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Aktualisiert am 10.02.2021 - 17:24 UhrLesedauer: 8 Minuten
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Ausblick 2021 Darum werden Staaten weiter Schulden machen

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Wandel in der Haushaltspolitik: Das Sparen kann warten

Auch wenn die fiskalpolitischen Stützungsmaßnahmen in den USA geringer ausfallen, als einige erhofft hatten, werden die staatlichen Mehrausgaben wahrscheinlich noch einige Jahre andauern. Der IWF hat zu einer Konjunkturunterstützung durch die Staatshaushalte im Jahr 2021 und darüber aufgerufen – das Gegenteil der Einsparungspolitik, die er nach der Krise von 2008/09 gepredigt hatte.

In der Tat hat der IWF die entwickelten Volkswirtschaften aufgefordert, die von den Notenbanken gesenkten Zinsen dazu zu nutzen, sich weiterhin stark zu verschulden. Er hat auch empfohlen, die staatliche Konsumnachfrage anzukurbeln und zusätzliche Investitionen zu tätigen, um die Erholung der Konjunktur zu unterstützen. Dies stellt einen wichtigen ideologischen Wandel dar, vor allem angesichts der Tatsache, dass die bisherige Ausgabenfreude die Staatsverschuldung der entwickelten Länder bereits über das Niveau aus der unmittelbaren Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg hinaus hat ansteigen lassen. Auch in den Schwellenländern steigen die Staatsausgaben.

Die volkswirtschaftliche Theorie nennt drei Möglichkeiten, um die Schuldenlast zu reduzieren: 1. Ein konjunkturschädlicher Schuldenabbau wie während der Großen Depression. 2. Die Inkaufnahme hoher Inflation und 3. Ein hohes nominales Wirtschaftswachstum, dem ein stärkeres Realwachstum zugrundeliegt. Unserer Ansicht nach wird die Art und Weise, wie die hohe Schuldenlast bewältigt wird, auch in den kommenden Quartalen eine der wichtigsten Einflussfaktoren für den globalen Konjunkturpfad und den politischen Zyklus bleiben.

Notenbanken könnten neue Instrumente brauchen, wenn staatliche Hilfen auslaufen

Wie sich die Inflation im Jahr 2021 entwickeln wird, ist noch nicht ausgemacht. Aber ohne einen starken fiskalpolitischen Impuls wird es für die US-Notenbank allein schwieriger sein, einen nachhaltigen Inflationsanstieg zu bewirken, auch wenn sie sich die Flexibilität zur Festlegung eines durchschnittlichen Inflationsziels gegeben hat. Die weitere Lockerung einer bereits lockeren Geldpolitik wird zwar voraussichtlich weniger Auswirkungen haben als im Jahr 2020. Dennoch erwarten wir, dass die US-Notenbank in naher Zukunft geldpolitische Lockerungen vornimmt, um auf sich wandelnde Markt- und Wirtschaftsbedingungen zu reagieren. 

Da die staatlichen Corona-Hilfspakete auslaufen und um die Auswirkungen eines bevorstehenden starken Rückgangs des Haushaltsimpulses abzumildern, wird die US-Notenbank möglicherweise auch Anleihen mit längerer Laufzeit kaufen, das Tempo des Ankaufs von Vermögenswerten erhöhen und den Pfad der künftigen Geldpolitik noch deutlicher vermitteln. Auch in Europa werden angesichts gesunkener Wachstums- und Inflationserwartungen weitere Lockerungen erwartet. Eine immer lockerer werdende Geldpolitik wird wahrscheinlich ein Dauerzustand sein, insbesondere in den entwickelten Ländern. 

Klimawandel beeinflusst zunehmend die Makropolitik

Die Wahl eines US-Präsidenten, der den Klimawandel als Herausforderung ansieht und etwas dagegen unternehmen will, das „Green Deal“-Ausgabenprogramm der Europäischen Union und die Ankündigung Chinas, bis 2060 seine CO2-Emissionen auf netto null zu senken – all dies hat die Weichen für das Thema Klima im Jahr 2021 gestellt. Die genannten Entwicklungen veranschaulichen das Ausmaß, in dem Klimapolitik die Struktur der Weltwirtschaft verändern könnte, sowie die Auswirkungen, die sie auf die künftige Makropolitik haben kann. Ein Beispiel wäre die Einführung eines höheren CO2-Preises angesichts der enormen Summen (16 Billionen US-Dollar laut Internationaler Energieagentur), die bis 2030 in umweltfreundliche Energieerzeugung investiert werden müssen.

Die Notenbanken legen ebenfalls einen Fokus auf dieses Thema. Mehrere von ihnen entwickeln leistungsfähigere analytische und politische Modelle, um die Auswirkungen physischer Klimarisiken zu verstehen und um zu zeigen, wie die Politik den Übergang zu einer Zukunft ohne CO2-Emissionen erleichtern kann. Im Juni 2021 will die Bank of England die Ergebnisse klimabezogener Stresstests des Finanzsystems veröffentlichen. Damit könnte eine internationale Systematik geschaffen werden, der andere Notenbanken folgen könnten.

Rückkehr zur tragfähigen Staatsverschuldung

Es ist unwahrscheinlich, dass sich die wirtschaftliche Erholung im Jahr 2021 geradlinig vollzieht. Die Einführung von Impfstoffen gegen Covid-19 könnte zu spät erfolgen, um eine weitere schwere Infektionswelle zu stoppen, und die wirtschaftlichen Verwerfungen könnten nur teilweise durch moderate fiskalpolitische Gegenmaßnahmen in den USA gemildert werden. Mittelfristig wird die Erholung davon abhängen, wie gut man mit der starken Ausweitung der Verschuldung zur Bewältigung der Corona-Viruskrise zurechtkommt und welchen Weg die Länder einschlagen (freiwillig oder unfreiwillig), um zu einer tragfähigen Staatsverschuldung zu gelangen. Viele der durch die Krise ausgelösten grundlegenden Veränderungen in der Makropolitik und in den Wirtschaftsmodellen werden ihre vollen Auswirkungen erst noch zeigen. Dazu gehört auch der Umgang mit der noch größeren Herausforderung durch den Klimawandel.

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