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Aktualisiert am 26.07.2021 - 18:01 Uhrin FondsporträtsLesedauer: 4 Minuten

Stolls Fondsecke Das Beste aus Aktien- und Anleihewelt

Arbeiter beim Bau der Wudongde Hydroelectric Power Station im südlichen China
Arbeiter beim Bau der Wudongde Hydroelectric Power Station im südlichen China: Der Fonds ist stark in asiatischen Convertibles wie China Yangtze Power engagiert | Foto: IMAGO / VCG

Die Geburtsstunde von Wandelanleihen führt uns zurück in das Jahr 1880. Die Idee stammt vom amerikanischen Eisenbahn-Magnat James Jerome Hill. Er wollte günstiger an Geld kommen als über eine Kapitalerhöhung oder die Emission einer gewöhnlichen Anleihe. Deshalb bot er den Geldgebern neben den üblichen Zinsen auch noch die Chance auf Aktiengewinne.

Eine Wandelanleihe (engl. Convertible Bond) ist eine Mischung aus Unternehmensanleihe und Aktie. Wie normale Anleihen bieten Wandelanleihen regelmäßige Zinszahlungen und eine Rückzahlung des Kapitals bei Fälligkeit. Zusätzlich verfügen sie aber auch noch über eine Option, welche dem Käufer das Recht einräumt, die Anleihe gegen Aktien des Unternehmens zu tauschen. Steigen die Aktienkurse, steigt auch der Wert der Wandelanleihe. Fallen die Aktienkurse jedoch, reagieren Wandler eher wie normale Anleihen. Der sogenannte ,,Bond Floor“ begrenzt die Abwärtsbewegung, wenn kein erhöhtes Ausfallrisiko des Emittenten vorliegt.

Höhere Renditen, geringere Schwankungen

Unter dem Strich profitieren Wandler also vom Aufwärtspotenzial der zugrunde liegenden Aktie zu zwei Dritteln, partizipieren jedoch lediglich zu einem Drittel an deren Abwärtsbewegung. Aufgrund dieser Tatsache übertreffen Wandelanleihen langfristig oft sogar die Renditen von Aktien. Und dies bei geringeren Schwankungen. Trotz dieser Eigenschaften sind die Zwitterpapiere nach wie vor ein Nischenprodukt, das zu Unrecht wenig Beachtung erfährt. Das liegt zum Teil auch an den Rahmenbedingungen. Denn: Die Eintrittsbarrieren sind hoch. Die Mindestanlagesumme liegt teilweise über 100.000 Euro, so dass eine Anlage via Fonds fast unausweichlich ist.

Bei der Auswahl des passenden Fonds ist Sorgfalt gefragt. Interessierte Anleger sollten nicht so sehr auf die frühere Wertentwicklung schauen, sondern vor allem auf die Volatilität und den sogenannten Maximum Drawdown. Diese Kennzahl bezeichnet den Maximalverlust innerhalb einer gewissen Zeitspanne. Auch das sogenannte Delta ist eine wichtige Größe. Diese Kennzahl gibt die Aktiensensitivität von Wandelanleihen an. Je höher das Delta eines Wandelanleihefonds, desto stärker ähnelt er vom Rendite-Risiko-Profil einem Aktienfonds – inklusive des entsprechenden Renditepotenzials, aber auch den dazugehörigen Risiken.

Qualitative und spekulative Investments

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Ein gutes Verhältnis von Rendite und Risiko weist bislang der Convertible Global Diversified (ISIN: DE000A0M9995) auf. Der Fonds wird von der auf Wandelanleihen spezialisierten Fondsboutique Holinger Asset Management mit Sitz in Zürich verwaltet. Über die vergangenen zehn Jahre legte er bei relativ geringen Schwankungen um 80 Prozent zu. Seit Jahresanfang erzielte er bereits mehr als 8 Prozent Rendite und rangiert damit an der Spitze seiner Vergleichsgruppe.

Fondsmanager Alexander Müller und sein Team suchen weltweit nach Wandlern, die unter Wert gehandelt werden. Den Kern bilden dabei Papiere sehr guter Qualität, ergänzt um spekulativere Investments. Insgesamt wandern rund 60 Anleihen ins Portfolio. Chancen bieten sich aktuell zuhauf. Täglich werden bis zu fünf neue Papiere aufgelegt, die das Team um Müller analysiert. Regionale Schwerpunkte sind Europa (30 Prozent) und Amerika (20 Prozent). Stark engagiert ist der Fonds auch in asiatischen Convertibles (30 Prozent) wie China Yangtze Power oder Singapore Airlines.

Baustein für die Defensive

Auch während der Corona-Krise haben sich für Müller Top-Chancen ergeben. Etwa bei der Kreuzfahrtreederei Carnival Cruises, wie er im Interview mit Institutional Money verriet: „Vor wenigen Monaten noch wäre dieser Wandler mit einem Kupon von maximal 1 Prozent und einer Prämie zwischen 30 und 40 Prozent bei einer Laufzeit von fünf Jahren versehen gewesen. Innerhalb von wenigen Wochen hat sich das Bild vollkommen gewandelt und bietet nun alles, was zuvor beanstandet wurde: Eine attraktive Verzinsung wie seit Jahren nicht mehr bei einer Wandeloption, die fast geschenkt scheint. Der Carnival-Wandler könnte durchaus Anwärter sein, um als erfolgreichste und renditeträchtigste Emission in die Geschichte einzugehen.“ So stieg das Papier innerhalb von zwei Tagen auf 116 Prozent und schloss die Woche bei 138 Prozent ab. Ende April 2020 stand es bei 180 Prozent und bescherte den Anlegern eine Monatsrendite von 80 Prozent.

Carnival war nicht das einzige Unternehmen, das während der Krise den Gang an die Kapitalmärkte via Wandelanleihe wagte. Es folgten weitere durch die Pandemie in Schieflage geratene Unternehmen, die dringend Liquidität benötigten. Unternehmen aus der Reisebranche (Booking.com) oder dem Bekleidungssektor (American Eagle) fallen Müller sofort ein. Das erfahrene Management und die Leistungen der Vergangenheit machen den Fonds aus meiner Sicht zu einem Top-Baustein für die Defensive im Depot.

Über den Autor: Sven Stoll beschäftigt sich bereits seit den 1990er-Jahren mit Investmentfonds und betreibt auf Facebook den Blog World of Investmentfonds.

Hinweis: Es handelt sich hierbei um keine Anlageberatung oder Kaufempfehlung. Die Geldanlage am Kapitalmarkt ist mit Risiken verbunden. Aus Wertentwicklungen in der Vergangenheit lässt sich nicht auf künftige Wertentwicklungen schließen.

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