Natixis-Strategin Esty Dwek
Corona bremst Wachstum in Schwellenländern
Esty Dwek ist bei Natixis für internationale Marktstrategien zuständig. Foto: Natixis Investment Managers
In Indien und Brasilien ist Corona nach wie vor nicht unter Kontrolle. Wie sich das auf die Konjunktur auswirkt, erklärt Natixis-Strategin Esty Dwek.
Vor diesem Hintergrund werden unter anderem die Kreditausweitung kontrolliert und die fiskalischen Stimuli in Grenzen gehalten. Angesichts einer restriktiveren Geldpolitik werden die Bäume für die chinesische Wirtschaft in diesem Jahr nicht in den Himmel wachsen. Bremsspuren könnten zudem die Bemühungen der chinesischen Staatsführung hinterlassen, den heimischen Tech-Sektor künftig stärker an die Kandare zu nehmen. Alibaba, Tencent & Co haben in den vergangenen Jahr viel Macht erlangt. Ihr Einfluss soll nun durch kartellrechtliche Vorschriften eingeschränkt werden, deren Umfang und Reichweite jedoch noch nicht feststehen.
Wie immer gilt es mit Blick auf die Emerging Marktes darauf...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Vor diesem Hintergrund werden unter anderem die Kreditausweitung kontrolliert und die fiskalischen Stimuli in Grenzen gehalten. Angesichts einer restriktiveren Geldpolitik werden die Bäume für die chinesische Wirtschaft in diesem Jahr nicht in den Himmel wachsen. Bremsspuren könnten zudem die Bemühungen der chinesischen Staatsführung hinterlassen, den heimischen Tech-Sektor künftig stärker an die Kandare zu nehmen. Alibaba, Tencent & Co haben in den vergangenen Jahr viel Macht erlangt. Ihr Einfluss soll nun durch kartellrechtliche Vorschriften eingeschränkt werden, deren Umfang und Reichweite jedoch noch nicht feststehen.
Wie immer gilt es mit Blick auf die Emerging Marktes darauf hinzuweisen, dass dieser Block keineswegs homogen ist. Diese Sichtweise trifft auch auf die Fähigkeit der einzelnen Schwellenländer zu, auf die Herausforderungen der Corona-Krise reagieren zu können. Jene Länder mit guter Bonität tun sich leichter, die heimische Konjunktur fiskalpolitisch zu beleben. Man findet sie vor allem in Asien und Mitteleuropa. Allerdings bleiben deren Möglichkeiten hinter denen der Industrieländer zurück. Bonitätsschwache Länder hingegen stehen vor der Herausforderung, Stimuli zu setzen, ohne Schaden bei ihren Bonitätsratings zu nehmen – ein schwieriger Spagat.
Darüber hinaus werden aber auch einige Emerging Markets als Gewinner aus der Pandemie hervorgehen. Mexiko zum Beispiel widersetzte sich dem weltweiten Trend zu massiven fiskalischen Reaktionen auf die Pandemie, so dass seine Bilanzen gesund bleiben. Darüber hinaus dürfte das Land sowohl von der starken US-Erholung als auch von der Umstrukturierung der globalen Lieferketten profitieren. In Asien stehen die Zeichen sowohl für Korea als auch für Taiwan günstig. Beide Länder verfügen über einen starken Technologiesektor und können von der weltweiten Nachfrage nach Halbleitern profitieren.
Umgekehrt sind einige Schwellenländer mit spezifischen Herausforderungen konfrontiert, die den Weg aus der Coronakrise nicht erleichtern. Der zunehmend autokratisch bestimmte Wirtschaftskurs in der Türkei bereitet dem Land erhebliche Probleme. Die Inflationsrate lag zuletzt bei 16,6 Prozent und die türkische Währung verliert beständig an Wert. Die politische Situation in Brasilien ist ebenfalls kompliziert. Mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 0,2 waren die vergangenen zehn Jahre eine verlorene Dekade.
Nach starken Einbußen im vergangenen Jahr wird jetzt zwar ein Wachstum vom 3 Prozent für 2021 erwartet. Die mehr als unsichere Infektionslage, welche die Bevölkerung gegen ihren Präsidenten auf die Straße treibt, macht eine verlässliche Vorhersage allerdings schwierig. Das alles bedeutet nicht, dass die Schwellenländer langfristig an Bedeutung für die Weltwirtschaft und die Finanzmärkte einbüßen werden. Kurzfristig liegen auf dem Weg zur Erholung jedoch noch einige Hürden auf der Strecke, die es erfolgreich zu nehmen gilt.
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