Suche Event Calendar Icon EVENTKALENDER Newsletter Icon Newsletter Icon Newsletter Abonnieren
  • Startseite
  • Gender Pension Gap: Hohes Einkommensminus durch Teilzeitjobs

Von Lesedauer: 10 Minuten
BaV-Expertin Cordula Vis-Paulus in einer Collage
BaV-Expertin Cordula Vis-Paulus in einer Collage: „Berufstätigkeit allein bedingt keine auskömmlichen Alterseinkünfte.“ | Foto: Cordula Vis-Paulus, Collage: Barbara Bocks mit Canva

Es gibt eine Lücke, von der nur wenige gehört haben, die aber im Alter viele treffen wird: den sogenannten Gender Pension Gap.

Diese Rentenlücke betrifft genau die Personen, die einen großen Teil der familiären und gesellschaftlichen Verantwortung übernehmen: Mütter, Caregebende sowie Menschen, denen es aufgrund der Schwere der beruflichen Belastung nicht möglich ist, Vollzeit zu arbeiten.

Die Krux dabei: Ihnen fehlt es meist an Zeit und Geld und vielleicht auch Nerven, an dieses Thema zu denken.

Es ist nämlich so, dass die gesetzliche Rente nicht ausreicht. Diese Tatsache ist hinlänglich bekannt. Es liegt am fehlenden Nachwuchs in Deutschland und am Umlageverfahren der Rentenversicherung. Das Ganze hat einen Namen: demografischer Wandel.

Altersrente von Männern fast 50 Prozent höher als von Frauen

Ein Einkommensminus von rund 50 bis 60 Prozent, nur weil eine Person in Rente geht und nicht 45 Jahre lang ein stattliches deutsches Durchschnittsgehalt verdient hat, ist herb.

  • Diese Tatsache ist seit einigen Jahren öffentlich bekannt und ausgleichbar, wenn Personen früh genug etwas dagegen tun, also zum Beispiel investieren.
  • Auch dass die gesetzliche Altersrente von Männern mit 1.200 Euro fast 50 Prozent höher ist als die der Frauen mit 800 Euro, ist vielen bekannt.
  • Nahezu unbekannt ist in diesem Zusammenhang aber die Tatsache, dass das Einkommensminus auf 80 Prozent und mehr durch einen Halbtags- oder Teilzeitjob anwachsen kann. Und zwar bei einer nicht nur zahlenmäßig relevanten Bevölkerungsgruppe: Mütter (und Väter), die daheim die Care-Arbeit übernehmen.

Eigentlich logisch, nur dass die Betroffenen sie nicht bemerken und schon gar keine Zeit haben, darüber nachzudenken.

 

Zwischen vollen Windeln, Kinderarztbesuchen, Pekip-Gruppe, Kitaplatz-Suche, Familienfeiern, dem Vorsitz der Elternpflegschaft für das ältere Kind, Kuchen backen für die Klassenfeier und den Besorgungen für die Großeltern fühlt sich die Zeit am Arbeitsplatz in manchen Berufen fast wie Erholung an. Es wird nicht durcheinandergeredet, Aufgaben werden nacheinander erledigt, Pausen sind vorgeschrieben und die Arbeitszeit ist endlich. Dafür gibt es am Monatsende Geld aufs Konto.

Die oft zu fast 100 Prozent zusätzlich geleistete Care-Arbeit daheim wird unentgeltlich erbracht. „Gerne und mit Freuden“ – aber ohne Bezahlung.

Mütter arbeiten nicht Teilzeit, sie werden nur für einen Teil ihrer Arbeit bezahlt.

  • Erschwerend kommt hinzu, dass die Rente in unabsehbar weite Ferne gerückt scheint und das eigene Einkommen sowieso auf Almosengröße geschrumpft ist – nicht zuletzt durch Steuerklasse V – oder ganz weggebrochen ist.
  • Das Gap ist bei privater und betrieblicher Altersvorsorge (bAV) sogar noch größer zuungunsten der Frauen.
  • Und nur rund ein Viertel der Frauen und rund ein Drittel der Männer nutzen die bAV überhaupt. Ergänzende Vorsorge in der Fläche: Fehlanzeige!
 

Bis das letzte Kind volljährig geworden ist, arbeiten 53 Prozent der Mütter in Teilzeitjobs (31 Prozent ganztags, 16 Prozent gar nicht). Sie erwerben also in der gesetzlichen Rentenversicherung auf der Basis des Teilzeitgehaltes nur einen Anspruch auf eine Teilzeitrente.

Viele Frauen kehren nur in Teilzeit ins Berufsleben zurück

Zwar kehren die Mütter heute früh(er) in die Arbeitswelt zurück – jedoch auch wieder in Teilzeit:

  • Bei den Müttern von Drei- bis Fünfjährigen sind es 54 Prozent. Dieser Prozentsatz bleibt bis zur Volljährigkeit nahezu konstant. Die Vollzeit-Erwerbstätigenquote steigt in dieser Phase von 19 Prozent mit drei bis fünfjährigen Kids auf 31 Prozent mit 17- bis 18-jährigen Kindern.
  • Mit 30 Jahren kommt im Durchschnitt das erste Kind. Nach rund zwanzig Jahren Teilzeit für die eigene Familie folgt dann oft schon die Care-Arbeit an der Elterngeneration.

Das schlechte Gewissen, fürs Alter „doch mal was machen zu müssen“, flackert zwar hin und wieder auf. Die „Hirn-Hand-Schranke“, also vom Nachdenken ins Handeln zu kommen, fällt allerdings dem Trägheitsmoment zum Opfer.

Berufstätigkeit allein bedingt keine auskömmlichen Alterseinkünfte.

  • Eine lange Erwerbstätigkeit in Teilzeit,
  • nicht erworbene Qualifizierungen,
  • eine Karriere, die nicht stattgefunden hat sowie
  • die schlechter bezahlte Arbeit in typischen Frauenberufen

sind die Hauptursachen für geringe Renten von Caregebenden. Aktuell betrifft das knapp 90 Prozent der Frauen.

50 Prozent der Bevölkerung sind Frauen. Davon sind/werden 80 Prozent Mütter. Davon erwerben 69 Prozent über mehrere Jahrzehnte keine (16 Prozent) oder nur rudimentäre (53 Prozent) Rentenansprüche.

Letzlich steuern also mehr als ein Viertel (knapp 28 Prozent) der Deutschen auf prekäre Renten von 20 Prozent und weniger zu.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?
Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
PDF nur für Sie. Weitergabe? Fragen Sie uns.
Newsletter Titelbild
Ja, ich möchte den/die oben ausgewählten Newsletter mit Informationen über die Kapitalmärkte und die Finanzbranche, insbesondere die Fonds-, Versicherungs-und Immobilienindustrie abonnieren. Hinweise zu der von der Einwilligung mitumfassten Erfolgsmessung, dem Einsatz der Versanddienstleister June Online Marketing und Mailingwork, der Protokollierung der Anmeldung, der neben der E-Mail-Adresse weiter erhobenen Daten, der Weitergabe der Daten innerhalb der Verlagsgruppe und zu Ihren Widerrufsrechten finden Sie in der Datenschutzerklärung. Diese Einwilligung können Sie jederzeit für die Zukunft widerrufen.
+
Anmelden
Tipps der Redaktion