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Elementarschaden-Versicherungspflicht „Dann hätten wir noch viel höhere Schäden“

Von in VersicherungenLesedauer: 4 Minuten
Marcel Thum
Marcel Thum: Der Direktor des Ifo Instituts in Dresden fordert eine Elementarschaden-Versicherungspflicht für alle, die ein Haus oder eine Wohnung besitzen. | Foto: Klaus Gigga
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DAS INVESTMENT: Die dramatischen Flutschäden in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen im vergangenen Jahr haben die Debatte um eine Versicherungspflicht für Elementarschäden neu entfacht. Auch Sie sprachen sich für eine Versicherungspflicht aus.

Marcel Thum: Das Thema kommt nach jedem größeren Hochwasser auf. Ich habe mich dazu auch vor zehn Jahren geäußert. Eine Weile wird dann intensiv darüber diskutiert – und dann gerät das Thema bis zur nächsten Flut politisch wieder in Vergessenheit.

Ist es nicht eigentlich Aufgabe des Staates, unversicherten Hauseigentümern in einer solchen Notlage zu helfen?

Thum: Nein. Es gibt ja eine Versicherung gegen solche Schäden. Die Menschen schließen diese Versicherungen aber oft nicht ab, gerade weil sie wissen, dass im Zweifel der Staat einspringt. So werden die Vorteile der schönen Lage am Wasser privatisiert, die Katastrophenschäden aber sozialisiert. Das ist definitiv keine gute Lösung.

Derzeit sind nur knapp die Hälfte aller Gebäude in Deutschland freiwillig gegen Hochwasser & Co. versichert. Wie hoch müsste dieser Anteil sein, damit eine Versicherungspflicht gar nicht notwendig wäre?

Thum: Wahrscheinlich nahe 100 Prozent. Wenn die Geschichten von unversicherten Opfern in den Medien sind, kann es sich kein Politiker leisten zu sagen: „Die hätten sich ja versichern können.“

Es werden derzeit mehrere Gestaltungsmöglichkeiten einer Elementarschaden-Pflichtversicherung diskutiert. Versicherungspflicht für alle oder ein Opt-out-Konzept, bei dem sich Hauseigentümer auch aktiv gegen die Versicherung entscheiden können: Welches Modell schlagen Sie vor?

Thum: Ich bin für eine Versicherungspflicht für alle, ohne Opt-out. Aber nur, wenn die Prämien nach Risiko differenziert sind und eine Selbstbeteiligung eingebaut wird.

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Was spricht denn gegen das Opt-out-Modell?

Thum: Ein Opt-out darf man nicht zulassen, sonst ziehen sich gerade diejenigen Hauseigentümer raus, die in besonders gefährdeten Gebieten wohnen, und der Staat hat das alte Problem.

Sie haben einmal gesagt, eine Elementarschaden-Versicherungspflicht mit einer Einheitsprämie wäre noch schlimmer als gar keine Versicherungspflicht. Warum?

Thum: Die Prämienunterschiede braucht man, damit die Bauaktivitäten weg von den besonders gefährdeten Gebieten verlagert werden. Bei einer Einheitsprämie baut man gerne an besonders schönen – und oft gefährdeten – Plätzen; die möglichen Schäden zahlt dann ja die Versichertengemeinschaft. Die Selbstbeteiligung sorgt dafür, dass die Versicherten sich bemühen, die Schäden klein zu halten, weil sie einen Teil selber tragen müssen. Eine Einheitsprämie verschlimmert die Probleme. Da hätten wir dann noch viel höhere Schäden als jetzt.

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