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  • Multi-Asset-Portfolios erleben ein Comeback

Von in WirtschaftLesedauer: 5 Minuten
Christine Lagarde, Kazuo Ueda und Justin Powell (v.l.) beim Treffen der Notenbanker in Jackson Hole
Christine Lagarde, Kazuo Ueda und Justin Powell (v.l.) beim Treffen der Notenbanker in Jackson Hole: Sowohl in der Eurozone als auch in den USA dürfte vorerst das Ende des Zinszyklus erreicht sein, während Japan an seiner Minuszinspolitik festhält. | Foto: Imago Images / Kyodo News

2022 war ein katastrophales Jahr für klassische Mischportfolios, die mehrheitlich aus Aktien und Anleihen bestehen. Dieses Jahr hat sich die Lage stabilisiert, aber einen richtigen Turnaround durften wir noch nicht erleben. Mit den massiv gestiegenen Renditechancen für Zinsanlagen hat sich die Ausgangslage für Multi-Asset-Portfolios allerdings deutlich verbessert. Die Rendite von US-Unternehmensanleihen mit guter Bonität und moderaten Laufzeiten zwischen ein und fünf Jahren ist jüngst (Stand: 10.10.2023) auf durchschnittlich 6,2 Prozent gestiegen. Das vergleichbare Marktsegment in Euro bietet aktuell über 4,6 Prozent. Vor nur zwei Jahren lagen die Renditen in diesem Markt unter 0,5 Prozent. 

 

Vorerst keine starke Zinsbewegung – weder nach oben noch nach unten

Sowohl in den USA als auch in der Eurozone dürfte vorerst das Ende des Zinszyklus erreicht sein. Die Inflation geht zurück. Es gibt erste Anzeichen, dass sich der überhitzte US-Arbeitsmarkt leicht abkühlt. In Europa bleibt der konjunkturelle Ausblick vorerst eingetrübt. Beides trägt dazu bei, dass die jeweiligen Zentralbanken die Wirkung ihrer kühnen Geldpolitik zunächst beobachten und in nächster Zukunft von wesentlichen Zinsentscheiden absehen werden. Unser Fazit ist, dass der Gegenwind steigender Zinsen nachlassen wird. Dieses Umfeld erhöht die Chancen, dass sich das neue Renditepotenzial von Anleihen in Zukunft voll entfalten kann.
 
Auf fallende Zinsen zu spekulieren, halten wir allerdings für verfrüht. Die Terminkontrakte auf künftige Zinsen sind kein verlässlicher Indikator. Hier darf man sich nicht in die Irre leiten lassen. Die Inflation in den USA und der Eurozone ist immer noch zu hoch. US-Notenbankchef Jerome Powell hat die Marktakteure im September darauf eingestellt, dass die US-Zinsen mindestens bis Mitte 2024 auf höherem Niveau bleiben, „higher for longer“ heißt das neue Mantra. 
 
Auch mittel- bis längerfristig spricht vieles gegen eine Renaissance eines „Goldilocks-Szenarios“. Die Zeiten von niedriger Inflation, robustem Wirtschaftswachstum und gleichzeitig sehr expansiver Geldpolitik sind erst einmal vorbei. Strukturelle, deflationäre Kräfte lassen sukzessive nach. Der rein preisliche Vorteil der chinesischen Billigproduktion fällt dem Machtkampf zwischen China und den Vereinigten Staaten zum Opfer. In den Industrieländern schrumpft das Angebot an erwerbstätiger Arbeitskraft im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung. Dies führt mittelfristig zu etwas höheren durchschnittlichen Inflationsraten und erschwert in den meisten westlichen Ländern den Weg zurück in eine Niedrig- oder gar Nullzinspolitik.

Anleihen: Gute Bonitäten, etwas längere Laufzeiten

Es ist zurzeit nicht nötig, erhöhte Emittentenrisiken einzugehen, um angemessene Renditen mit Anleihen zu erwirtschaften. Staats- und Unternehmensanleihen mit guter Bonität sind aktuell die konservativen Grundsteine einer Multi-Asset-Lösung. Die Laufzeiten können wieder etwas länger ausfallen. Das Segment von ein bis fünf Jahren bietet ein sehr attraktives Angebot. Schwellenländeranleihen sehen wir als gute Beimischung. Bei Hochzinsanleihen ist eher Vorsicht geboten. Ihr zusätzliches Risiko wird aktuell nicht besonders üppig vergütet und die Ausfallraten dürften steigen.

Aktien: USA überzeugen weiterhin, Japan überrascht positiv

Aktien bieten nach wie vor langfristig höhere Renditen als Anleihen und bleiben der effektivere Inflationsschutz. In den Bergos-Portfolios sind US-Aktien weiterhin taktisch hoch gewichtet. Der US-Aktienmarkt bietet eine exzellente Auswahl an wachstumsstarken Unternehmen mit hoher Bilanzqualität. Auch ökonomisch stehen die USA robuster da als Europa und China. Ebenfalls positiv gestimmt sind wir für Japan. Die Unternehmen im Nikkei 225 weisen im Vergleich zu allen anderen Regionen das mit Abstand höchste Gewinnwachstum im Jahresvergleich aus und die Geldpolitik ist noch sehr expansiv. 

 

Alternative Anlagen: genau prüfen

Viele alternative Anlagen, die für zusätzliches Risiko eine ausreichende Prämie erwirtschaften müssen, haben es mit den gestiegenen Anleiherenditen schwerer. So hat zum Beispiel die relative Attraktivität von Rohstoffen spürbar abgenommen. Aus Diversifikationsgründen können sie dennoch nützlich im Portfolio sein. Das gilt insbesondere für Gold. Als Krisenwährung für negative Marktszenarien bleibt Gold eine sinnvolle Ergänzung in Multi-Asset-Portfolios. Auch Alternative Credit, etwa im Segment Direct Lending, bietet gute Chancen. Banken werden bei der Kreditvergabe an Unternehmen restriktiver und die Kredite teurer. Im Direct-Lending-Bereich vergeben private Investoren die Kredite direkt an Unternehmen und werden derzeit mit hohen Zinsprämien entlohnt. 

Das aktuelle Umfeld bietet eine gute Gelegenheit, die individuelle strategische Portfolioausrichtung zu überprüfen. Bei entsprechender Risikotoleranz kann es sinnvoll sein, die strategische Aktienquote zu erhöhen. Dank der neuen Diversifikationskraft von Anleihen muss dadurch das Gesamtrisiko nicht zwangsläufig steigen. Umgekehrt kann es für andere Investoren sinnvoll sein, die strategische Aktienquote zu reduzieren, da die erhöhten Renditechancen des Rentenanteils zu einer ausreichenden Rendite des Gesamtportfolios führen. So oder so, die Multi-Asset-Lösung bietet aktuell so viele Chancen und Möglichkeiten wie seit vielen Jahren nicht mehr.

Über den Autor:

Maximilien Hefele ist Leiter der Vermögensverwaltung bei der Schweizer Privatbank Bergos mit Sitz in Zürich.

 

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