Nachhaltigkeitsexperte Jan Rabe
Das Angebot an fossiler Energie könnte steigen
Jan Rabe leitet das Nachhaltigkeitsbüro von Metzler Asset Management. Foto: Metzler Asset Management
Das Streben nach Klimaneutralität senkt die Nachfrage nach fossilen Kohlenstoffen und verlangsamt den Klimawandel – so zumindest die landläufige Meinung. Ganz so einfach ist es jedoch nicht, ist Jan Rabe, Nachhaltigkeitsexperte von Metzler Asset Management, überzeugt.
Anders ausgedrückt: Eine unilaterale Klimapolitik subventioniert und verstärkt den Ausstoß von Treibhausgasen entlang der Ökonomien, die sich beispielsweise ihren Selbstverpflichtungen aus dem Pariser Klimaabkommen von 2015 entziehen. Tatsächlich haben bislang neben der EU nur 32 der 195 Staaten quantifizierbare Ziele zur Reduktion von Treibhausgasen vorgelegt (Quelle: https://climateactiontracker.org/).
Beispiele für ein solches Verhalten finden sich nicht nur aufseiten der OPEC-Staaten:
Kanada: Die fünf größten Teersandproduzenten, die aktuell 90 Prozent der kanadischen Produktion ausmachen, verpflichteten sich 2021, bis 2050 Netto-Null-Treibhausgasemissionen...
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Anders ausgedrückt: Eine unilaterale Klimapolitik subventioniert und verstärkt den Ausstoß von Treibhausgasen entlang der Ökonomien, die sich beispielsweise ihren Selbstverpflichtungen aus dem Pariser Klimaabkommen von 2015 entziehen. Tatsächlich haben bislang neben der EU nur 32 der 195 Staaten quantifizierbare Ziele zur Reduktion von Treibhausgasen vorgelegt (Quelle: https://climateactiontracker.org/).
Beispiele für ein solches Verhalten finden sich nicht nur aufseiten der OPEC-Staaten:
- Kanada: Die fünf größten Teersandproduzenten, die aktuell 90 Prozent der kanadischen Produktion ausmachen, verpflichteten sich 2021, bis 2050 Netto-Null-Treibhausgasemissionen zu erreichen – ohne jedoch die Fördermengen bis dahin zu reduzieren.
- Norwegen: Das Land setzt bei seiner Energiewende auf Wasserstoff und Offshore-Wind, wird aber bis 2050 und darüber hinaus Öl und Gas fördern, verkündete die Regierung im Juni 2021.
- Polen: Trotz einer Anordnung des EuGH will Polen den Abbau von Braunkohle nicht beenden. Braun- und Steinkohle dominieren den polnischen Strommix, obwohl die Regierung den Ausbau erneuerbarer Energien plant, um EU-Klimaziele zu erreichen. Erst kürzlich hatte die polnische Regierung die Zulassung für den Tagebau Turow, der 7 Prozent des polnischen Energiebedarfs abdeckt, bis 2044 verlängert.
Ein Ausweg aus dem Carbon-Leakage-Dilemma könnte laut Nobelpreisträger Nordhaus ein Nachfragekartell mit einheitlichem CO2-Zertifikathandel sein.1 Um dem grünen Paradoxon entgegenzuwirken, müssten sich ausreichend viele Staaten – im besten Fall die Runde der G20 – zu einem „Klima-Club“ zusammenschließen und neben dem Streben nach Klimaneutralität den Handel mit Dritten ausschließen. Nur wer sich den Zielen des Clubs verschreibt, würde in den Handel eingebunden.
Ergänzt werden könnte dies durch eine Quellensteuer auf fossile Kohlenstoffe, um die Kapitalanlage entsprechender Umsätze unattraktiv zu machen. Solange eine solche Initiative ausbleibt, muss davon ausgegangen werden, dass die Produktion fossiler Kohlenstoffe langfristig steigen und die Preise fallen werden.
1 Nordhaus, W. (2015): Climate Clubs: Overcoming Free-riding in International Climate Policy, American Economic Review, 105(4).
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