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Crashtest US-Aktienfonds: Retrowelle

Quelle: Fotolia
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„Es ist viel einfacher, eine gegenläufige Meinung zu haben, wenn man besser liegt als der Markt“, sagt Bill Miller. Der Manager des US-Aktienfonds Legg Mason Value hatte es zwischen 2005 und Anfang 2009 besonders schwer. Nachdem der Fonds zuvor 15 Jahre in Folge den Vergleichsindex S&P 500 geschlagen hatte, begann 2005 eine Pechsträhne, die Anfang 2009 ihren Höhepunkt erreichte. Im Januar fuhr die Vermögensverwaltung Legg Mason die höchsten Verluste seit 25 Jahren ein. Hauptgrund: Der Fonds von Bill Miller, der allein 2008 fast 57 Prozent seines Werts verlor. Daraufhin zogen Anleger Milliardenbeträge ab.

Dieser Artikel stammt aus der aktuellen Ausgabe von DAS INVESTMENT (November 2009). 
 
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Jahrelang genoss Miller in den USA fast schon Kultstatus. Als „Veteran der Finanzbranche“ beschreibt ihn Chetan Modi, Analyst der Rating-Agentur Morningstar. Seit der Gründung des Legg Mason Value Trust 1982 war Miller als Co-Manager tätig, 1990 übernahm er die alleinige Verantwortung für den Fonds. Auch der 1998 gegründete Legg Mason Value Fund, ein in Irland registrierter Klon mit Deutschland-Zulassung, wurde zunächst von Bill Miller gemanagt. 2006 stieß die Large-Cap-Spezialistin Mary Gay hinzu, die mittlerweile als Co-Managerin den irischen Ableger verantwortet.

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Starmanager Miller hatte 2008 Aktien wie AIG und Freddie Mac im Portfolio

Laut Modi scheint Miller die Auswirkungen der Kreditmarktturbulenzen auf die Finanzunternehmen unterschätzt zu haben. So hatte der Starmanager 2008 unter anderem Aktien maroder Finanzinstitute wie AIG und Freddie Mac in seinem Portfolio. Auch die Trends auf dem Häusermarkt schätzte Miller völlig falsch ein, sodass er Aktien von Bauträgergesellschaften nach ihrem ersten Einbruch im Jahr 2005 kaufte. Papiere von Energieunternehmen, die in den zurückliegenden Jahren zu den wenigen Lichtblicken des Markts zählten, ignorierte er dagegen völlig.

Kein Einzelfall. Auch Gregg Powers, Berater des North American Value Fund von Nordea, lag mit seiner Portfoliozusammensetzung massiv daneben. Vor allem Aktien kleinerer amerikanischer Banken sowie Konsumtitel seien für die negative Performance von minus 56,7 Prozent im vergangenen Jahr verantwortlich, so Powers.

Motorola-Aktie, die zweitgrößte Position in Powers Portfolio, hat seit Jahresanfang eine Rendite von 120 Prozent erzielt

„Viele Titel und Branchen, die im Krisenjahr 2008 stark underperformed hatten, haben sich mittlerweile wieder erholt“, erklärt der Manager der in Florida ansässigen Vermögensverwaltung Private Capital Management. Motorola beispielsweise, die zweitgrößte Position in seinem Portfolio, habe seit Jahresanfang eine Rendite von 120 Prozent erzielt. Die Krise habe ihn Vorsicht gelehrt, so Powers weiter. Anfang 2009 habe er die Positionen im Konsum- und Finanzsektor reduziert, die Energiepositionen ausgebaut und die Barreserve von 0 auf 7 Prozent erhöht.

Auch Miller will seine Investmentstrategie anpassen und seine negative Haltung hinsichtlich Energie- und Rohstofftiteln in Zukunft überdenken. Dem Kern seiner Strategie bleibt er jedoch treu.

Beim Nordea North American Value ist der Name Programm: Powers investiert hauptsächlich in Substanzwerte. Dabei ist für den Nordea-Berater der zukünftige freie Cash-flow eines Unternehmens ausschlaggebend. Powers kauft nach eigenen Angaben nur Titel, die mit 50 bis 60 Prozent Abschlag auf den inneren Wert gehandelt werden. Neben Motorola gehören unter anderem der IT-Riese Hewlett Packard sowie CA, ein Hersteller von Business-Software, zu seinen Top-Positionen.

Bill Miller nimmt das Value im Fondsnamen nicht so genau

Bill Miller hingegen nimmt das Value im Fondsnamen nicht so genau. Er kauft zwar in der Regel ebenfalls Wertpapiere, die mit einem großen Abschlag auf den inneren Wert gehandelt werden. „Was wir anders machen als andere, ist, dass wir überall nach diesem Wert suchen“, erklärt Miller seine Investmentphilosophie. Mit anderen Worten: Miller kauft am liebsten Aktien, die keiner haben will. Dabei setzt er auch auf Branchen wie das Internet, die nicht zum Universum klassischer Value-Investoren gehören. So zählen sowohl Papiere wachstumsstarker Unternehmen wie der Internet-Auktionsplatt-form Ebay oder des Suchmaschinen-Anbieters Yahoo als auch typische Value-Investments, etwa Hewlett-Packard, zu seinen Top-Ten-Holdings.

Jimm Goff, Manager des Janus US Research Fund, investiert hingegen hauptsächlich in Wachstumswerte. Unter seinen Top-Positionen befinden sich Unternehmen, die auf innovative Telekommunikationstechnologien setzen wie der Blackberry-Hersteller Research in Motion, aber auch Hardware-Standardwerte wie Apple. Beide Titel haben seit Jahresanfang eine Performance von jeweils rund 105 Prozent erzielt.

Auch Janus-Manager Goff hatte nicht immer ein glückliches Händchen für gute Aktienauswahl. Zu seinen Missgriffen zählten beispielsweise Fannie Mae sowie die Konsumgüterhersteller Tiffany und Avon. Im Krisenjahr 2008 büßte der Janus US Research 45,4 Prozent seines Werts ein. Zu den Marktbeobachtern, die ihn damals dennoch nicht abschrieben, gehört Morningstar-Analyst Andrew Gogerty: „Der Fonds ist noch lange nicht am Ende“, schrieb er im Mai – und behielt recht: Seit dem im März markierten Tief legte der Janus US Research rund 59 Prozent zu (Stichtag: 7. September). „Dank der Geduld des Management-Teams in den turbulenten Herbstmonaten 2008 profitiert der Fonds von der Trendwende am Aktienmarkt“, so Gogerty heute.

Das Portfolio des Janus US Research stellen 37 Analysten, die sich auf sieben Teams verteilen, zusammen. Dabei ist jedes Team für einen der Sektoren zuständig. Das nach dem Bottom-up-Prinzip konstruierte Portfolio soll sektorneutral sein. Die Anzahl der gehaltenen Positionen schwankt zwischen 70 und 90.
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