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Das Goldene Dutzend: „Mein Lächeln wird immer breiter“

Robert Halver, Baader Bank
Robert Halver, Baader Bank
DAS INVESTMENT.com: Haben Sie eine persönliche Erinnerung an Ihre erste Begegnung mit Gold?

Robert Halver: Ich habe zur Kommunion eine Goldmünze, einen Krügerrand, geschenkt bekommen. Da war ich zehn Jahre alt. Ich habe sie heute noch.

DAS INVESTMENT.com: Und wann haben Sie das erste Mal ein Investment in Gold schätzen gelernt?

Halver: Die besagte Goldmünze hat sich seit dem Zusammenbruch der Immobilienblase 2008, der Aufweichung der Stabilitätskriterien in der Eurozone seit Mai 2010 und gekoppelt mit einer sintflutartig üppigen Geldpolitik, die früher oder später zu Inflation führen musste, extrem positiv entwickelt. Mein Lächeln wird seitdem immer breiter.

DAS INVESTMENT.com: Gilt Gold heute immer noch uneingeschränkt als Krisenwährung?

Halver: Definitiv. Gold ist zunächst ein seltenes Edelmetall. Es verkommt also nicht. Außerdem kann der Anleger es immer wieder in Geld umtauschen. Gold hat mehrere Währungszusammenbrüche bestens überlebt. Vor allem ist es eine Inflationsabsicherung. Oder anders ausgedrückt: Für eine Unze Gold hat man in den 20er Jahren genauso einen erstklassigen Anzug erhalten wie heute. So etwas nennt man Wertaufbewahrungs- oder auch Kaufkrafterhaltungsfunktion. Damit ist Gold gutes Geld.

Allerdings haben in den letzten zwei bis drei Jahren auch andere Faktoren dem Goldpreis Fantasie verliehen - insbesondere die Tatsache, dass die Notenbanken mittlerweile am Goldmarkt von der Angebotsseite auf die Nachfrageseite gewechselt sind.

DAS INVESTMENT.com: Glauben Sie, dass ältere Investoren aus der unmittelbaren Nachkriegsgeneration heute noch ein anderes Verhältnis zu Gold haben, als die derzeitige Generation von Investmentbankern?

Halver: Für meinen Großvater, der Landwirt war und zwei Geldentwertungen erlebt hat, konnte Geld anschließend nie mehr eine entscheidende Bedeutung erlangen. Er hat zwar nicht großartig in Gold investiert, dafür aber in andere Sachkapitalanlagen. Für die jetzige Generation hat Geld im Durchschnitt einen höheren Stellenwert, da sie keine Entwertung miterleben musste. Wer aber mit klarem Blick in die reale Finanzwelt schaut, weiß auch als Investmentbanker, dass man in seiner Vermögensaufteilung auch an Edelmetallen nicht vorbei kommt.
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DAS INVESTMENT.com: Was müsste passieren, damit der Goldpreis einbricht?

Halver: Grundsätzlich muss man die Verschuldung der Industrieländer und die Bonitätsprobleme der prekären Länder der Eurozone nachhaltig in den Griff bekommen. Mindestens müssten aber die Renditen der Staatsanleihen aufgrund dieser Bonitätsprobleme einen höheren Risikoaufschlag bieten. Und ebenso müsste sich die tatsächliche - nicht die veröffentlichte - Inflation in höheren Renditeaufschlägen niederschlagen. Solange Zinsanlagen diese risiko- und inflationsgerechten Verzinsungen nicht bieten, spricht wenig dafür, dass der Goldpreis einbricht.

Zusätzlich müsste die massive Liquiditätsausstattung durch die internationale Geldpolitik unter Führung der Fed deutlich eingeschränkt werden. Genau dies ist aber weder über die Zinsseite, noch die Mengenseite möglich. Die Euro-Peripherie ist auf diese Unterstützung ähnlich dringend angewiesen wie die US-Konjunktur, deren Binnenwirtschaft und Immobilienmarkt weiter keinen nachhaltigen Aufschwung zeigen.

Das Liquiditätsargument bleibt also ein bedeutendes Basiselement für Gold. Allerdings müssen zwischenzeitliche Schwankungen und Konsolidierungen einkalkuliert werden.

DAS INVESTMENT.com: Rechnen Sie mit massiven Goldverkäufen von Zentralbanken? Wo steht der Goldpreis in 12 Monaten und in 5 Jahren?

Halver: Die Notenbanken sind von Nettoverkäufern zu Nettokäufern geworden. Das gilt insbesondere für die Schwellenländer, die ihre Exportüberschüsse nicht nur in Staatsanleihen der Industrieländer, sondern aus Risikoüberlegungen auch physisch in Edelmetallen anlegen. Von dieser Seite ist also nicht wie früher ein massiver Abgabedruck zu erwarten. Schätzungen über die zukünftige Goldpreisentwicklung sind schwierig. In zwölf Monaten könnte Gold bei 1.800 US-Dollar je Unze stehen, in fünf Jahren deutlich höher. An dieser Stelle möchte ich aber erneut auf den Werterhaltungsaspekt verweisen. Gold erhält die Kaufkraft des Anlegers. Rendite hat für mich bei Edelmetallen nicht die erste Priorität.
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