Nachhaltigkeitsexperte Jan Rabe
Das Angebot an fossiler Energie könnte steigen
Jan Rabe leitet das Nachhaltigkeitsbüro von Metzler Asset Management. Foto: Metzler Asset Management
Das Streben nach Klimaneutralität senkt die Nachfrage nach fossilen Kohlenstoffen und verlangsamt den Klimawandel – so zumindest die landläufige Meinung. Ganz so einfach ist es jedoch nicht, ist Jan Rabe, Nachhaltigkeitsexperte von Metzler Asset Management, überzeugt.
Weshalb die Preise fossiler Kohlenstoffe entgegen dem Trend der vergangenen Monate wieder anhaltend sinken könnten, zeigen wir ausgehend von einem Gleichgewichtspreis mithilfe eines Modells (p* in t=0; Abbildung 3).
Abbildung 3: Unerwünschte Effekte unilateraler Klimapolitik; Modell für einen Markt endlicher Güter bei starrem Angebot
Verteuert ein Verbund grüner Länder, der Klimapolitik zur Senkung von Treibhausgasemissionen betreibt, den Preis von fossilen Kohlenstoffen (in t+1) – zum Beispiel durch den Einsatz von CO2-Zertifikaten oder einer CO2-Steuer – dann geht in diesen Ländern die Nachfrage zurück und der Preis steigt (Gleichgewichtspreis...
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Weshalb die Preise fossiler Kohlenstoffe entgegen dem Trend der vergangenen Monate wieder anhaltend sinken könnten, zeigen wir ausgehend von einem Gleichgewichtspreis mithilfe eines Modells (p* in t=0; Abbildung 3).
Abbildung 3: Unerwünschte Effekte unilateraler Klimapolitik; Modell für einen Markt endlicher Güter bei starrem Angebot
Verteuert ein Verbund grüner Länder, der Klimapolitik zur Senkung von Treibhausgasemissionen betreibt, den Preis von fossilen Kohlenstoffen (in t+1) – zum Beispiel durch den Einsatz von CO2-Zertifikaten oder einer CO2-Steuer – dann geht in diesen Ländern die Nachfrage zurück und der Preis steigt (Gleichgewichtspreis p*+x).
Aufgrund der Beschaffenheit des Marktes für endliche Güter bei starrem Angebot, sinkt die weltweite aggregierte Nachfrage jedoch nicht im gleichen Umfang, wie die Nachfrage im Verbund grüner Länder. Die Öltanker der exportieren Länder fahren einfach andere Häfen an und verkaufen die freigewordene Menge zu einem niedrigeren Preis (p* – x). Die geförderte Menge wird also trotz Restriktionen in grünen Ländern verbraucht. Dieser Effekt ist als Carbon-Leakage-Dilemma bekannt.
Das grüne Paradoxon
Nun geben sich die Produzenten fossiler Kohlenstoffe ungern mit geringeren Einnahmen zufrieden. Vor allem dann nicht, wenn davon auszugehen ist, dass ihre Güter künftig kaum noch nachgefragt werden. Hinzu kämen erhebliche Abschreibungen, wenn die Produktion fossiler Kohlenstoffe eingestellt würde. Gleichzeitig könnten Investitionen in alternative Einnahmequellen die Einkommenslücke nicht im gleichen Maße kompensieren.
Daher ist der Anreiz für die Produzenten hoch, das An-gebot an fossilen Kohlenstoffen weiter zu steigern statt es zu verringern. Folglich führt dies zu einem niedrigeren Gleichgewichtspreis (p** in t+2). Diese angebotsseitige Reaktion ist als das grüne Paradoxon bekannt.
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