LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche

Themen-Experte Die Spezialisten für globale Geldanlage

ANZEIGE
Aktualisiert am 09.06.2020 - 16:16 Uhrin Die Spezialisten für globale GeldanlageLesedauer: 7 Minuten
ANZEIGE

Corporate Governance in Schwellenländern „Die Verzögerung im Aufholprozess schafft etwas Wertvolles“

Seite 2 / 3

Ein weiteres wichtiges Thema ist der Schutz der Minderheitsaktionäre: Inwieweit kommen die Länder hier voran?

Sehgal: Aufsichtsbehörden und Unternehmen in den Schwellenländern können mehr tun, um die Gleichbehandlung von Minderheiten fördern – indem sie beispielsweise die Offenlegung von Transaktionen mit verbundenen Unternehmen verbessern oder die Zustimmung der Anteilsinhaber zu solchen Transaktionen einfordern.

Immer mehr Regulierungsbehörden haben allerdings Maßnahmen ergriffen, um die Stellung von Minderheitsaktionären zu stärken. Etwa indem sie ihnen mehr Mitspracherechte bei Transaktionen innerhalb eines Unternehmenverbunds einräumen. In ihrer globalen jährlichen Studie „Ease of Doing Business“ stellte die Weltbank fest: Volkswirtschaften mit niedrigem Einkommen haben bei der Transparenz dieser Transaktionen zwischen Tochtergesellschaften eines Unternehmens in den vergangenen zehn Jahren zu den einkommensstarken Ländern der Developed Markets aufgeschlossen.

Greifen Sie doch bitte ein beispielhaftes Land aus den Schwellenmärkten heraus, in dem ein verbesserter Shareholder Value entstanden ist.

Sehgal: Nehmen wir Südkorea. Die Börsenbewertung Südkoreas liegt historisch im Durchschnitt hinter der Asiens oder dem Rest der Welt zurück, nicht zuletzt wegen tradierter Governance-Bedenken: In Südkorea wirtschaften gigantische multinationale Konzerne mit bis zu 50 und mehr Tochterunternehmen auf häufig sehr intransparente Weise – was ihre Bewertungen mit einem „Korea-Rabatt“ versieht.

Diese Situation dürfte sich aber ändern. Der National Pension Service (NPS), staatlicher Pensionsfonds und führender institutioneller Investor Südkoreas, hat sich mit der Annahme eines Stewardship Code im Jahr 2018 das Ziel gesetzt, eine strenge Governance einzuführen. NPS übt seither unnachgiebig sein Stimmrecht aus, um den Shareholder Value zu steigern. So stimmte der staatliche Pensionsfonds Anfang 2019 gegen die Wiederwahl des juristisch in Bedrängnis geratenen Vorsitzenden der südkoreanischen Fluggesellschaft Korean Air (KAL) in den Vorstand und konnte ihn blockieren. Der NPS sucht überdies das Gespräch mit Unternehmen, die unabhängigen Analysen zufolge eine zu geringe Dividende ausschütten.

Wenn einer anfängt, ziehen andere mit: Könnten die Maßnahmen des NPS zur Förderung des Shareholder Value andere institutionelle Anleger veranlassen, sich für ähnliche Anliegen einzusetzen?

Sehgal: Der insgesamt gestiegene Druck dürfte tatsächlich dazu führen, dass südkoreanische Unternehmen höhere Erträge an Anleger ausschütten werden. Die bisherigen Zahlen sind eindrucksvoll: Die Dividendenausschüttungsquote in Südkorea verdoppelte sich nahezu von 11,1 Prozent Ende 2013 auf 20,6 Prozent Ende 2018. Es könnte Raum für weiteres Wachstum geben – die Quote liegt noch deutlich unter den 36,8 Prozent des Schwellenländeruniversums!

Könnten Sie ein großes Unternehmen in Südkorea nennen, das seine Dividendenausschüttungen erhöht hat?

Sehgal: Zu den Unternehmen, die in den vergangenen Jahren Fortschritte erzielt haben, gehört der Smartphone- und Halbleiterhersteller Samsung Electronics. 2015 beschloss der Konzern, eine neue, zunächst auf drei Jahre angelegte Renditepolitik für die Aktionäre zu etablieren – die zu höheren Dividenden und Aktienrückkäufen geführt hat. Ferner hat das Unternehmen 2017 mit der vierteljährlichen Dividendenzahlung begonnen: Aktionäre können damit mit einer gleichmäßigeren Ausschüttung kalkulieren.