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Das große Dax-Gespräch: In drei Jahren bei 10.000 Punkten

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DAS INVESTMENT.com: Wird sich der deutsche Erfolg einfach fortschreiben lassen? In Fernost werden auch Marken und Know-How entwickelt werden.

Meyer: Das haben vor gut 30 Jahren auch alle – zu Recht - über Japan gesagt. Und es ist auch so gekommen. Hat das unserem Wohlstand geschadet? War Ihnen klar, dass die deutschen Auto-Hersteller noch heute in Japan wertmäßig mehr verkaufen als die Japaner hier? Die höchste Eintrittsbarriere im Premium- und Luxusgeschäft ist nicht die Qualität. Die ist eine Grundvoraussetzung. Barriere ist das Image, und das aufzubauen dauert Jahrzehnte.

DAS INVESTMENT.com: Wie passt eine grandiose Unternehmerkultur zu einer mangelhaften Aktienkultur, zumindest unter deutschen Privatanlegern?

Meyer: Ich kann dazu nur Kurt Tucholsky bemühen: „Selbst wenn der Deutsche nichts hat, hat er zumindest Bedenken“. Das ist ein Trauerspiel. Aber ich habe dagegen leider kein Rezept – muss ich auch nicht: jeder ist seines Glückes Schmied. Im Übrigen: Die Anzahl der ausstehenden Aktien ist ziemlich konstant. Da viele deutsche Kleinanleger sie nicht besitzen und die üblichen Institutionen auch nicht mehr, tippe ich auf wenige private Großanleger.

DAS INVESTMENT.com: Ihre Tipps?

Meyer: Konsumunternehmen wie Henkel und Beiersdorf und generell Unternehmen, die eine Preismacht haben. BASF, Daimler oder BMW. Premium-Autos werden per Definition nicht über den Preis verkauft. Schwieriger sind Telekoms oder Versorger. Entweder sind die Gebühren staatlich limitiert oder die Gewinne werden staatlich wegbesteuert. Als Käufer freut mich die Fehlwahrnehmung von Porsche. Das ist die Muttergesellschaft von Volkswagen, nicht umgekehrt. Porsche hat jüngst ein Rumpfgeschäftsjahr eingeführt, um die eigene Berichterstattung mit der von VW zu synchronisieren. Das Spannende daran ist, sollte Porsche bei dieser Gelegenheit auch noch Quartalsberichte veröffentlichen, würde das die Aktie aus dem Stand in den Dax katapultieren. Apropos Dax: Eigentümer des DAX ist die Deutsche Börse. Die profitiert prächtig von steigenden Kursen und wachsenden Handelsumsätzen, zählte aber bisher zu den Underperformern.

DAS INVESTMENT.com: Nebenwerte?

Meyer: Momentan nicht mein Fall. Das Segment ist ziemlich abgegrast und derzeit gibt es mehr Jäger als Hasen. Zu den wenigen unterbewerteten und damit aussichtsreichen Firmen zähle ich Software AG, Heidelberger Druck, Douglas und Springer.

DAS INVESTMENT.com: Suchen Sie nach potenziellen Übernahmekandidaten? Etwa Beiersdorf.

Meyer: Nein, nicht vordergründig. Aber wenn die Aktie eines Unternehmens so niedrig bewertet ist, dass es für mich interessant ist, sollte es für einen industriellen Übernehmer – der ja zusätzliche Kostensynergien heben kann – erst recht interessant sein.

DAS INVESTMENT.com: Wie ist Beiersdorf bewertet?

Meyer: Leicht unterbewertet bis fair. Die haben viel in der Kasse, das relativiert das optisch hohe Kurs-Gewinn-Verhältnis. Geld, das schon in der Kasse liegt, ist grundsätzlich wertvoller, als welches, das erst noch verdient werden muss.

DAS INVESTMENT.com: Werden wir im laufenden Börsenjahr ein neues historisches Hoch beim Dax erleben?

Meyer: Wer Aktienmärkte über ein Kalenderjahr eingrenzen will, sollte ihnen fern bleiben. Lassen Sie es mich so sagen: Es würde mich wundern, wenn der Dax auf Sicht von drei Jahren nicht in der Nähe von 10.000 steht. 

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