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Crashtest-Sieger Frank Lübberstedt über den deutschen Aktienmarkt „2014 war ein extrem herausforderndes Jahr“

Lesedauer: 6 Minuten
Frank Lübberstedt, Berater des Acatis Aktien Deutschland ELM
Frank Lübberstedt, Berater des Acatis Aktien Deutschland ELM
DER FONDS: Sie kommen gerade von einem Unternehmensgespräch. Wie war es?

Frank Lübberstedt: Spannend. Das dänische Pharmaunternehmen Novo Nordisk hat sich deutschen Investoren präsentiert.

Crashtest: Die besten Aktienfonds Deutschland

  Fonds Punkte
Gesamt
Pkt.
Perfor-
mance
Pkt.
Stress-
test
Pkt.
Rating
Vol. in
Mio. €
1 Acatis Aktien Deutschland ELM 222 84 88 50 121
2 DB Platinum III Platow 213 90 43 80 56
3 Julius Baer German Value Stock Fund 159 53 61 45 88
4 Swiss & Global AM Deutsche Aktien 158 59 49 50 57
5 Concentra 150 30 56 64 1,989
54 weitere Fonds >>
Sortierkriterium: Punkte Gesamt, Quelle: Testverfahren DER FONDS, Berechnung und Daten: FWW Fundservices GmbH (Stichtag: 10. Dezember 2014)
Quelle: Sortierkriterium: Punkte Gesamt, Quelle: Testverfahren DER FONDS, Berechnung und Daten: FWW Fundservices GmbH (Stichtag: 10. Dezember 2014)


Aus Dänemark? Investieren Sie auch außerhalb Deutschlands?

Wir halten uns offen, auch in Märkte mit ähnlichen Geschäftsgebaren wie in Deutschland zu investieren. Etwa in Dänemark, Holland, Österreich oder der Schweiz. Wenn wir dort Unternehmen finden, die es hier so nicht gibt, greifen wir zu. Aus Dänemark haben wir zum Beispiel den Hörgeräte-Hersteller William Demant im Portfolio. Außerdem verschwimmen die Grenzen immer mehr. Genaugenommen ist die Airbus-Gruppe ein niederländisches Unternehmen mit Firmensitz in Leiden, ist aber im deutschen M-Dax notiert.

Wie war 2014 für Sie als überzeugter Value Investor?

Im Rückblick war es super, der Fonds ist im Plus und wir haben den Markt outperformt. Es war aber ein extrem herausforderndes Jahr. Wir sind mit zwei Boom-Jahren im Rücken gestartet. 2012 und 2013 ist der deutsche Aktienmarkt schon um rund 25 beziehungsweise 30 Prozent gestiegen. Dieser Anstieg war vor allem liquiditätsgetrieben durch die EZB-Politik. Die Bewertungen der Unternehmen waren sehr hochgelaufen. Für uns war es daher schwer, unterbewerte Titel zu finden. In so einer Situation ist es wichtig, konsequent zu bleiben. Man darf sich nicht von der Gier anstecken lassen.

Sie mögen keine Boom-Märkte?

Natürlich steigen in einem Boom-Markt auch die Kurse der Aktien in unserem Portfolio. Aber wir finden dann kaum noch gute Anlagemöglichkeiten. Als der Dax im Oktober bis auf fast 8.300 Punkte abgesackt war, hatten wir wieder mehr Spaß. Wir hatten im Sommer 2014 eine Cash-Quote von 20 Prozent, die haben wir dann im Oktober auf 7 Prozent abgebaut. Wir konnten viele Unternehmen von unserer Watchlist zu sensationellen Preisen nachkaufen.

Mittlerweile haben sich die Kurse wieder erholt und schwanken stark. Wie sind die Bewertungen der Unternehmen zurzeit?

Vor vier Jahren wurde man von unterbewerteten Value-Investments erschlagen. Man konnte fast blind in den Topf hineingreifen. Heute ist eindeutig die Zeit der Stockpicker. Sie finden immer noch genügend unterbewerte Unternehmen, und wir haben auch tolle niedrig bewertete Titel im Portfolio, aber sie müssen danach suchen.

Gibt es bestimmte Sektoren, in denen Sie zurzeit fündig werden?

Nein, kann man nicht sagen. Ich betrachte mein Anlageuniversum auch nicht in Sektoren, sondern teile es in drei Segmente. Das sind erstens sehr stetige Unternehmen. Sie sind oft inhabergeführt, gute Bilanzen, stetes Gewinnwachstum, kein zyklisches Geschäftsmodell. Hier haben wir im Sommer zum Beispiel Rational, einen der Weltmarktführer für Dampfgarer, gekauft. Zweitens schauen wir nach Turnarounds; nach Unternehmen, die auf dem besten Wege sind, aus ihrer Krise wieder herauszukommen. Aus diesem Bereich haben wir im Herbst Heideldruck ins Portfolio genommen. Die dritte Kategorie sind Unternehmen, die eigentlich gut aufgestellt sind, aber ein temporäres Margenproblem haben, das sie bald lösen können. Beispiel hierfür ist unsere größte Fondsposition Rofin Sinar, ein Hersteller von Laserquellen.

Und was bringt 2015? Eine Fortsetzung des Booms oder den Absturz?

Wir haben keine Marktmeinung. Wir kaufen keine Aktien, weil der Markt steigt oder fällt. Daher analysieren wir auch nicht die Märkte, sondern Unternehmen. Eine Blase kann ich am deutschen Aktienmarkt aber nicht erkennen, bislang ist keine Euphorie zu spüren, eher gibt es noch viel Skepsis gegenüber Aktien. Ein guter Indikator ist auch die Aktienquote der Versicherer, und die ist noch extrem niedrig bei 2 bis 3 Prozent. Ihre höchste Aktienquote hatten Versicherer im Jahr 2000. Ich persönlich bin optimistisch für den Aktienmarkt, würde mit aber einen nicht ganz so stark steigenden Markt wünschen. Dann würde zu viel Gier in den Markt kommen. Für uns ist es schwierig, wenn die Märkte irrational getrieben werden.

Rechtfertigen die Unternehmensgewinne einen weiteren Kursanstieg?

Ja, 2014 wurden kaum Überbewertungen aufgebaut. Einen Kursanstieg von 7 bis 10 Prozent pro Jahr können Unternehmensgewinne und die Entwicklung von Unternehmen allgemein tragen. Würden die Märkte aber um 25 Prozent steigen, hätten wir am Jahresende wohl wieder massive Überbewertungen.

Und was ist nun mit Novo Nordisk?

Das ist ein sensationelles Unternehmen. Solche Titel werden immer mit einer Prämie bewertet, die gibt es nie zum Schnäppchenpreis. Hier muss man darauf achten, dass man nicht mehr als die übliche Prämie zahlt. In den nächsten zwölf Monaten gibt es Faktoren, die für die operative Entwicklung des Unternehmens sehr wichtig sind. Wir schauen es uns jetzt genauer an und nehmen es auf unsere Beobachtungsliste.

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