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Corporate Governance in Schwellenländern „Bei ESG ist es nicht vernünftig, nach Schema F vorzugehen“

Von in Verantwortung für die ZukunftLesedauer: 4 Minuten
Chanda Kochar, Chefin der indischen ICICI Bank
Chanda Kochar, Chefin der indischen ICICI Bank: In Indien gehören die meisten der größten börsennotierten Unternehmen den Eigentümern, sie nehmen einen erheblichen Einfluss auf die Ausrichtung des Unternehmens. | Foto: Imago Images / Hindustan Times

DAS INVESTMENT: Frau Meloni, erkennen börsennotierte Schwellenländerunternehmen zunehmend die Notwendigkeit einer unabhängigen Kontrolle der Unternehmensführung?

Lucia Meloni, Candriam

Lucia Meloni: Wir sehen immer noch Unterschiede in den Corporate-Governance-Praktiken in Industrie- und Schwellenländern. In einigen Ländern wurden die Aufgaben und Funktionen des Verwaltungsrats sowie die Transparenz und Kommunikation mit den Aktionären gestärkt. Diese Volkswirtschaften stellen damit ihre Bereitschaft zur Verbesserung der Nachhaltigkeitsstandards unter Beweis. Es könnten jedoch weitere Fortschritte erzielt werden.

Welche Schwellenländer kommen bei der Corporate Governance gut voran?

Meloni: Festzuhalten ist: Die Corporate-Governance-Praktiken in den Schwellenländern verbessern sich, auch wenn es noch Spielraum für Verbesserungen gibt. Es gibt eine Reihe von Schwellenländern, in denen sich die Corporate-Governance-Standards und die ESG-Offenlegung in den vergangenen Jahren weiterentwickelt haben, darunter China, Indien, Südkorea und Taiwan.

Auch wenn sich viele Unternehmen in Schwellenländern in die richtige Richtung bewegen: Es gibt sicherlich weiterhin große Unterschiede zu den mittlerweile erreichten Standards in den entwickelten Märkten, oder?

Meloni: In der Tat beobachten wir trotz der erzielten Erfolge einen gewissen Rückstand bei den Praktiken der Schwellenländerunternehmen im Vergleich zu ihren Konkurrenten. Um ein Beispiel zu geben: Geschlechtervielfalt in Führungspositionen. Während die MSCI Emerging-Market-Unternehmen in Bezug auf die Vertretung von Frauen in der obersten Führungsebene dem Niveau des MSCI Europe und des MSCI US nahekommen, liegen sie in Bezug auf die Präsenz von Frauen in den Verwaltungsräten deutlich zurück. 

 

So richtig vergleichbar dürften die Schwellenländer mit den entwickelten Märkten wahrscheinlich auch in Zukunft nicht sein. Wie handhabt Candriam diese Problematik?

Meloni: Bei der Analyse der Unternehmensführung könnte man in der Tat versucht sein, globale Standards anzuwenden – warum sollte der südkoreanische Samsung-Konzern anders behandelt werden als Microsoft? Sollten unsere Standards für Schwellenländerunternehmen abgesenkt werden? Unsere Meinung dazu: Ein Verwaltungsrat ist ein Verwaltungsrat, und die Interessen von Minderheitsaktionären sollten weltweit geschützt werden.

Aber so einfach ist die Situation natürlich nicht.

Meloni: In Indien zum Beispiel gehören die meisten der größten börsennotierten Unternehmen den Eigentümern. Dadurch üben diese wenigen Eigentümer einen konzentrierten Einfluss aus, wodurch sie – oftmals zugleich als Gründer des Unternehmens – einen erheblichen Einfluss auf die Ausrichtung der Geschäftsführung haben, obwohl sie nicht mehr als Hauptaktionäre oder Führungskräfte wirken. Aus globaler Sicht kann diese Situation Fragen zum Risiko potenzieller Interessenkonflikte oder einen gewissen Mangel an Transparenz aufwerfen.

Ein ähnliches Beispiel finden wir in Südkorea bei den Familienkonzernen. Hier ist die Frage: Kann ihre Unternehmensführung wirklich unabhängig vom Einfluss der Gründerfamilie sein?

Wie geht Candriam mit diesen regionalen Besonderheiten um, um Corporate-Governance-Aspekte für eine gedeihliche Entwicklung der Kundenportfolios zu berücksichtigen? 

Meloni: Als verantwortungsbewusster Investor und Asset Manager nachhaltiger Schwellenländerstrategien engagiert Candriam sich bei Unternehmen aus den aufstrebenden Volkswirtschaften für jeden der Faktoren E, S und G. Aus unserer Erfahrung haben wir gelernt, dass es nicht sinnvoll ist, einfach nach Schema F vorzugehen. Besser ist es, uns zusätzlich zu den Standardinformationen übergreifende Orientierung zu verschaffen, um optimale Analyseergebnisse zu erzielen. Und für uns ist es letztlich unabdingbar, dass die Unternehmen nicht nur über nötige Veränderungen bei der Corporate Governance reden, sondern auch entsprechend handeln.

Möchten Sie mehr über dieses wichtige Anlagethema erfahren? Klicken Sie hier, um den Candriam-Bericht zu Corporate Governance in den Schwellenländern zu lesen!

Über die Interviewte:

Lucia Meloni arbeitet seit 2011 als ESG-Analystin bei Candriam. Neben ihrer heutigen Rolle als Leitende ESG-Analystin für den Finanzsektor koordiniert Meloni die Corporate-Governance-Analyse im Rahmen des ESG-Modells von Candriam und entwickelt auf die verschiedenen Anlageklassen und länderspezifischen Gegebenheiten angepasste Prozesse. 

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