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Dax und M-Dax: Corporate Governance ist verbesserungswürdig

Die Qualität der Unternehmensführung in Deutschlands führenden Börsenunternehmen hat sich zuletzt leicht verschlechtert. Das ist das Ergebnis des aktuellen Corporate-Governance-Rankings von Union Investment. Der Vermögensverwalter führt es zusammen mit dem Stimmrechtsberater Ivox Glass Lewis einmal im Jahr durch.
Das durchschnittliche Dax-Unternehmen erhält darin in Sachen Corporate Governance die Schulnote 2,8 (Vorjahr: 2,7). Die Unternehmen des M-Dax schneiden mit 3,6 deutlich schwächer ab (Vorjahr: 3,3). Die Werte für jedes einzelne Unternehmen stehen unten in den Tabellen.
Corporate Governance bezeichnet ein System von Regeln, Verfahren und Strukturen, nach denen ein Unternehmen geführt und überwacht wird. Eine gute Unternehmensführung soll helfen, Risiken zu minimieren, das Image von Unternehmen zu schützen und den Zugang zu Kapital zu erleichtern. Governance ist einer der drei Kernpfeiler nachhaltiger Finanzanlage und stellt das „G“ in ESG (ökologische, soziale und Governance-Kriterien bei der Geldanlage).
Union Investment hat das Ranking jüngst zum siebten Mal für den Dax und zum fünften Mal für den M-Dax durchgeführt. Die Kriterien wurden zuvor inhaltlich überarbeitet. „Wir haben die Latte bei den Anforderungen höher gelegt“, erklärt Vanda Rothacker, Senior ESG-Strategin mit Schwerpunkt Corporate Governance bei Union Investment. Besonders bei der Aufsichtsratszusammensetzung, der Vorstandsvergütung und dem Frauenanteil im Top-Management wurden die Bewertungskriterien verschärft.
Infineon und TAG Immobilien führen das Ranking an
Im Dax konnte sich der Chip-Hersteller Infineon mit der Note 2 an die Spitze setzen. Die Schlusslichter bilden die Porsche AG (Note 5+) sowie die Porsche Automobil Holding SE (Note 5). Im M-Dax führt TAG Immobilien mit Note 2- das Ranking an.
Auffällig ist die große Spanne im M-Dax: Acht Unternehmen erreichten nicht einmal die für eine ausreichende Leistung nötige Mindestpunktzahl von 50 Punkten. Zu diesen gehören Bechtle, Rational, United Internet, Auto1 Group, Hypoport, Nemetschek, CTS Eventim und Traton.
„Wenn man im Ranking weiter nach unten schaut, wird es düster. Hier haben die Unternehmen noch sehr viele Hausaufgaben zu machen“, kommentiert Rothacker die großen Unterschiede im M-Dax.
Schwachstellen bleiben bestehen
Obwohl die Corporate Governance zunehmende Aufmerksamkeit erfährt, bleiben einige Defizite hartnäckig bestehen, wie Union Investment feststellt. „Dauerbrenner im Blick auf Governance-Defizite bleiben leider die Themen Unabhängigkeit und Ämterhäufung“, stellt Rothacker fest.
Carola Schroeder, Leiterin Portfoliomanagement bei Union Investment, betont, dass die Untersuchung die Unternehmen vor allem anregen solle, etwas an ihrer Corporate Governance zu verbessern: „Das Ranking möchte für die Wichtigkeit des Themas sensibilisieren und Defizite offenlegen.“ Die Unternehmen sollten die Ergebnisse „nicht als Kritik, sondern als Ansporn verstehen“.
Schroeder plädiert zudem dafür, Corporate Governance nicht isoliert zu betrachten, sondern in einen breiteren ESG-Kontext einzubetten: „Nachhaltigkeit ist fundamental geworden. Wir wollen als Treuhänder die Transformation der Unternehmen zu mehr Nachhaltigkeit aktiv begleiten.“
Methodischer Ansatz
Das Ranking basiert auf einer quantitativen Analyse von 80 Fragen aus sieben relevanten Themenfeldern:
- Kapital
- Vorstand
- Aufsichtsrat
- Vorstandsvergütung
- Aufsichtsratsvergütung
- Abschlussprüfung
- Transparenz und Aktionärsrechte
Die Bewertungspunkte werden auf einer Skala von 0 bis 3 gewichtet, wobei maximal 100 Punkte erreicht werden können. Diese Gesamtpunktzahl wird anschließend in ein Schulnotensystem übersetzt, bei dem mindestens 50 Punkte für eine ausreichende Leistung (Note 4) nötig sind.
Um Objektivität und Vergleichbarkeit sicherzustellen, berücksichtigt das Ranking ausschließlich öffentlich verfügbare Daten mit Stand Januar 2025.