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in Clean Share ClassesLesedauer: 7 Minuten

Das große Punktspiel Wie Clean Share Classes den Fondsvertrieb verwirbeln

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Außerdem lässt sich feststellen: Der Umbruch könnte schneller laufen, wenn die Fondsplattformen besser mitspielen würden. „Manche von ihnen sträuben sich noch“, berichtet der Deutschland-Chef von Degroof Petercam, Thomas Meyer, sagt aber lieber nicht, welche er meint. Es laufe gerade das große Abtasten. Eduardo Mollo Cunha, der den Vertrieb von Eyb & Wallwitz Vermögensmanagement leitet, bestätigt: „Es ist oft leider mühsam, dass Plattformen oder beispielsweise Direktbanken, die an Transaktionen verdienen, die Clean Shares der Fonds für alle Anleger freischalten.“

„Wir arbeiten permanent an unserem Leistungskatalog“

In der Tat: Sollten sich Clean-Share-Klassen weiter ausbreiten, müssen sich die Fondsplattformen überlegen, woher sie dann Geld bekommen. Schließlich gibt es nichts mehr auszukehren und damit auch nichts einzubehalten. Viel Konkretes hört man da aber noch nicht. „Auf Grund des geringen Volumens befinden sich diese Fragen noch in einem Projektstatus“, heißt es etwa von der Augsburger Aktienbank. Und Ulrich Funk, Leiter Fundpartner Management von Konkurrent Attrax, sagt: „Wir arbeiten permanent an unserem Leistungskatalog. Dabei berücksichtigen wir individuell auch Clean Share Classes in unseren Überlegungen.“

Etwas präziser wird es bei der zur UBS gehörenden Plattform Fondcenter, die Fondsgesellschaften gegen Entgelt Kundendaten übermitteln will. Und auch bei Ebase lässt man schon etwas raus: „Mit dem Vertrieb von ETFs haben wir bereits gelernt, das bestandsorientierte Geschäft um ein transaktionsbasiertes zu erweitern. Dort ist die Transaktionsgebühr der wesentliche Moment beim Ertrag“, erklärt der Sprecher der Geschäftsführung, Rudolf Geyer. Vor diesem Hintergrund werde man bis Jahresende entscheiden, welches Ertragsmodell für Clean Share Classes eingesetzt wird. Entweder am Volumen orientiert, prozentual vom Emittenten (Listing Fee) oder pro Umsatz vom Kunden (Transaktionsmodell).

Branche spielt gerade „Schwarzer Peter“

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Wobei noch nicht einmal klar ist, wer denn nun wirklich für den Einkommensausfall herhalten soll. „Das Spiel mit dem Schwarzen Peter läuft gerade“, meint der Deutschlandchef einer Fondsgesellschaft. Auch Clemens Bertram merkt an, dass Fondsplattformen aufgrund des Margendrucks dazu gezwungen sind, neue Konditionen zu verhandeln. „Dabei sind globale Unternehmen in einer anderen Verhandlungsposition im Vergleich zu kleineren Fondsgesellschaften“, so der Vertriebschef für Deutschland bei UBS Asset Management.

Das ergibt vertriebstechnisch Sinn. Auf große Gesellschaften sind Plattformen angewiesen, um ein möglichst vollständiges Fondsangebot vorzuhalten. Auf kleinere können sie eher mal verzichten. Die aber wiederum brauchen die Plattformen, um ihre Fonds in öffentliche Regale zu bekommen.

Wie immer in Zeiten sinkender Umsätze und Margen werden sich Unternehmen sicherlich zusammenschließen oder vom Markt verabschieden. „Ich könnte mir vorstellen, dass mancher Anleger und Berater in dieser Angelegenheit schon in absehbarer Zeit Post von seiner Plattform erhält und die Karten unter den Platzhirschen neu gemischt werden“, stellte auch Marktbeobachter Björn Drescher von Drescher & Cie fest.

Bleibt nun aber die Frage, ob Clean Shares auch dem Provisionsberater die Beine wegziehen. Schließlich muss der ja laut Mifid II seinem Kunden die günstigste Variante einer Anlage anbieten. Die Fondsgesellschaften steuern hierbei gegen, indem sie im Prospekt festlegen, für wen ihre Clean Shares geeignet sind. Das sind dann nur Vermittler und Berater, die Provisionen durchweg nicht annehmen dürfen. Provisionsberater sind damit ausdrücklich ausgeklammert. Denn Mifid II schreibt vor, dass Anbieter neuerdings genau festlegen müssen, für wen ihre Produkte gedacht sind und für wen nicht. Das heißt aber auch: Berater sollten bei jedem vermittelten Fonds in den Prospekt schauen. Wenn da nicht die genaue Zielgruppe drinsteht, kann es Ärger geben.

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