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Credit-Suisse-Experte „Digitalisierung revolutioniert das Gesundheitswesen“

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Die Gründe für die verzögerte Revolution des Gesundheitssektors durch neue Technologien sind vielfältiger Natur, je nach Unternehmen oder Art der Produkte und Dienstleistungen. Ein Grund, der sich mehr oder weniger quer durch die gesamte Industrie zieht, ist die rechtliche Unsicherheit, wie gesundheitsbezogene Kundendaten in der digitalen Welt verwendet werden können. Allerdings werden zwei Faktoren in den kommenden Jahren der Digitalisierung zum Durchbruch verhelfen: Erstens sind aktuell sehr viele Regulatoren aktiv dabei, das rechtliche und regulatorische Fundament für neue technologiebasierte Lösungen im Gesundheitsbereich zu etablieren, und zweitens sind die Kosten im Gesundheitswesen global derart angestiegen, dass gehandelt werden muss.

Die Digitalisierung des Gesundheitswesens besitzt zum Teil regulatorische, zum Teil disruptive Komponenten. Normalerweise hält Regulation die Innovation/Disruption eher zurück (z.B. Uber), im Fall von Digital Health sind die Regulatoren auf der ganzen Welt die größten Treiber hinter der Entwicklung!

Tragweite der Revolution des Gesundheitswesens durch die Digitalisierung
Die Auswirkungen der Digitalisierung im Gesundheitswesen werden weitreichend sein. Ein Grund dafür sind die enormen Kosten, die durch die verbesserte Effizienz und Innovation/Disruption eingespart werden können. Der Einfluss der kommenden Digitalisierung im Gesundheitswesen kann unserer Meinung nach in drei Bereiche eingeteilt werden: Forschung und Entwicklung, Behandlungen und Effizienz.

Der Bereich „Forschung und Entwicklung“ beinhaltet unter anderem biowissenschaftliche Geräte und Dienstleistungen, durch Molekularbiologie und Artificial Intelligence (AI) unterstützte Diagnostik sowie präzise Gensequenzierung. Ein Beispiel für diese Gensequenzierung ist das Humangenomprojekt (Human Genome Project), das bereits im Jahre 1990 gegründet wurde, um die komplette DNA eines Menschen zu entschlüsseln. Aufgrund der verbesserten Rechenkapazitäten sind die Kosten der Sequenzierung eines menschlichen Genoms gemäss National Human Genome Research Institute in den letzten Jahren von ca. 100 Millionen US-Dollar auf aktuell nur noch ungefähr 1 000 US-Dollar gefallen. Dies erlaubt es, in Zukunft Krankheiten besser zu verstehen und neue Behandlungen zu entwickeln.

Der Bereich der „Behandlungen“ ist möglicherweise der am breitesten gefächerte bezüglich Einfluss der Digitalisierung. Wichtige Anwendungen finden sich im Bereich der Biotechnologie, Medizinaltechnologie, Operationsrobotern, personalisierten Medikamenten und neuartigen Implantaten. Die Möglichkeit, Gene zu verändern, könnte in der personalisierten Krebstherapie Durchbrüche erzielen. Gemäß aktuellen Einschätzungen kann für bestimmte Krebsarten der Behandlungserfolg von ca. 7 Prozent auf 70 Prozent rund verzehnfacht werden, womit die Kosten von Folgebehandlungen enorm gesenkt werden können. Ein weiteres und weitläufig bekanntes Beispiel ist der Operationsroboter Da Vinci. Dieser erlaubt es dem Chirurgen, unter anderem durch bessere Beleuchtung und genauere Instrumentenführung, den Blutverlust und das Infektionsrisiko zu verringern und generell die Resultate zu verbessern. Die eingesparten Kosten von Folgebehandlungen reduzieren ebenfalls die Gesundheitskosten.

Der dritte Bereich beinhaltet spezifisch die Bereiche, in denen die Effizienz durch Einsatz von Technologie enorm gesteigert werden kann. Technologien, die vor allem administrative und operative Abläufe in Spitälern besser und kostengünstiger organisieren, neue Geräte zur konstanten Überwachung des Gesundheitszustandes (z. B. Fitness Tracker) und Big-Data-Analysen von sämtlichen für das Gesundheitswesen relevanten Daten gehören unter anderem in diesen Bereich.

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