Credit Default Swaps Noch kein Drama bei den Ausfallrisiken
Die Lage an den Märkten ist zwar angespannt – allerdings mögen Investoren in ihr offenbar auch kein nie dagewesenes Drama erkennen. Das ist die Quintessenz einer Untersuchung aus dem Hause HQ Trust. Marcel Müller, Leiter des Portfoliomanagements bei dem Multi-Family-Office, hat sich dafür die Risikoprämien sogenannter Credit Default Swaps angesehen.
Credit Default Swaps (CDS) funktionieren quasi wie eine Versicherung. Sie sichern Anleger gegen den Ausfall bestimmter Anleihen ab. Der Sicherungsnehmer bezahlt eine Gebühr und erhält bei Eintritt eines zuvor festgelegten Kreditereignisses, etwa der Insolvenz des Schuldners, eine Ausgleichszahlung. Je wahrscheinlicher es ist, dass der Schuldner nicht zahlen kann, desto teurer wird es, sich dagegen zu versichern: Die Risikoprämie steigt.
Müller hat sich angesichts der Corona-Krise die fünfjährigen CDS-Prämien für Anleihen der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer angesehen. Diese hat er mit den Ständen vergangener Krisen verglichen. Für seine Berechnung hat Müller die CDS-Prämien der Staaten seit 2007 ermittelt und in zehn gleich große Dezile eingeteilt.
CDS-Prämien steigen zwar an, sind aber von früheren Krisenständen weit entfernt
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Demnach sind die Risikoaufschläge, die sogenannten Spreads, in der aktuellen Krise zwar gestiegen. Sie haben sich aber noch lange nicht in solche Höhen geschwungen, die sie in vergangenen Krisen schon erklommen hatten. Die relativ höchsten CDS-Prämien liefert derzeit Italien (8. Dezentil), allerdings sind auch die Prämien für Portugal (4. Dezentil) und Spanien (5. Dezentil) recht hoch. Am geringsten stufen Investoren dagegen die Ausfallrisiken von Schweden, Dänemark und Deutschland ein.
„Schaut man auf die aktuelle Aufteilung der Dezile, sind die Investoren noch relativ entspannt“, findet Müller. Denn auf die ersten drei Dezile entfallen laut der Untersuchung 33 Prozent der Anleihen, auf das achte Dezentil dagegen nur 5 Prozent.
Müller weiter: „In vergangenen Krisen sahen die Märkte die Lage weitaus dramatischer: Während der Finanzmarktkrise im Jahr 2009 waren 61 Prozent der Staatsanleihen im höchsten Dezil, bei der Eurokrise 2011 sogar 95 Prozent.“
Das Vertrauen der Investoren dürfte nicht zuletzt die jüngsten Zusagen internationaler Notenbanken beflügelt haben: In der Corona-bedingten Wirtschaftskrise haben die Währungshüter aus Fed, EZB und Co. zugesichert, die Märkte durch Wertpapierkäufe und teils auch Zinssenkungen massiv stützen zu wollen.