien verschiedener Anbieter immer weiter auseinander, so Sieverding weiter. Während es sich einige Anbieter leisten könnten, ihre Prämien zu senken und gleichzeitig den Leistungsumfang zu erhöhen, täten andere genau das Gegenteil und müssten Leistungen kürzen und höhere Beiträge verlangen. Auch dies könnte ein Zeichen dafür sein, dass der Markt vor einer weiteren Konsolidierung steht.