- Startseite
-
Multi-Asset-Portfolios erleben ein Comeback

2022 war ein katastrophales Jahr für klassische Mischportfolios, die mehrheitlich aus Aktien und Anleihen bestehen. Dieses Jahr hat sich die Lage stabilisiert, aber einen richtigen Turnaround durften wir noch nicht erleben. Mit den massiv gestiegenen Renditechancen für Zinsanlagen hat sich die Ausgangslage für Multi-Asset-Portfolios allerdings deutlich verbessert. Die Rendite von US-Unternehmensanleihen mit guter Bonität und moderaten Laufzeiten zwischen ein und fünf Jahren ist jüngst (Stand: 10.10.2023) auf durchschnittlich 6,2 Prozent gestiegen. Das vergleichbare Marktsegment in Euro bietet aktuell über 4,6 Prozent. Vor nur zwei Jahren lagen die Renditen in diesem Markt unter 0,5 Prozent.
Vorerst keine starke Zinsbewegung – weder nach oben noch nach unten
Sowohl in den USA als auch in der Eurozone dürfte vorerst das Ende des Zinszyklus erreicht sein. Die Inflation geht zurück. Es gibt erste Anzeichen, dass sich der überhitzte US-Arbeitsmarkt leicht abkühlt. In Europa bleibt der konjunkturelle Ausblick vorerst eingetrübt. Beides trägt dazu bei, dass die jeweiligen Zentralbanken die Wirkung ihrer kühnen Geldpolitik zunächst beobachten und in nächster Zukunft von wesentlichen Zinsentscheiden absehen werden. Unser Fazit ist, dass der Gegenwind steigender Zinsen nachlassen wird. Dieses Umfeld erhöht die Chancen, dass sich das neue Renditepotenzial von Anleihen in Zukunft voll entfalten kann.
Auf fallende Zinsen zu spekulieren, halten wir allerdings für verfrüht. Die Terminkontrakte auf künftige Zinsen sind kein verlässlicher Indikator. Hier darf man sich nicht in die Irre leiten lassen. Die Inflation in den USA und der Eurozone ist immer noch zu hoch. US-Notenbankchef Jerome Powell hat die Marktakteure im September darauf eingestellt, dass die US-Zinsen mindestens bis Mitte 2024 auf höherem Niveau bleiben, „higher for longer“ heißt das neue Mantra.
Auch mittel- bis längerfristig spricht vieles gegen eine Renaissance eines „Goldilocks-Szenarios“. Die Zeiten von niedriger Inflation, robustem Wirtschaftswachstum und gleichzeitig sehr expansiver Geldpolitik sind erst einmal vorbei. Strukturelle, deflationäre Kräfte lassen sukzessive nach. Der rein preisliche Vorteil der chinesischen Billigproduktion fällt dem Machtkampf zwischen China und den Vereinigten Staaten zum Opfer. In den Industrieländern schrumpft das Angebot an erwerbstätiger Arbeitskraft im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung. Dies führt mittelfristig zu etwas höheren durchschnittlichen Inflationsraten und erschwert in den meisten westlichen Ländern den Weg zurück in eine Niedrig- oder gar Nullzinspolitik.