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Auch beim Corona-Crash An den Aktienmärkten gibt die Wall Street den Takt vor

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Hintergrund: Die Produzenten von Schieferöl brauchen in etwa einen Preis von 50 Dollar je Barrel (WTI), um kostendeckend wirtschaften zu können. Derzeit produzieren sie also defizitär. Allerdings hat ein Großteil, der amerikanischen Fracking-Unternehmen den Ölpreis für das Jahr abgesichert. Für sie dürfte es erst ab 2021 wirklich kritisch werden, wenn diese Absicherungen auslaufen und dann auch noch Anleihen umfangreich fällig werden.

Wie die Virus-Pandemie sollte jedoch auch der Einbruch des Ölpreises zeitlich begrenzt sein und vorübergehen. Auch hier kann sich in den kommenden Monaten eine Wende zum Guten abzeichnen. So dürfte Saudi-Arabien darauf abzielen, Russland wieder an den Verhandlungstisch zu bekommen.

Chance auf ein Ende des Crashs

Für die Saudis ist die Rechnung vergleichsweise einfach: Vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie und dem Scheitern der OPEC+-Verhandlungen hat der Ölpreis (Brent) bei rund 65 Dollar notiert und sie haben täglich knapp zehn Millionen Fass gefördert. Jetzt kostet Öl weniger als 35 Dollar pro Barrel und der staatliche Ölkonzern Saudi Aramco will die Förderung auf 13 Millionen Fass ausdehnen. Unter dem Strich geht Saudi-Arabien durch die Ölschwemme und den Preisverfall rund 200 Millionen Dollar verloren - pro Tag wohlgemerkt. Zwar können die Saudis an der globalen Verbreitung der Lungenkrankheit nichts ändern, sehr wohl aber am weltweiten Überangebot von Öl.

Trotz der zunehmenden Krisenstimmung gibt es also auch die Chance auf ein zeitnahes Ende des Crashs. In diesem Umfeld kommen die entscheidenden Signale von der Wall Street. Die Erfahrung zeigt, dass die Aktienkurse in einem Bärenmarkt um durchschnittlich 35 Prozent sinken. Orientiert man sich an diesem Durchschnittskurs, ist noch Luft nach unten, der größte Teil der Abwärtsbewegung könnte jedoch schon geschafft sein. Anleger sollten vor allem Ruhe bewahren und warten, bis sich die Lage entspannt hat. Das ist aktuell kein Markt für Tradings.


Über den Autor:
Reinhard Pfingsten arbeitet bei der Bethmann Bank als Investmentchef. Er ist außerdem Mitglied im Management Team des globalen Investment Centers der ABN-Amro-Gruppe, Muttergesellschaft der Bethmann Bank.

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