Impact-Investing-Spezialist Philippe Zaouati
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Die Ergebnisse der Klimakonferenz in Dubai werden das Zeitalter der fossilen Brennstoffe nicht beenden, auch wenn man sich zumindest auf einen zaghaften Anfang vom Ende einigen konnte. Doch welche weiteren Themen wollten die Organisatoren voranbringen, um die Kritik am Ölsektor zu mildern?
Ich war überzeugt davon, dass man auf Fortschritte insbesondere in Bezug auf unsere Wälder und die Ausgestaltung des internationalen Kohlenstoffmarktes hoffen könne. Erstere sind aus mehreren Gründen für die Regierungen von Bedeutung: Länder mit großen Waldgebieten sehen die Chance auf finanzielle Unterstützung durch Industrienationen, ölfördernde Staaten suchen nach Wegen, ihre CO2-Emissionen auszugleichen, ohne die Ölförderung einzustellen, und Industrieländer streben danach, endlich einen Kohlenstoffmarkt für ihre Unternehmen zu etablieren.
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Die Ergebnisse der Klimakonferenz in Dubai werden das Zeitalter der fossilen Brennstoffe nicht beenden, auch wenn man sich zumindest auf einen zaghaften Anfang vom Ende einigen konnte. Doch welche weiteren Themen wollten die Organisatoren voranbringen, um die Kritik am Ölsektor zu mildern?
Ich war überzeugt davon, dass man auf Fortschritte insbesondere in Bezug auf unsere Wälder und die Ausgestaltung des internationalen Kohlenstoffmarktes hoffen könne. Erstere sind aus mehreren Gründen für die Regierungen von Bedeutung: Länder mit großen Waldgebieten sehen die Chance auf finanzielle Unterstützung durch Industrienationen, ölfördernde Staaten suchen nach Wegen, ihre CO2-Emissionen auszugleichen, ohne die Ölförderung einzustellen, und Industrieländer streben danach, endlich einen Kohlenstoffmarkt für ihre Unternehmen zu etablieren.
Diese gemeinsamen Interessen an den Wäldern hätten bedeutende Fortschritte ermöglichen können, doch Meinungsverschiedenheiten und widerstreitende Interessen erschwerten den Weg. Um Wälder und Natur wurde in Dubai im wesentlichen außerhalb der formalen Verhandlungen gesprochen. In der Abschlusserklärung kommt das Wort „forest“ nur an zwei Stellen vor. Immerhin enthält sie das Ziel, die Entwaldung bis 2030 zu stoppen.
Die Ausarbeitung des zukünftigen Kohlenstoffmarktes war ein weiteres Fokusthema bei dieser Klimakonferenz. Nach langen Verhandlungen im Vorfeld der COP schien eine Einigung nahe. Das Aufsichtsgremium, das für die Rahmenbedingungen dieses Marktes zuständig ist, hatte am 18. November einen Konsens erreicht und seine Empfehlungen zur Annahme durch die Regierungen an die Konferenz weitergeleitet.
Letztlich gab es aber auch hier trotz intensiver Verhandlungen am Ende gar keine Fortschritte. Umstritten waren offenbar insbesondere die Richtlinien für die Entnahme von CO2 aus der Atmosphäre. Die vorgeschlagenen Richtlinien hätten die Integrität von Kohlenstoffmärkten weiter geschwächt.
Dabei könnten die vom Aufsichtsgremium im Vorfeld erarbeiteten Empfehlungen dem globalen Kohlenstoffmarkt eine neue Struktur verleihen und bedeutende Auswirkungen auf den freiwilligen Kohlenstoffmarkt haben, der es klimaneutral agierenden Unternehmen ermöglicht, durch den Kauf von Aufforstungs- oder Naturschutzprojekten den Rest ihrer Emissionen zu kompensieren.
Allerdings wurde dieser Markt in den vergangenen zwei Jahren stark kritisiert. Zahlreiche Studien und Berichte bezweifeln seine Wirksamkeit und Integrität. Dennoch sind Initiativen zur Verbesserung dieses Marktes, sowohl auf der Angebots- als auch auf der Nachfrageseite, entstanden, und die Umsetzung dieser Empfehlungen könnte den freiwilligen Kohlenstoffmarkt stärken und reformieren.
Eines ist sicher: Der Bedarf an Finanzmitteln für die Wiederherstellung und Erhaltung der Waldökosysteme ist enorm. Der derzeitige Markt für freiwillige Kohlenstoffzertifikate deckt diesen Bedarf bei weitem nicht, denn die Investitionen belaufen sich auf kaum 2 Milliarden Euro pro Jahr. Außerdem lassen sich Wälder nicht auf ihre Rolle als Kohlenstoffsenker reduzieren. Sie spielen auch eine wichtige Rolle bei der Erhaltung der Artenvielfalt.
Aus diesem Grund wurde im Juni letzten Jahres eine internationale Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, die sich zum Ziel gesetzt hat, einen Markt für Biodiversitätsgutschriften einzurichten, das heißt für die Finanzierung von Projekten zum Schutz der biologischen Vielfalt, ohne sich auf die Kohlenstoffspeicherung zu beziehen.
Diese Gutschriften könnten für Unternehmen interessant sein, die zusätzlich zu ihren Verpflichtungen zur Kohlenstoffneutralität beginnen, positive Verpflichtungen gegenüber der Natur einzugehen. Es bleibt abzuwarten, ob es möglich sein wird, diesen neuen Markt zu entwickeln, ohne zunächst die Frage des Marktes für Kohlenstoffgutschriften zu klären.
Besonders interessant ist der Kapitaltransfer von entwickelten zu waldreichen Ländern des Südens. Manche meinen, dass Industrieländer „Miete“ an Länder mit großen Waldflächen zahlen sollten, um deren Erhaltung zu fördern. So schlägt etwa Brasilien einen Fonds vor, der nach der Flächengröße der Wälder finanziert wird. Dieser „Rent-Seeking“-Ansatz unterscheidet sich von den Vorstellungen der Industrieländer und der Kohlenstoffkreditmärkte, die die Finanzierung an konkrete Maßnahmen zur Vermeidung der Entwaldung knüpfen.
Dieser Versuch, Wälder in „Mieteinnahmen“ umzuwandeln, könnte jedoch ölproduzierende Länder wie die Emirate, die kürzlich 10 Prozent der Waldflächen von Liberia erworben haben, dazu verleiten, Projekte zur Bekämpfung der Entwaldung durchzuführen und von Kohlenstoffgutschriften zu profitieren, allerdings mit dem hohen Risiko der Landnahme zum Nachteil der lokalen Bevölkerung.
Es stehen so viele Fragen auf dem Spiel. Wälder sind sowohl für die Erreichung der Klimaziele als auch für den Schutz der Artenvielfalt von entscheidender Bedeutung, laufen aber auch Gefahr, für komplexe geopolitische Manöver instrumentalisiert zu werden. Vor diesem Hintergrund kommt den Unternehmen eine wichtige Rolle zu, indem sie ihre Verpflichtungen gegenüber dem Klima und der Natur klarstellen und sich für den Aufbau hochwertiger, transparenter Märkte einsetzen, die es ihnen ermöglichen, diese Ziele zu erreichen.
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