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Corona-Krise Offene Immobilienfonds zeigen robuste Performance

Spitze eines Altbaus: Offene Immobilienfonds kommen im Vergleich zu anderen Fonds gut durch die Corona-Krise.
Spitze eines Altbaus: Offene Immobilienfonds kommen im Vergleich zu anderen Fonds gut durch die Corona-Krise. | Foto: Unsplash.com

Die Corona-Krise hat die Fondsbranche im ersten Quartal 2020 kalt erwischt. Dem Branchenverband BVI zufolge zogen Investoren aus Publikumsfonds 13,9 Milliarden Euro ab. Besonders hart traf die Krise Aktienfonds, die netto 14,0 Milliarden Euro verloren. Bei Mischfonds belief sich das Minus auf 2,1 Milliarden Euro. Aus Geldmarktfonds flossen 0,3 Milliarden Euro ab. Offene Immobilienfonds gewannen hingegen ganze 3,9 Milliarden Euro von Anlegern hinzu.

Das hat auch schon einmal anders ausgesehen. Den Experten der Berliner Rating-Agentur Scope zufolge mussten in der Finanzkrise der Jahre 2008/2009 immerhin 18 offene Immobilienfonds im Wert von 26 Milliarden Euro geschlossen und abgewickelt werden, weil Anleger Milliardenbeträge abzogen und Anbietern deshalb an allen Ecken und Enden Liquidität fehlte. Das ist in der Corona-Krise definitiv nicht der Fall. Hier verfügten offene Immobilienfonds zeitweise im Schnitt sogar über Barreserven von rund 20 Prozent des Fondsvermögens, teilt Scope mit.

Grund für die Beliebtheit offener Immobilienfonds ist zum einen ihr Ruf, in Krisen eine sichere Wahl zu sein. Zudem sind die gesetzlichen Mindesthalte- und Kündigungsfristen für Fondsanteile strenger als in anderen Fondskategorien. Seit dem Jahr 2013 müssen Anteile an Immobilienfonds vor Rückgabe an die Fondsgesellschaft mindestens 24 Monate im Portfolio gehalten werden. Zudem gilt eine einjährige Rückgabefrist. Anleger müssen also bereits ein Jahr vor der gewünschten Rückgabe sagen, dass sie ihre Anteile abstoßen wollen.

„Diese Mechanismen sind ein Selbstschutz für Investoren, weil sie Panikverkäufe in Krisen verhindern“, sagt Michael Birnbaum, Pressesprecher von Kanam Grund. Der Leading Cities Invest (ISIN: DE0006791825) der Fondsgesellschaft sei ein Angebot der neuen Generation mit allen Regeln des Anlegerschutzes, darunter auch den auf ein Jahr verlängerten Kündigungsfristen. Die Cash-Quote sei im Leading Cities Invest generell vor Immobilienkäufen höher und nehme ab, wenn der Preis bezahlt sei. Ende Mai lag sie brutto bei 15 Prozent.

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Der von der DWS initiierte Grundbesitz Europa (DE0009807057) wartete im Mai mit noch höheren Barreserven auf. „Die Quote lag bezogen auf das Fondsvolumen bei 28 Prozent“, sagt Ulrich Steinmetz, Leiter für Publikums-Immobilienfonds bei der DWS. Beim Swiss Life Real Estate Living and Working (DE000A2ATC31) von Swiss Life Investment Management waren es sogar 31 Prozent.

Oft wissen Manager offener Immobilienfonds nicht, wo sie vorhandenes Kapital investieren sollen. Der Markt ist eng, denn seit einigen Jahren ist die Nachfrage nach Objekten hoch. Während der Corona-Krise verlangsamte sich zudem das Handelstempo, weshalb die Liquidität noch höher war als in normalen Marktphasen. „Vor allem im vollständigen Shutdown der Corona-Krise war wenig möglich“, sagt Klaus Speitmann, Vertriebsleiter für Publikumsfonds bei Swiss Life. Die Lockerungen der Regierung wirkten jedoch und seine Gesellschaft erhalte wieder Kaufangebote.

Zum Stichtag 31. Mai bestand der Swiss Life Real Estate Living and Working zu 39 Prozent aus Büroimmobilien, 29 Prozent aus Einzelhandelsobjekten, 17 Prozent Gesundheitsimmobilien und 16 Prozent Wohnimmobilien. Vor allem die Entscheidung, bei Einzelhandelsimmobilien auf Nahversorgungszentren zu setzen, sei Gold wert gewesen.

Wohn- und Gesundheitsimmobilien seien ebenfalls stabil, denn „gewohnt wird immer und die Gesellschaft wird immer älter“, sagt Speitmann. Die Corona-Krise zeige, dass klassische Nahversorgung nicht einfach durch Online-Angebote abgelöst werde. Auch andere Einzelhandelsimmobilien spielten weiter eine wichtige Rolle am Markt, während Konzepte, die heute schon in Schieflage geraten seien, noch tiefer in die Krise rutschten.

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