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Aktualisiert am 28.01.2020 - 09:05 Uhrin InstitutionelleLesedauer: 3 Minuten

Das große Hedge-Fonds-Interview: „Der Untergang ist ausgefallen“

Thorsten Pörschmann
Thorsten Pörschmann

DAS INVESTMENT.com: Im vergangenen Jahr sind Hedge-Fonds reihenweise kollabiert. Madoff, Lehman und eine restriktive Kreditvergabe haben den ehemaligen „Masters of the Universe“ stark zugesetzt. Nun kommen die Alternativen langsam wieder zurück. Wundert Sie das? Thorsten Pörschmann: Ich bin alles andere als überrascht und verwundert schon gar nicht. Soll ich Ihnen die Entwicklung mal in einen kleinen und leicht verdaulichen wissenschaftlichen Exkurs verpacken? DAS INVESTMENT.com: Bitte. Pörschmann: Hedge-Fonds galten lange Zeit als immun gegen alles. Das stimmt auch mitunter. Ich vergleiche gerne zwei Krisen. Wir hatten von 2000 bis 2002 eine massive Korrektur der Märkte, und bei den Hedge-Fonds hat alles funktioniert. Finanzkrise 2008, und nichts ging mehr. Es gibt eklatante Unterschiede für die beiden Zeiträume. 2000 bis 2002 haben die Märkte durchgehend funktioniert, wir hatten ein TMT-Problem, Neuer Markt, Internet, Tech-Aktien. Aber nicht mehr. Ein klassischer Schwächeanfall, aber eben nur sehr punktuell. 2008 haben die Märkte nicht mehr funktioniert. Das Rückgrat der Finanzwelt war getroffen, Banken wollten keine Investmentbanken mehr sein. Es war Chaos. Das war ein Herzinfarkt und ein Aha-Erlebnis für die „Untouchables“ der Szene. Glücklicherweise ist der Untergang ausgefallen. DAS INVESTMENT.com: Und nun läuft wieder alles? Pörschmann: Ja, der Handel und die Märkte sind auf dem Weg zurück zur Normalität. Das lässt sich auch am Erfolg einzelner Handelsstrategien beobachten. DAS INVESTMENT.com: Für Wandelanleihen und Arbitragegeschäfte mit den Papieren läuft es prima. Pörschmann: Genau, und gerade in dem Bereich zeigt sich der Irrsinn des vergangenen Jahres. Der Markt ist eng und von institutionellen Anlegern bestimmt. Da ging 2008 nichts mehr. Wahnsinnige Preisabschläge, wenn überhaupt Preise gestellt werden konnten. Es kam zu extremen Unterbewertungen. Erst setzt man die Vakuumpumpe an, und nun melden sich die Wandelanleihen mit zwei Turboladern zurück: Die Aktien steigen und mit ihr die Prämien, und die hohen Spreads sind zurückgekommen. DAS INVESTMENT.com: Große Gewinner des vergangenen Jahres waren Managed Futures. Heute läuft es dagegen weniger gut. Pörschmann: Das ist normal. Aber ich fühle mich trotzdem mit der Handelsstrategie am wohlsten. Sie ist auf dem liquidesten Markt unterwegs. Aber eine hohe Volatilität und auch mal höhere Abschläge gehören dazu. Im ersten Halbjahr 2008 lief es auch nicht so dolle. Die Trendfolger unterliegen immer einem Anpassungsprozess. In dieser Wechselphase sind wir jetzt. Viele waren eventuell noch bis Anfang des Jahres in Aktien short. Nun steigen die Märkte und die CTAs schalten um. Da kann es zwischendrin immer mal Verluste geben. Langfristig laufen die Fonds, gerade der großen Häuser, jedoch sehr solide. DAS INVESTMENT.com: Im vergangenen Jahr haben Gesellschaften verstärkt ihre Hedge-Fonds als Ucits-III-Fonds auf den Publikumsmarkt gebracht. Wird dieser Trend anhalten? Pörschmann: Ganz sicher, er wird sich eher noch verstärken. Große Hedge-Fonds-Häuser wie Caxton, Renaissance, Blue Crest oder York Capital sind schon gestartet oder werden in Kürze mit CTA-Fonds oder Event-Driven-Fonds im Ucits-III-Mantel auf den Markt kommen. Das ist eine begrüßenswerte Entwicklung. DAS INVESTMENT.com: Wenn Publikumsfondsgesellschaften etwas aus dem Hedge-Fonds-Bereich der breiten Masse anbieten, merkt man der Performance den Wechsel zum Jedermann-Investment schnell an. Es geht in der Regel bergab. Pörschmann: Ja, leider. Im Offshore-Segment der Hedge-Fonds durften sich die Manager freier bewegen. Sie durften Aktien physisch leerverkaufen. Das geht im Ucits-III-Mantel nicht. Nun müssen sie CFDs oder andere Papiere dafür nutzen. Und das klappt meistens nicht so gut wie früher, als die Fonds nicht öffentlich zugelassen waren.

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