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Corona-Kampf und die Folgen „Wir nähern uns dem bedingungslosen Einkommen“

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Olaf Scholz hat nun einen Plan über neue Schulden in Höhe von 350 Milliarden Euro angekündigt, das sind fast 10 Prozent des deutschen BIPs. In den Vereinigten Staaten wurde schnell ein Notfallplan für die medizinische Forschung im Wert von fast 100 Milliarden US-Dollar beschlossen. Im Senat wird derzeit ein Konjunkturpaket diskutiert, das 2.000 Milliarden US-Dollar (fast 9 Prozent des BIP) erreichen könnte, und das fast 500 Milliarden US-Dollar für die direkte Verteilung an die Amerikaner, Steuererleichterungen, Krediterleichterungen für Unternehmen sowie öffentliche Investitionen umfasst.

Im Klartext: Wir nähern uns de facto dem Konzept des „bedingungslosen Einkommens“ und des „Helikoptergeldes“ an – also einer direkten Finanzierung von Projekten durch die Zentralbank und ohne den Bankensektor.

Was bedeutet diese beispiellose Situation für Investoren?

Die Frage nach der Dauer der Krise und der Geschwindigkeit des Aufschwungs ist dabei wesentlich. Damit steht und fällt alles andere. Sofern der Höhepunkt der Epidemie in zwei Monaten erreicht ist und es mit den Maßnahmen der Regierung gelingt, eine Kaskade von Konkursen zu vermeiden, dann könnte die Erholung schnell erfolgen. Dann wären die aktuellen Kurse attraktiv. Wenn nicht, ist es gut möglich, dass die Korrektur an der Börse weitergeht.

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Die Aktienbewertungen nähern sich allmählich einem akzeptablen Niveau: Das Kurs-Gewinn-Verhältnis „vor dem Virus“ und basierend auf den Zahlen von 2019 betrug 13,5 für den S&P 500-Index und fast 10 für den Eurostoxx-Index. Zugegebenermaßen werden die Schätzungen für 2020 deutlich nach unten revidiert werden, wobei die „Top Down“-Schätzungen jetzt in der Größenordnung von -30 Prozent liegen, was zu einem „Tiefststand“ des KGV 2020 von 19 beziehungsweise 15 führen würde.

Es ist schwierig zu sagen, welches dieser Szenarien wahrscheinlich eintreten wird. Wir halten es jedoch für ratsam, schrittweise, mit einer langfristigen Perspektive und mit einer sorgfältigen Bewertung der damit verbundenen Gesamtrisiken in die Portfolios zu reinvestieren. Ziel ist es zu vermeiden, dass man gegebenenfalls zu einem Verkauf gezwungen sein wird.

Über den Autor:
Jean-Marie Mercadal ist Investmentchef (Chief Investment Officer) bei der Fondsgesellschaft OFI Asset Management.

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