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Warum der MSCI World abstürzt – und was Anleger tun können

Verkehrte Welt: Der MSCI World, Star-Index und traditionell beliebte Benchmark, hat den März mit einem Minus von 8 Prozent abgeschlossen. Auf Wochensicht ging um satte 9,9 Prozent bergab. Seit Jahresbeginn beläuft sich das Minus auf rund 15,4 Prozent (Quelle: Boerse.de, Stand: 7. April 2025).
MSCI World: Experten kritisieren starke Konzentration
Angesichts der Talfahrt ist der MSCI World vom Lieblingsinvestment vieler Privatanleger zum Sorgenkind mutiert. Zahlreiche Experten äußerten in den Medien bereits ihre Zweifel am Weltindex.
„Wenn Sie mich fragen, ist das kein ,Weltindex‘, sondern ein von wenigen Titeln dominierter US-Technologieindex – mit ein wenig Welt hinten dran“, betonte Fondsmanager Bert Flossbach kürzlich in einem Interview.
Auch Marcus Weyerer, Leiter ETF-Investmentstrategie EMEA bei Franklin Templeton, weist in einem Marktkommentar auf die Unausgewogenheit des MSCI World hin: „Der MSCI World umfasst zwar etwa 1.400 Aktien, doch die effektive Anzahl liegt bei nur etwa 100, wobei die zehn größten Positionen 20 bis 22 Prozent des Index ausmachen. Die effektive Anzahl der Aktien im MSCI World ist von rund 400 im Jahr 2015 auf derzeit 100 gesunken“, führt Weyerer aus.
„Diese Konzentration bedeutet, dass die Wertentwicklung dieser Indizes stark von einer kleinen Anzahl von Large-Cap-Aktien, vor allem aus den USA, beeinflusst wird.“ Der Index enthalte zudem auch keine Schwellenländer, wodurch er auf potenzielle Diversifizierung und Rendite verzichtete.
Neu ist die Kritik nicht. Aber ist der hohe Anteil an US-Aktien zwangsläufig problematisch? Und sollten Anleger regieren und ihre Strategie angesichts der immer weiter fallenden Kurse anpassen?
Um diese Fragen zu beantworten, lohnt sich ein Blick auf die Ursachen des aktuellen Kurssturzes.
US-Klumpen: Warum der MSCI World abstürzt
Insbesondere im Februar ließ sich das schwache Abschneiden des MSCI World tatsächlich mit dem hohen Anteil an US-Aktien im Index erklären. Nachdem der neue US-Präsident Donald Trump zu Beginn des Jahres noch für Begeisterung und Hoffnung an den Börsen gesorgt hatte, hat sich dies inzwischen komplett ins Gegenteil verkehrt. Trumps erratische Politik, inklusive der ständig neu verkündeten Zölle und den chaotischen „Einsparmaßnahmen“ von Elon Musk, hat die Kurse von US-Werten in den Keller geschickt.
Stattdessen standen europäische und vornehmlich auch deutsche Aktien im Februar auf einmal deutlich besser da – und sorgten für erhebliche Umschichtungen am ETF-Markt. Der Asset Manager Amundi meldete in seinem monatlichen Flow-Report, dass Anleger im Februar 9,6 Milliarden Euro in Europa-Aktien-ETFs investiert und 400 Millionen Euro aus US-Aktien-ETFs abgezogen haben.
Besonders attraktiv scheint der europäische Aktienmarkt auch für US-Investoren zu sein. Zahlen von Blackrock zufolge haben diese mit 10,6 Milliarden US-Dollar im ersten Quartal siebenmal so viel in Europa investiert wie zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres – verkehrte Welt für viele Anleger.
Da US-Aktien allerdings mit über 70 Prozent im Index gewichtet sind, europäische Aktien insgesamt aber nur einen Anteil von rund 15 Prozent haben, konnten diese die Schwäche der US-amerikanischen Titel nicht ausgleichen. In der ersten Märzhälfte musste der MSCI World daher sogar den stärksten Einbruch seit Beginn der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 hinnehmen.
Globales Börsenbeben statt US-Schwäche
Seit dem 2. April hat sich die weltwirtschaftliche Lage allerdings noch einmal drastisch verändert. Mit der Ankündigung, Zölle auf Importe aus fast allen Ländern zu verhängen, schickte US-Präsident Donald Trump die weltweiten Börsen auf Talfahrt.
Welche Regionen und Wirtschaftszweige infolge der Zollpolitik besonders leiden werden, lässt sich aktuell nur schwer absehen. Da Trump die angekündigten Zölle auch für weitere Verhandlungen nutzen will und mehrere Länder bereits Reaktionen angekündigt haben, könnte sich am tatsächlichen Kurs in den kommenden Tagen, Wochen und Monaten noch einiges ändern.
