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Dank Niedrigzins in der Kostenfalle „Stiftungen haben ein Problem mit den Verwaltungskosten“

Stefan Fritz, Leiter des Stiftungsmanagements der Hypovereinsbank/Unicredit Bank und Jörg Seifart, Gründer und Geschäftsführer der Gesellschaft für das Stiftungswesen (Foto: P. Hipp/Chr. Scholtysik)
Stefan Fritz, Leiter des Stiftungsmanagements der Hypovereinsbank/Unicredit Bank und Jörg Seifart, Gründer und Geschäftsführer der Gesellschaft für das Stiftungswesen (Foto: P. Hipp/Chr. Scholtysik)
„Was nichts kostet, ist auch nichts wert.“ Diese Binsenweisheit scheint in vielen Lebensbereichen zuzutreffen. Nicht aber, wenn es um das Gemeinwohl geht. Viele Spender erwarten, dass möglichst viel von ihrer Überweisung an eine gemeinnützige Stiftung dem guten Zweck zufließt, und im Idealfall nichts von der Organisation selbst verbraucht wird.

Gleichzeitig setzt man aber einen professionellen Umgang mit der Spende voraus. Dabei ist es in der Praxis gar nicht so einfach, etwa vollständige Belege für einn Schulprojekt in Nepal zusammen zu bekommen und dann noch richtig für das deutsche Finanzamt aufzubereiten.

Das Überprüfen der Buchhaltung durch eine renommierte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, ein optisch ansprechender Jahresbericht, das zeitnahe Zusenden einer Spendenquittung mit entsprechendem Dankesschreiben und eventuell noch die Einladung zu einer Spenderveranstaltung sind Qualitätsmerkmale,  mit denen Stiftungen mitunter um Gelder werben.

Stiftungen in der Kostenfalle

Doch was hat das mit Vermögensverwaltung zu tun? Die gerade genannten Beispiele sind alles normale Kosten einer Stiftung, die den Verwaltungskosten zuzurechnen sind. Allerdings gehören die Kosten der Vermögensverwaltung, angefangen bei den banalen Kontoführungsgebühren, genauso zu den Verwaltungskosten und werden in der Praxis verstärkt Beratungs- beziehungsweise Verhandlungsgegenstand.

Stiftungen haben das Dilemma, dass die Höhe solcher Kosten in aller Regel fix und nicht abhängig von ihren Einnahmen ist. In Zeiten niedriger Zinsen fällt damit die Grundgesamtheit des ausgabefähigen Budgets geringer aus.

Und hier beginnt für viele Kapitalstiftungen das Problem: Die rückläufigen Zinsen führen automatisch zu einem kontinuierlichen Anstieg der Verwaltungskostenquote, selbst wenn die betreffenden Ausgaben konstant bleiben. Vor diesem Hintergrund hat die anhaltende Niedrigzinssituation dazu geführt, dass der Verwaltungskostenfrage heute eine viel größere Bedeutung zukommt als früher.

Die Höhe der Verwaltungsausgaben im Verhältnis zum übrigen Cash-Flow ist daher auch ein wichtiger Prüfungspunkt der Spendensiegel- und Zertifizierungsorganisationen. Ähnliche Ansätze finden sich in den verschiedenen Landesstiftungsgesetzen. „Sparsam und wirtschaftlich“ – so heißt es ausgerechnet wortwörtlich im Baden-Württembergischen Landesstiftungsgesetz – lautet die Vorgabe für Stiftungsvorstände. Ähnliche Formulierungen finden sich so oder ähnlich auch in vielen anderen Bundesländern.

In der Grauzone

Ebenfalls lässt sich aus dem steuerlichen Gemeinnützigkeitsrecht ein Sparsamkeitsgebot ableiten: Sind die (Vermögens-)Verwaltungskosten einer Stiftung zu hoch, profitiert von den gewährten Steuerbefreiungen nicht mehr in erster Linie die Allgemeinheit, sondern gegebenenfalls unangemessen hoch die Stiftung intern selbst oder deren Dienstleister. Dies stellt einen Verstoß gegen das Gebot der Selbstlosigkeit dar. Daher behalten sowohl die Stiftungsaufsicht als auch das Finanzamt das Ausgabeverhalten der steuerbegünstigten Stiftungen kritisch im Auge.

Konkrete gesetzliche Vorgaben, ab welcher Größenordnung eine Rüge der Stiftungsaufsicht oder gar der Verlust der Steuerbegünstigung droht, gibt es indes nicht. Und das macht die Argumentation gegenüber der Verwaltung angesichts der gravierenden Konsequenzen in der Praxis kompliziert. Vielmehr legen die Behörden ihre Aufgriffsgrenzen autonom fest und entscheiden dann je nach Einzelfall. Teilweise berechnen Stiftungsaufsicht und Finanzamt die Verwaltungskostenquote auch unterschiedlich.

Wie sich die Verwaltungskosten berechnen, und wie Stiftungen in der Praxis reagieren, lesen Sie am nächsten Montag im zweiten Teil.

Über die Autoren:

Autor Stefan Fritz leitet das Stiftungsmanagement der HypoVereinsbank/Unicredit Bank in München. Seit mehr als zehn Jahren begleitet der im Stiftungsrecht promovierte Jurist Stiftungsgründungen und berät bestehende Stiftungen bei der Entwicklung ihrer Anlagestrategie. Zusätzlich ist er als Dozent und Fachbuchautor tätig.

Autor Jörg Seifart ist Gründer und Geschäftsführer der Gesellschaft für das Stiftungswesen mit Sitz in Düsseldorf. Als Volljurist mit vertieften Kenntnissen in Betriebswirtschaft und Projektmanagement sowie Journalismus und Politik gilt er als Experte für komplexe Fragestellungen rund um das Stiftungswesen.

Veranstaltungshinweis:


Seminar: Stiftungen erfolgreich in der Vermögensanlage beraten

Termin Düsseldorf (Modul 1): 26. Februar 2015, 9 bis 17 Uhr

Termin Düsseldorf (Modul 2): 5. März 2015, 9 bis 17 Uhr (Teilnahme an Modul 1 erforderlich)

Preis: 835 Euro (Normalpreis), 695 Euro (Frühbucher bis 30. Januar), 30 Prozent Rabatt für Newsletter- und/oder Print-Abonnenten vom private banking magazin sowie Teilnehmern der private banking kongressen

Referenten: Dr. Stefan Fritz, Leiter des Stiftungsmanagement der HypoVereinsbank/Unicredit Bank; Dieter Lehmann, Mitglied der Geschäftsleitung und Leiter der Vermögensanlage der Volkswagenstiftung; Jörg Plesse, Erb- und Stiftungsmanager im Private Banking der Norddeutschen Landesbank; Jörg Seifart, Gründer und Geschäftsführer der Gesellschaft für das Stiftungswesen

Credits (beide Veranstaltungsmodule sind beim FPSB Deutschland registriert): 6,0 CPD-Credits (Modul 1), 6,0 CPD-Credits (Modul 2)

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