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Von in EinmalanlageLesedauer: 6 Minuten
Ecoligo-Mitgründer Martin Baart zwischen Solaranlagen
Ecoligo-Mitgründer Martin Baart zwischen Solaranlagen: Grundsätzlich wird Anlegern bei Crowdinvestings die Rückzahlung des Kapitals plus eine festgelegte Verzinsung in Aussicht gestellt. | Foto: Christin Jahns mit Canva

DAS INVESTMENT Academy: Was genau sind Crowdinvestings?

Martin Baart: Die Idee ist, dass viele Anleger und Anlegerinnen mit kleineren Geldbeträgen in ein Projekt investieren, von dem sie überzeugt sind – sei es eine Immobilie, eine Solaranlage oder ein Start-up. Im Gegenzug werden sie am wirtschaftlichen Erfolg des Projektes beteiligt oder erhalten für den gewährten Kredit eine Verzinsung. Wichtig ist der Unterschied zu Crowdfunding. Hier unterstützen zwar auch eine Vielzahl von Menschen ein Projekt finanziell. Dabei handelt es sich aber eher um Spenden, wofür die Unterstützer vom Projektinitiator eine nicht-finanzielle Gegenleistung wie ein Exemplar des erschienenen Buches, Lebensmittel oder ein Kleidungsstück aus der Markteinführung als Dankeschön erhalten. 

In welche Projekte können Anleger mit Ecoligo investieren?

Baart: Ecoligo ist auf die Finanzierung von Solaranlagen für Gewerbe- und Industriekunden sowie Einrichtungen wie private Krankenhäuser in Schwellenländern spezialisiert. Denn Unternehmen in Schwellenländern benötigen günstigere und sauberere Energie, da die Kosten für Strom lokaler Anbieter sehr hoch sind – in einigen Fällen sogar fünfmal so hoch wie in Europa. Obwohl dortige Unternehmen am meisten von Solaranlagen profitieren würden, haben sie jedoch oft keinen Zugang zur nötigen Finanzierung oder wollen schlichtweg ihre Kapazitäten für die Finanzierung, den Bau und die Wartung nicht einsetzen, weil sie sich lieber auf ihr Kerngeschäft fokussieren. Crowdinvestoren und -investorinnen finanzieren diese Solarprojekte und Ecoligo sorgt für den Bau und den Betrieb der Anlage – das ist dann eine Win-win-Situation. 

Wie wird nachhaltig definiert?

Baart: Für uns ist der Gradmesser die Einsparung von CO₂-Emissionen. Das war einer der Hauptgründe, weshalb wir Ecoligo gegründet haben. Wir möchten unseren Beitrag zur Energiewende leisten und so viele Unternehmen wie möglich mit Solaranlagen ausstatten. Seit unserer Gründung 2016 haben wir bereits etwa 100 Solarprojekte erfolgreich finanziert, die bisher rund 1,7 Millionen Tonnen CO₂ eingespart haben. 

Welche Vorteile bieten Crowdinvestings beim Thema Nachhaltigkeit?

Baart: Im Vergleich zu ETFs oder aktiven Fonds können Anleger direkt sehen, wofür sie ihr Kapital einsetzen. Es handelt sich immer um konkrete Projekte, beispielsweise Solaranlagen oder Energieeffizienzmaßnahmen. 

Welche Gefahren müssen Anleger kennen?

Baart: Auch wenn für viele Anleger und Anlegerinnen bei Crowdinvesting-Projekten die Begeisterung für die Idee im Vordergrund steht, sollten sie sich bewusst sein, dass es sich um eine Geldanlage handelt. Deshalb gilt prinzipiell, dass sie sich genauso wie bei anderen Investments umfassend informieren sollten.

In den meisten Fällen handelt es sich im Crowdinvesting-Markt um Nachrangdarlehen. Der Anleger erhält also eine Verzinsung und die Rückzahlung des investierten Betrages zu festgelegten Zeitpunkten, nur wenn alle anderen vorrangigen Gläubiger wie zum Beispiel Banken bedient wurden. Da Anleger, wenn es ganz schlecht läuft, mit einem Totalverlust rechnen müssen, sollten sie immer nur Geld investieren, auf das sie im Notfall verzichten können. Bei Ecoligo hatten wir allerdings noch keinen solchen Fall.

 

Worauf sollten Anleger bei der Projektauswahl achten?

Baart: Bei Crowd-Investments sollten Anleger grundsätzlich prüfen, ob es sich um eine Projektfinanzierung oder eine Projektentwicklung oder sogar um eine Unternehmensfinanzierung handelt. Bei Ecoligo bieten wir ausschließlich Projektfinanzierungen an. Das Risiko bei einer „Projektentwicklung“ oder „Unternehmensfinanzierung“ kann deutlich höher sein.

