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Coronavirus Die Lage ist ernst, aber nicht aussichtslos

Produktion von Virustest-Kits in China: Die in Asien ergriffenen – zweifellos harten – Maßnahmen wirken.
Produktion von Virustest-Kits in China: Die in Asien ergriffenen – zweifellos harten – Maßnahmen wirken. | Foto: imago images / Xinhua

Italien meldet Höchststände bei Infizierten und Todesopfern, in Deutschland spricht das Robert-Koch-Institut von bis zu zehn Millionen Menschen, die sich innerhalb der nächsten Monate mit dem Coronavirus anstecken könnten, wenn die gegenwärtigen gesellschaftlichen Einschränkungen nicht ernsthaft befolgt würden. Die Situation ist also ernst, aber mitnichten aussichtslos.

Wie ist die Lage?

Ein Blick nach Asien zeigt, wie es gehen kann. In China liegt die Anzahl der aktuellen Neuinfektionen pro Tag im niedrigen zweistelligen Bereich. Die meisten, die dort positiv getestet wurden, sind jedoch aus dem Ausland eingereist. Auch die Südkoreaner haben die Krankheit mittlerweile gut im Griff. Das gleiche gilt für Singapur. Es zeigt sich: Die in Asien ergriffenen – zweifellos harten – Maßnahmen wirken. In Europa und in den Vereinigten Staaten wächst die Zahl der Infizierten indes exponentiell. Ein Grund für die rasant steigenden Fallzahlen ist unter anderem, dass erst seit Kurzem ausreichend Tests zur Verfügung stehen. Zudem kann die Inkubationszeit eine Woche oder länger betragen, die Statistiken werden demzufolge auch in der nächsten Woche weiter erschrecken.

Danach stehen die Chancen gut, dass sich die Kurve abflacht. Es ist damit zu rechnen, dass die jüngst ergriffenen Maßnahmen zur direkten Kontaktvermeidung innerhalb der Bevölkerung ihre Wirkung entfalten. Bis alle Patienten erfasst und versorgt sind, müssen die globalen Anstrengungen aufrechterhalten und befolgt werden. Dann können wir das Coronavirus ausrotten. Es spricht zwar vieles dafür, dass das Virus im nächsten Winter zurückkommt, aber dann ist die Welt viel besser darauf vorbereitet – und mit hoher Wahrscheinlichkeit kann es dann auch mit Impfstoffen und Medikamenten bekämpft werden.

Wie weit ist der Weg zu einem Impfstoff?

Viele Unternehmen der Healthcare- und Biotech-Branche arbeiten derzeit mit Hochdruck an der Entwicklung eines Impfstoffes. Bis es soweit ist, werden aber voraussichtlich noch mindestens zwölf bis 15 Monate vergehen. Optimistisch, aber nicht unmöglich sind auch erste Impfstoffe im Dezember dieses Jahres. Gleichwohl: Die Entwicklung eines Impfstoffes ist nur die eine Seite derselben Medaille. Auch die Herstellung von mutmaßlich 100 Millionen Impfdosen für die Weltbevölkerung bedeutet eine Kraftanstrengung für die Branche. Gut ist, dass nicht nur einzelne Firmen, sondern viele Unternehmen gleichzeitig an Impfstoffen arbeiten, darunter auch die großen Marktführer, die schnell entsprechende Kapazitäten aufbauen können. Positiv ist auch, dass das neuartige Coronavirus nach derzeitigem Stand und im Unterschied zur saisonalen Grippe kaum mutiert. Die Chancen stehen insofern gut, dass ein Impfstoff auch 2021 noch wirksam wäre.

Die Entwicklung und der Einsatz von Medikamenten können beim Kampf gegen das Coronavirus ebenfalls helfen. Es gibt zwei Ansätze: In China wird ein Medikament getestet, das ursprünglich gegen Ebola entwickelt wurde. Es hemmt die Replikation des Virus im menschlichen Körper. Eine weitere Idee setzt an einer anderen Stelle an. Bei vielen Patienten richtet nämlich nicht die Infektion mit dem Virus den größten Schaden an, sondern eine Art Überreaktion des Immunsystems – insbesondere bei älteren Menschen. Die Hoffnung ist, diese Spirale zu stoppen, was die Krankheit zwar nicht verhindern, aber die Mortalität erheblich senken würde. Solche Medikamente kommen zum Beispiel gegen Arthritis oder das HI-Virus zum Einsatz – und erste Untersuchungen deuten darauf hin, dass sie auch bei Covid-19 helfen könnten. Schnelle Fortschritte sind hier realistisch, weil die Medikamente bereits zugelassen sind. Nötig wären nur noch klinische Studien mit einigen Hundert Patienten in Krankenhäusern. Heilen diese schneller und treten keine neuen Nebenwirkungen auf, könnten schon im September oder Oktober gute klinische Daten vorliegen.

Wie reagiert der Biotech-Sektor?

Auch der Healthcare- und Biotech-Sektor ist gegen generelle Marktstimmungen und -schwankungen nicht immun. Wenn es so richtig regnet, werden alle nass. Der Shutdown trifft die gesamte Weltwirtschaft in einem Ausmaß, das niemand erwartet hatte – auch den Gesundheitssektor. Nicht unbedingt notwendige Operationen werden zwar verschoben, aber die Branche selbst ist vergleichsweise stabil. Bei Krebspatienten werden nicht plötzlich die Behandlungen unterbrochen, auch seltenen Krankheiten wird weiterhin maximale Aufmerksamkeit geschenkt. Im Vergleich zu globalen Indizes, wie dem MSCI World, hat sich der Healthcare-Sektor deutlich besser gehalten.

Fest steht aber auch: Die Geschäftszahlen der nächsten zwei Quartale werden aller Voraussicht nach nicht gut aussehen. Niemand weiß, wie lange die temporären Maßnahmen der weltweiten Politik andauern werden und welche konkreten Auswirkungen der aktuelle Abschwung an den Märkten mit sich bringen wird. Die Chancen stehen allerdings sehr gut, dass sich die Wirtschaft bis zum Sommer 2021 wieder normalisiert hat. Investoren können hier deshalb durchaus den Unterschied machen: Wer langfristig denkt und die kommenden Monate ausblenden kann, der erkennt, dass einige Qualitätsunternehmen aktuell zu einem deutlich attraktiveren Preis zu haben sind als noch vor wenigen Wochen.