Merger-Experte Kai Lucks
Das spricht gegen den Hafen-Deal mit China
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Kai Lucks ist Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Mergers & Acquisitions. Foto: Bundesverband Mergers & Acquisitions
Mit dem Einstieg der Reederei Cosco in den Hamburger Hafen erhält China Zugang zu vertraulichen Informationen über den zentraleuropäischen und atlantischen Containerverkehr, ist Kai Lucks überzeugt. Hier skizziert der Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes Mergers & Acquisitions Motive der Chinesen und sagt, warum Europäer bei See-, Fluss- und Flughäfen keine Kompromisse machen sollten.
Kurzgefasst: Das staatliche Wirtschaftsverständnis, das unsere Industrie dirigiert, ist von gestern. Das chinesische Modell, das ja keine kartellrechtliche Steuerung und keine Abgrenzung gegenüber Staat und Wertschöpfungspartnern kennt, kann die oben genannten neuen Wirtschaftsmodelle ganz ungeregelt und unlimitiert umsetzen.
Das chinesische Modell der entgrenzten Wirtschaftsordnung erlaubt und fördert die Umsetzung der oben genannten Unternehmenskonzepte. Vor dem Hintergrund der strikt strategischen Denkweise, wie sie XI Jinping im Volkskongress durchsetzt, sind die Beteiligungen der Chinesen, etwa im Logistikbereich bei Seehäfen, Binnenhäfen und Flughäfen kein Zufall. Die Quasi-Einzelbeteiligungen stellen sich letztlich als ein staatlich forciertes Netzwerk auf, in dem die Entgrenzung von Unternehmen längst praktiziert und unternehmerische Ökosysteme mit weltweitem Führungsanspruch längst durchgesetzt werden.
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Kurzgefasst: Das staatliche Wirtschaftsverständnis, das unsere Industrie dirigiert, ist von gestern. Das chinesische Modell, das ja keine kartellrechtliche Steuerung und keine Abgrenzung gegenüber Staat und Wertschöpfungspartnern kennt, kann die oben genannten neuen Wirtschaftsmodelle ganz ungeregelt und unlimitiert umsetzen.
Das chinesische Modell der entgrenzten Wirtschaftsordnung erlaubt und fördert die Umsetzung der oben genannten Unternehmenskonzepte. Vor dem Hintergrund der strikt strategischen Denkweise, wie sie XI Jinping im Volkskongress durchsetzt, sind die Beteiligungen der Chinesen, etwa im Logistikbereich bei Seehäfen, Binnenhäfen und Flughäfen kein Zufall. Die Quasi-Einzelbeteiligungen stellen sich letztlich als ein staatlich forciertes Netzwerk auf, in dem die Entgrenzung von Unternehmen längst praktiziert und unternehmerische Ökosysteme mit weltweitem Führungsanspruch längst durchgesetzt werden.
Wir haben dies in den chinesischen Modellen unter der Bezeichnung neue Seidenstraße oder „16 plus 1“ längst erlebt. Die neue Seidenstraße erschließt und dominiert nicht nur den eurasischen Raum, sondern reicht über die ganze Welt, einschließlich noch Nord- und Südamerika. Mit 16 + 1 untergräbt China systematisch europäische Wirtschaftssouveränität und damit auch den Zusammenhalt in der Europäischen Union. Im Jahr des 100-jährigen Jubiläums der chinesischen Kulturrevolution, nämlich 2049, will China auf allen strategisch entscheidenden Gebieten weltweit führend sein. Die Weltmarktpositionen werden durch stabile regionale Positionen abgesichert, so etwa durch die flächendeckende Beteiligungsstrategie im Logistikbereich.
Chinesen werden damit jeden lokalen Partner gegen jeden anderen ausspielen können. In der Diskussion um den Hamburger Hafen haben sie bereits gezeigt wo der wirkungsvollste Hebel liegt, nämlich beim geographischen Nachteil des Hamburger Elbhafens gegenüber Rotterdam, direkt an der Nordsee und zugleich der größte Seehafen Europas. Mit neuen Schiffsgenerationen und der weiteren Entwicklung der Logistik wird Hamburg gegenüber Rotterdam noch mehr in Rückstand geraten.
Alle Beteiligungen der Chinesen weltweit haben gezeigt, dass China rein nationalistische Interessen verfolgt und die Interessenlagen ihrer lokalen Partner dagegen zurückgestellt. Insofern ist die Zusage, dass eine Beteiligung der chinesischen Cosco die strategisch-wirtschaftliche Position des Hamburger Hafen verbessert und für die Zukunft im Wettbewerb mit Rotterdam absichert, ein reines werbliches Argument, das in keiner Weise unternehmerisch belastbar ist.
Ganz im Gegenteil lässt diese Argumentationslinie durchblicken, dass der chinesische Staat durch Cosco hindurchregieren kann und auch durchregieren wird, wobei die ureigensten staatlichen Interessen durchgesetzt werden. Diese sind nicht nur wirtschaftlicher Natur, sondern auch der Durchsetzung nationaler Machtinteressen geschuldet.
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