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Continentale-BU liefert Upate mit nur leichten Verbesserungen

Die Continentale spielte für mich und meine Kollegen bisher in der Beratung zur Berufsunfähigkeitsversicherung eine sehr dezente Rolle. Ausnahmen in diversen Berufen (insbesondere soziale & körperliche Berufe) bestätigen die Regel. Doch nun haben die Dortmunder ein Update für ihr Produkt herausgebracht und die Frage ist, ob die Verbesserungen etwas an der generellen Bewertung der BU-Police ändern können?
Bisher große Probleme bei bedarfsgerechter Absicherung
Bisher gab es hauptsächlich für (angehende) Gutverdiener und Akademiker aus meiner Sicht einen sehr großen Nachteil bei der Continentale. Eine bedarfsgerechte Absicherung war über den Versicherer für viele Berufsgruppen schlichtweg nicht möglich, da dieser für die finanzielle Angemessenheit, also die Frage, wie hoch man sich bei einer Gesellschaft absichern kann, das Nettogehalt als Grundlage nahm und nicht wie üblich das Bruttogehalt. Hauptsächlich für ledige Personen stellte sich das als großer Nachteil heraus.
Vermittler, wie natürlich auch Kunden, vergessen immer wieder die Abzüge im Leistungsfall. Hier meine ich weniger die steuerliche Komponente, sondern das Entrichten der Krankenversicherung. Ebenso wird vergessen, dass man im Leistungsfall keinen Cent mehr in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlt, somit verschiebt sich das Problem der Altersarmut nach hinten. Im BU-Leitungsfall muss man also massiv privat vorsorgen. Egal ob in einer Rentenversicherung, mit ETF-Sparplan, Bitcoins, einer Immobilie oder unter dem Kopfkissen.
Finanzielle Angemessenheit geht nun von Bruttobasis aus
Die Continentale sicherte bisher 85 Prozent des Nettoeinkommens bis 50.000 Euro ab. Darüber hinaus sank die Anrechenbarkeit auf 60 Prozent. Nun können vom Bruttogehalt 65 Prozent bis zu einem Jahreseinkommen von 80.000 Euro abgesichert werden, darüber hinaus sinkt die Anrechnung auf 35 Prozent. Was machen diese Zahlen aber in der Praxis aus?
Quelle: Grafik Finanzberatung Bierl
Wie man sieht, spielt die Änderung der Anrechnung für Normalverdiener eine gewisse Rolle. Je höher aber das Einkommen, desto gewichtiger die Umstellung auf die Bruttobasis. Es ist schon ein Unterschied, ob man im Leistungsfall 1.000 Euro mehr oder weniger monatlich zum Leben besitzt. Da wir bei uns im Unternehmen vor allem Kunden aus den Bereichen „MINT“, Ärzte und Kammerberufe beraten, stellt diese Veränderung der Continentale eine erhebliche Verbesserung dar, wenngleich man sich jetzt nur dem Markt anpasst.
In diesem Zuge sei auch die Anhebung der Pauschalgrenzen noch kurz angesprochen. Bisher mussten bei einer monatlichen BU-Rente von über 1.000 Euro Angaben zum Einkommen gemacht werden. Diese Grenze wurde jetzt angehoben auf 1.500 Euro bei über 900 Berufen.
Marktübliche Anpassung der ärztlichen Untersuchungsgrenze
Wie auch bei den vergangenen Updates der Stuttgarter, Ergo und Axa hat der Dortmunder Versicherer jetzt die ärztlichen Untersuchungsgrenzen angehoben. Die Grenze, bis welcher nur die normalen Gesundheitsfragen im Antrag angegeben werden müssen, erhöht sich um 500 auf nun insgesamt 3.000 Euro. Auch diese Verbesserung ist insbesondere für Akademiker gut. Ich selber bin kein Freund einer ärztlichen Untersuchung, die vielleicht unliebsame Ergebnisse und aufgeweichte Abfragezeiträume bei den Gesundheitsfragen für die versicherte Person zum Vorschein bringt. Endlich wurde diese Grenze auf die marktübliche Basis gesetzt.
Neue Berufsbilder halten Einzug
Berufsbilder wandeln sich. Es gibt Tätigkeiten, aber vor allem Bezeichnungen, welche es vor wenigen Jahren noch gar nicht gab. Die Continentale nimmt jetzt folgende Berufsprofile mit auf: Data-Engineer, Cloud-Engineer, Software-Engineer, Solution Architect, NET-Developer, DevOps-Engineer, Business-Analyst, Java-Developer, Projektmanager.
Ein gut gemeiner Tipp an Makler-Kollegen: In diversen Facebook-Foren findet sich immer wieder die Frage „Wie würdet Ihr folgenden Kunden einstufen, mit dieser, eher unklarer Tätigkeit: ...“ Diese Thematik taucht natürlich auch bei mir häufig auf. Hier lasse ich von meinem Interessenten eine kurze Berufserklärung erstellen und lege diese dann dem Versicherer zur Entscheidung vor. Hierbei nutze ich auch keinen statischen Berufsfragebogen, sondern eine Eigenerklärung auf dem sprichwörtlichen Blatt Papier.
Das Fazit
Grundsätzlich wurden jetzt einige Schwachstellen bei der Continentale bezüglich der Annahmerichtlinien behoben. Insbesondere die Veränderung der finanziellen Angemessenheit dürfte für Akademiker einen großen Mehrwert darstellen. Wir werden die Continentale aber weiterhin nur punktuell einsetzen, da es im Marktvergleich mit der Spitzenklasse noch zu viele Schwachpunkte gibt. Zu nennen sind vor allem die kundenunfreundlichen Gesundheitsfragen, eine zu harte und wenig individuelle Risikoprüfung und überschaubare Erhöhungsmöglichkeiten. Es fehlt uns auch etwas das gewisse Extra und die Tarifstruktur mit den verschiedenen Paketen schafft eher Verwirrung als Klarheit.
Über den Autor:
Tobias Bierl wurde 1984 geboren. Als ausgebildeter Versicherungsfachmann und Finanzanlagenfachmann gründete er mit seinem Bruder 2008 Stefan die Finanzberatung Bierl in Walderbach in der Oberpfalz. Als einer der Geschäftsführer liegt sein Schwerpunkt im Bereich Biometrie / Berufsunfähigkeitsversicherung. Bierl gewann 2019 den OMGV Makler-Award für den besten Blog / Content auf der Homepage und 2021 für die besten Kundenbewertungen.