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Gerd Kommer und Felix Großmann Darum werden die meisten Menschen nicht reich

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Es sei in diesem Zusammenhang daran erinnert, dass Immobilienpreise alle paar Jahre sinken: In Deutschland zum Beispiel von 1981 bis 2009 um kumulativ 30 Prozent, in Österreich von 1993 bis 2004 um 26 Prozent, in der Schweiz von 1990 bis 2000 um 24Prozent (alle Zahlen inflationsbereinigt).

Würden Transaktionskosten für Kaufen und Verkaufen berücksichtigt, wären diese Rückgänge noch stärker. Unternehmerische Aktivität ist zwar die einzige einigermaßen realistische Möglichkeit, aus eigener Kraft reich zu werden, kommt aber leider mit einigen unerfreulichen Begleitumständen. Diese muss derjenige in Kauf nehmen, der diesen Pfad zu möglichem Reichtum einschlagen möchte: Überdurchschnittlich harte Arbeit und Stress über viele Jahre hinweg, weniger Freizeit, mehr Verantwortung für andere und ein höheres Privatinsolvenzrisiko als im Angestelltendasein.

Stichwort Risiko: Nach fünf Jahren sind zwischen 50 und 99 Prozent aller Unternehmensneugründungen (Startups) gescheitert – je nach Statistik und je nach Definition von „Scheitern“. Ganz abgesehen davon, dass man erst einmal eine Idee für ein unternehmerisches Vorhaben haben muss.

Fazit

Haushalte, die keine andere Altersvorsorge als die gesetzliche Rentenversicherung haben, werden wahrscheinlich nach Eintritt in den Ruhestand ihren gewohnten Lebensstandard absenken müssen, wenn sie zu den Jahrgängen 1960 und danach gehören. Als normaler, angestellter Arbeitnehmerhaushalt muss man private Altersvorsorge über mindestens einen von zwei Wegen betreiben: Sparen in Kapitalmarktanlagen oder über den kreditfinanzierten Erwerb einer selbstgenutzten Immobilie. Sparen über Kapitalmarktanlagen geschieht am cleversten über preisgünstige, breit diversifizierte ETFs kombiniert mit Buy-and-Hold.

Wer es richtig macht, wird über Aktien-ETFs mit einiger Wahrscheinlichkeit ein höheres Endvermögen erreichen als über die Immobilienroute, weil die Asset-Klasse Aktien langfristig rentabler ist als die Asset-Klasse Wohnimmobilien. Wer aus eigener Kraft wirklich reich werden möchte, dem bleibt vermutlich kein anderer realistischer Weg als unternehmerisch tätig zu werden. A

llerdings erfordert der Weg zu Reichtum – im Unterschied zu nur „vermögend werden“ oder „seine Altersvorsorge sichern“ – mit wenigen Ausnahmen die Bereitschaft zu mehr Arbeit und mehr Risiko. Bücher, Internet-Veröffentlichungen und Kurse, die Angestellten versprechen, mit nebenberuflichen Börseninvestments oder Immobilienanlagen reich zu werden, sind Investmentpornographie. Wenn man diese ernst nimmt, kann es einem so gehen, wie denjenigen, die auf Markus Frick vertrauten.

Literatur

  • Dennis, Felix (2007): How to Get Rich – The Distilled Wisdom of one of Britain's Wealthiest Selfmade Entrepreneurs"; Ebury Press; 2007; 352 pages
  • Lauterbach, Wolfgang (2020): "Vermögensforscher erklärt, wie man in Deutschland reich wird"; In: Der Spiegel Online; Interview mit Jens Radü; 07.07.2020
  • Thomas Stanley/Sarah Stanley Fallaw (2018): "The Next Millionaire Next Door: Enduring Strategies for Building Wealth"; Lyons Press; 2018; 272 pages
  • Zitelmann, Rainer (2017): "Psychologie der Superreichen. Das verborgene Wissen der Vermögenselite"; Finanzbuchverlag; 2017; 432 Seiten
  • Zitelmann, Rainer (2020a): "Most Rich People Build Their Wealth As Entrepreneurs, Not With Stocks"; Forbes Magazine Online; 22.06.2020; Internet-Fundstelle 
  • Zitelmann, Rainer (2020b): "Sie wollen reich werden, dann übernehmen Sie Verantwortung für Ihre Finanzen"; Finanzportal Finanzen100.de; 23.10.2020; Internet-Fundstelle 

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