Bei einer Projektentwicklung gibt es beispielsweise noch keinen Vertrag mit dem Endkunden. Im besten Fall liegt eine Absichtserklärung vor – im schlechteren gibt es nichts. Der Crowdinvestor trägt dann also nicht nur das Risiko, ob das Projekt erfolgreich wirtschaften kann, sondern ob es überhaupt zustande kommt. Genauso wichtig ist es, dass das eingesammelte Kapital ausschließlich für das Projekt an und für sich, also beispielsweise den Bau einer Solaranlage genutzt wird und nicht für den Aufbau des Vertriebsteams oder für andere Projekte verwendet werden kann. Auch bei Unternehmensfinanzierungen verschwimmen oft die Grenzen, was auf der Plattform beworben und wofür das Kapital eingesetzt wird. Plattformen sprechen zwar von Projekten. Gemeint ist aber die Finanzierung von Betriebsmitteln, Reisekosten, Personalkosten und anderen Kostenpunkten – denen erstmal keine Einnahmen gegenüberstehen.

Essenziell ist, dass die Wirtschaftlichkeit eines Projektes gegeben ist. Das Projekt muss also die operativen Kosten für Wartung und Betriebsführung, Verwaltung sowie die Zahlungen an Zins und Tilgung an alle Darlehensgeber abdecken, und es muss eine Wirtschaftlichkeitsberechnung des Projektes vorliegen. Damit Anleger wissen, worauf sie sich bei unseren Projekten einlassen, machen wir die Wirtschaftlichkeitsberechnung online zugänglich. 

Welche konkreten Projekte gibt es und wie erfolgreich sind sie?

Baart: Seit Gründung von Ecoligo haben wir rund 100 Solaranlagen in Costa Rica, Panama, Chile, Ghana, Uganda, Kenia, Nigeria, Elfenbeinküste, Vietnam, Thailand und auf den Philippinen erfolgreich über Crowdinvesting finanzieren und abschließen können. Nur ein Projekt mussten wir rückabwickeln, aber ohne Verluste für die Anleger. Aktuell können Anleger zum Beispiel in Solaranlagen für die Spinnerei der lokalen Niederlassung der Südwolle Gruppe in Vietnam oder auch für das Ressort Condovac in Costa Rica investieren. 

Wie schneiden Crowdinvesting im Vergleich zu Aktieninvestments ab?

Baart: Grundsätzlich werden dem Anleger die Rückzahlung des Kapitals plus eine festgelegte Verzinsung in Aussicht gestellt. Grundsätzlich richtet sich die Höhe der Verzinsung nach den Chancen beziehungsweise Risiken, die der Anleger damit eingeht. Das heißt, ein Projekt, dessen erfolgreiche Realisierung mit höheren Risiken verbunden ist, sollte den Anleger auch mit höheren Zinsen kompensieren als für ein vergleichsweise weniger riskantes Projekt. Die Zinsspanne reicht allgemein von 5 bis 15 Prozent pro Jahr

 

Wie hoch ist die Ausfallquote?

Baart: Die Ausfallquote ist in der gesamten Branche relativ hoch. Genaue Zahlen gibt es nicht, doch wenn man sucht, findet man heraus, dass auf manchen Plattformen bis zu 40 Prozent der Projekte scheitern. Umso wichtiger ist es, dass Anleger und Anlegerinnen sich gründlich informieren. Je nach Volumen der Emission muss der Emittent ein Anlageinformationsblatt beziehungsweise einen Prospekt bereitstellen – beides muss von der Bafin gestattet worden sein.

Neben den bereits oben erwähnten Kriterien kann es außerdem hilfreich sein, die jeweilige Plattform zu fragen, wie viele Projekte bereits erfolgreich waren beziehungsweise gescheitert sind und wie die Rückabwicklung verlaufen ist. Darüber hinaus helfen auch Bewertungen des Projektinitiators bei Trustpilot oder Google. Wir haben bisher erfreulicherweise keine Ausfälle zu beklagen. Aber natürlich bleibt immer ein gewisses Risiko. 

Wie sollten Anleger bei ihren ersten Crowdinvestings konkret vorgehen?

Baart: Sie sollten schauen, welche Projekte sie am meisten ansprechen, und sich danach umfassend über den Projektanbieter und die Plattform informieren, bevor sie investieren.

Über den Interviewten

Martin Baart ist CEO von Ecoligo. Er hat das Unternehmen 2016 gemeinsam mit Markus Schwaninger gegründet, um die Energiewende weltweit mit voranzutreiben.

Kannst du dir vorstellen, über Crowd-Investment in nachhaltige Projekte zu investieren?

Nein, das Risiko bei Crowd-Investments ist mir zu groß.
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Ja, die Idee gefällt mir.
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Ich überlege noch. Einerseits gefällt mir der Ansatz, andererseits habe ich Angst vor den Risiken.
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