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Das Ende der Geldschwemme

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Die richtige Interpretation

Auf den ersten Blick sieht es ganz gefährlich aus, wenn die Basisgeldmenge stärker zurückgeht. Es könnte der Beginn einer geldpolitischen Restriktion sein (so wie das in den USA im Augenblick im Zusammenhang mit einem Ende der QE-Programme diskutiert wird). Das wäre aber eine falsche Interpretation.

Gesamtwirtschaftlich gesehen ist dies kein Rückgang, sondern eine Umschichtung von Liquidität. Liquidität sind ja nicht nur Einlagen, die zinslos (und damit unproduktiv) bei der Zentralbank herumliegen. Es ist vielmehr die Fähigkeit, jederzeit billig Geld aufnehmen zu können, wenn sich rentable Anlagemöglichkeiten ergeben. Daran wird sich aber so wie es im Augenblick aussieht nichts ändern.

Man kann in der Entwicklung sogar etwas Positives sehen. Sie ist ein Zeichen, dass die Märkte wieder funktionieren. Die Banken vertrauen sich untereinander. Wenn sie Geld benötigen, gehen sie nicht als Erstes zur Zentralbank sondern an den Geldmarkt.

Dort ist das Geld sogar noch billiger zu haben. Die Zinsen für unbesichertes 3-Monats-Geld liegen derzeit bei 0,20 Prozent verglichen mit den 0,75 Prozent bei der EZB. Durch die Rückzahlung von Krediten der EZB entfällt im Übrigen auch ein Klotz am Bein der Ertragsrechnung der Banken (überschlägig gerechnet bei der gegenwärtigen Zinskonstellation ein Betrag von jährlich zirka 4 Milliarden Euro).

Das sagt der Volkswirt: Anleger müssen freilich vorsichtig sein. Wenn es zu einem verstärkten Rückgang der Basisgeldmenge kommt (und dies auch in der Öffentlichkeit diskutiert wird), wird es als Erstes Unsicherheit geben. Niemand weiß im ersten Augenblick, was das bedeutet, vor allem wie die Notenbank darauf reagiert. Für Analysten wird es schwieriger, die Liquiditätsentwicklung zu verfolgen. Unsicherheit ist immer Gift für die Märkte.

Wenn die Banken den Geldmarkt stärker in Anspruch nehmen, werden zudem die Zinsen dort steigen. Das hätte unter anderem negative Auswirkungen auf den Markt für Festverzinsliche, vor allem bei kürzeren Laufzeiten.  Bei Aktien dürfte ein Rückgang des Basisgeldes nach einer Übergangsperiode keinen größeren negativen Einfluss haben. Die liquiditätsgetriebene Entwicklung bleibt erhalten, solange EZB-Kredite unbegrenzt erhältlich und die Zinsen so niedrig sind. Das aber wird noch einige Zeit der Fall sein.

Was entfällt, ist der Druck auf die Banken, mit den bei der Zentralbank liegenden zinslosen Einlagen „auf Teufel komm raus“ Geld zu verdienen. In Zukunft wird nur noch investiert, wenn sich realistische Chancen auf Kursgewinne ergeben. Das tut der Stabilität des Marktes gut. Positiv ist die Entwicklung für Bankaktien. Hier wird sich zumindest von dieser Seite die Ertragsrechnung verbessern.  

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