Lohnt es sich für Anleger dennoch, ihre Strategie anzupassen und dem US-lastigen MSCI World den Rücken zu kehren?
Dominanz von US-Aktien: Ist der MSCI World ein schlechtes Investment?
Klar ist: Mit mehr als 70 Prozent nehmen US-Aktien zweifelsohne eine dominante Position im MSCI World ein. Ursache dafür ist, dass der Index streng nach Marktkapitalisierung gewichtet ist. Nur die größten Unternehmen schaffen es in die Auswahl und hierzu zählen infolge des Tech-Booms der vergangenen Jahre vor allem US-Mega Caps wie Apple, Microsoft, Nvidia oder Alphabet.
Ein Fakt, der bereits in einer Schwächephase 2023 von vielen Experten kritisiert wurde, sich für Anleger in den vergangenen Jahren allerdings ausgezahlt hat. Infolge der Tech-Rally verzeichnete der MSCI World 2024 ein Plus von 19,2 Prozent, 2023 waren es sogar über 24 Prozent und im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre ein jährlicher Zuwachs von 10,4 Prozent.
Damit könnte nun allerdings Schluss sein. So ist etwa Bert Flossbach der Ansicht, dass wir nun womöglich in eine Phase eintreten könnten, in der der MSCI World nicht gut performt und bezweifelt daher, „dass der MSCI der richtige Index für das nächste Börsenjahrzehnt ist“.
Tiefrote Kurse: Wie Anleger ihr Depot nun aufstellen können
ETFs auf den MSCI World angesichts der roten Zahlen im Depot hektisch zu verkaufen, ist allerdings keine gute Idee – da sind sich alle Experten einig.
Anleger sollten den aktuellen Kurssturz stattdessen lieber als Chance begreifen – entweder, um günstig nachzukaufen oder um ihre Strategie zu überdenken und für die Zukunft breiter und damit krisenfester aufzustellen.
Statt ETF-Anteile zu verkaufen und damit Verluste zu realisieren, die sich mit der Zeit wieder ausgleichen könnten, kann es sich für Anleger mit dem nötigen Cash also lohnen, Anteile nachzukaufen. Denn: Die fallenden Kurse sorgen dafür, dass ETF-Anteile jetzt deutlich günstiger zu haben sind als in der Boom-Phase zuvor. Für Sparplan-Anleger bedeutet das, dass sie für ihre monatliche Sparrate aktuell mehr Anteile bekommen, als das bei höheren Kursen der Fall wäre.
Depot breiter aufstellen und absichern
Für Anleger, denen die hohe Gewichtung der USA im MSCI World Sorgen bereitet, könnten ETFs auf kleinere Unternehmen sowie eine höhere Gewichtung anderer Anlageregionen eine sinnvolle Ergänzung sein.
Um das zu erreichen, können Anleger zusätzlich zum MSCI World in Europa- oder Schwellenländer-ETFs investieren. (Einen Überblick über die besten Europa-ETFs seit Jahresbeginn finden Sie hier.) Eine Alternative bietet zudem ein Investment in einen ETF auf den MSCI ex USA Index, in dem Aktien aus den USA fehlen. Auf diese Weise können Anleger ihr USA-Exposure selbst festlegen und andere Regionen höher gewichten.
Durch die höhere Gewichtung anderer Anlageregionen reduzieren Anleger ihre Abhängigkeit vom US-Markt. Ob dies die Rendite langfristig steigert, kann niemand vorhersagen – das Risiko einer einseitigen Abhängigkeit wird jedoch verringert und zukünftige Schwächephasen der US-Wirtschaft können durch mögliche Rallys in den aufstrebenden Märkten oder auf dem alten Kontinent ausgeglichen werden.
Langfristiges Investieren lohnt sich
Insgesamt lässt sich sagen, dass sich der MSCI World historisch gesehen trotz Krisen langfristig immer positiv entwickelt hat. Die beste, einfachste – aber zugleich auch schwierigste – Strategie ist deshalb oftmals nicht in Aktionismus zu verfallen, sondern an der langfristigen Strategie festzuhalten.
Wichtig zu wissen ist zudem: Der MSCI World passt sich durch seine Konstruktion regelmäßig an die sich verändernden wirtschaftlichen Kräfteverhältnisse an. Wenn die USA zukünftig also nicht mehr der stärkste Markt sein sollten, werden sich die Gewichte im MSCI World verändern und Anleger können auch zukünftig über einen MSCI World ETF an der Performance der größten börsengehandelten Unternehmen aus den Industrieländern teilhaben.