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Loys-Chef Boydak über stabile Aktien „Dann sind mit einer Hausmeisterfirma 100 Prozent möglich“

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Dass Sie so etwas kaum haben, dürfte den Vertrieb nicht leichter machen.

Boydak: Sagen Sie das nicht. Die Branche ist nämlich in diesen Werten überkonzentriert. Wenn ich einem Anleger ein Portfolio mit den üblichen Verdächtigen zeigen würde, würde er zu Recht fragen: Wozu brauche ich Sie dann noch? Deshalb grenzen wir uns ganz bewusst von so etwas ab.

Vor allem der Loys Aktien Europa hat ein starkes Jahr hinter sich. Wie kommt’s?

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

Boydak: Das hat eine Vorgeschichte. Nach einigen guten Jahren war ich 2018 vorsichtig geworden. Ich hatte stärker auf Bewertungen geachtet und mich defensiver aufgestellt. Das war gut gedacht, aber vom Timing nicht ideal. Post-NL notierte damals zum Beispiel mit 4 bis 5 Prozent Dividendenrendite und einstelligem KGV. Man hätte meinen können, dass so ein Wert stabil bleibt.

Blieb er nicht?

Boydak: Überhaupt nicht. Es ging noch einmal 30 bis 40 Prozent abwärts. Wir kauften antizyklisch nach, doch er fiel weiter. Das war die Zeit der Rezessionsangst wegen des Handelsstreits der USA mit China. Value, Nebenwerte und Zykliker waren das schwächste, was man haben konnte. (Er beginnt, an Fingern abzuzählen und lächelt etwas gequält) Und wir hatten: Value, Nebenwerte und Zykliker. Es folgte noch die Corona-Krise, die alles nicht besser machte. Doch ab Mitte 2020 kam die enorm starke Aufwärtsbewegung, die Sie ansprachen. Wobei eben beides – Einbruch und Aufschwung – in dieser extremen Form für unsere Fonds untypisch ist. Trotzdem war das in solch einer Marktphase die Voraussetzung für den dann folgenden Anlageerfolg: Wir bleiben konsequent bei unserer Strategie und werden dann auch dafür belohnt: Vom Tief stieg besagte Post-NL dann um sage und schreibe 352 Prozent.

Sie haben keine chinesischen Aktien, was Sie nach deren Absturz vor einigen Wochen medienwirksam betonten.

Boydak: Ja, wir waren vor einigen Jahren in China. Dabei stellten wir fest, dass, wenn man zehn Unternehmen kauft, bei mindestens einem irgendwas nicht stimmt oder gar betrogen wird. Diese Quote mochten wir nicht, weshalb wir vorsichtig wurden. Wobei ich zugeben muss, dass Alibaba noch nie so interessant war wie jetzt.

Weil der Kurs eingebrochen ist?

Boydak: Genau, das war schon extrem. Ich muss dabei in Kauf nehmen, dass ich nicht genau weiß, wie die Regierung sich verhalten wird, aber ein erwartetes KGV von 13 für so ein führendes Unternehmen ist nicht übel.

Wie zuverlässig sind diese Zahlen?

Boydak: Ich glaube schon, dass das passt. Trotzdem ist es wegen der Reibereien zwischen USA und China nicht ganz einfach, ich kann die Aktien ja nicht direkt kaufen. Da bleibe ich lieber beim Hausmeisterdienst Mears und weiß, was ich habe und bekomme. Dessen Finanzchef kann ich direkt anrufen und nach der Lage fragen. Bei Jack Ma dürfte das nicht ganz so einfach sein.

Über den Interviewten:
Ufuk Boydak, Jahrgang 1985, kam 2009 als Analyst zu Loys. Ein Jahr später wurde er Co-Portfoliomanager für alle Loys-Fonds, 2012 übernahm er den Loys Aktien Global (nicht zu verwechseln mit unserem Fondsklassiker Loys Global von Christoph Bruns). Im Januar 2015 trat er in den Loys-Vorstand ein und wurde 2017 dessen Vorsitzender.

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