Wahlprüfsteine des FNG Das planen die Parteien in puncto nachhaltige Geldanlage
FDP
„Wir Freie Demokraten bekennen uns zu den 17 Nachhaltigkeitszielen (‚Sustainable Development Goals‘ – SGDs) der Agenda 2030 der Vereinten Nationen und dem Pariser Klimaabkommen. Wir fordern deshalb die Weiterentwicklung der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie (DNS) entlang dieser Ziele und Indikatoren. Die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung sind ein wichtiger Beitrag zur Gestaltung der Globalisierung. Wir Freie Demokraten sehen in nachhaltiger Entwicklung die Chance auf mehr Freiheit für uns alle und für zukünftige Generationen. Ebenso bekennen wir uns ausdrücklich zu dem Ziel aus dem Pariser Abkommen, die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Für uns steht fest: Um diese Ziele zu erreichen, müssen wir auf Marktwirtschaft und Innovation setzen. Mit neuen Technologien können wir Nachhaltigkeit und Wohlstand in Einklang bringen. Sie ermöglichen neue und ressourcenschonende Produktionsverfahren, ohne unseren Lebensstandard aufgeben zu müssen. Dabei spielen die Finanzmärkte eine entscheidende Rolle. Sie stellen Fremd- und Eigenkapital bereit und machen damit erst die hohen notwendigen Investitionssummen möglich, die es bedarf, um die Klimaziele zu erreichen. Wir Freie Demokraten wollen daher die Kapitalmärkte stärken, um mehr Innovationsfinanzierung zu ermöglichen.“
„Die Nutzung und die damit verbundenen Chancen der Kapitalmärkte zur Finanzierung von Innovationen sollte in der Sustainable-Finance-Strategie stärker berücksichtigt werden. Es wird vor allem darauf ankommen, mehr standardisierte Daten zu sammeln und Unternehmensberichte durch zukunftsgerichtete Elemente zu ergänzen. Dadurch könnten Marktteilnehmer ihre Investitionen hinsichtlich Chancen und Risiken in nachhaltige Geldanlagen besser abschätzen. Wir Freie Demokraten befürworten, dass Sustainable Finance weltweit und europäisch vorangebracht werden soll. Wir brauchen möglichst weltweit einheitliche Standards. Deutschland kann dabei zu einem führenden
Finanzstandort für nachhaltige Geldanlagen werden.
Dazu muss die neue Bundesregierung allerdings konkrete, messbare Ziele definieren, was sie unter einem führenden Finanzstandort versteht und ihre Handlungen daran ausrichten. Vorschläge zu „Gold-Plating“, also der Übererfüllung von EU-Richtlinien, wie sie beispielsweise der Sustainable-Finance-Beirat der Bundesregierung formuliert hat, halten wir nicht für zielführend. Einseitige Verpflichtungen für deutsche Unternehmen, zum Beispiel bei Berichtspflichten, bringen keinen großen Nutzen, aber haben hohe Bürokratiekosten zur Folge. Als wichtig erachten wir, dass neben Klimaaspekten, auch weitere ESG-Kriterien berücksichtigt werden. Es braucht auch bei diesen Aspekten umgehend eine Datenstrategie.“
„Die öffentliche Hand sollte Vorbild im Bereich Nachhaltige Finanzen sein. Dabei sind alle ESG-Kriterien gleichwertig zu behandeln. Allerdings unterscheiden sich die Ziele, Zeithorizont und Anlagevolumina bei den verschiedenen Anlagen des Bundes deutlich, so dass individuelle Anlagestrategien erarbeitet werden müssen. Der jeweilige Anlagezweck bestimmt auch das Verhältnis von Chance und Risiko.“
„Wir sehen eine verpflichtende Abfrage im Rahmen der Anlageberatung kritisch. Es gibt nicht die eine Definition von Nachhaltigkeit. Menschen haben verschiedene Nachhaltigkeitspräferenzen.“
„Für uns Freie Demokraten ist eines wichtig: Anlegerinnen und Anleger müssen Nachhaltigkeitsrisiken besser einschätzen können. Derzeit fehlt es ihnen vor allem an transparenten Informationen. Mit besseren Daten können sie Risiken besser bewerten. Entsprechend gehören Daten und Metriken ins Zentrum jeder Handlung. Um Datenlücken zu schließen, braucht es drei Elemente: Standardisierung (Vergleichbarkeit der Daten herstellen), Transparenz (Offenlegung und offener Zugang von Daten) und das Vorantreiben der Digitalisierung (um zeitnah die aktuelle Lage einschätzen zu können). Die Frage der Offenlegungspflichten steht dabei im Spannungsverhältnis zwischen Nachfragepräferenzen, Datenverfügbarkeit und zu viel Bürokratie. Es bedarf einer gesunden Balance. Bei der Offenlegung sind bestehende Unternehmenspraxis und ein Fortschreiten der Digitalisierung zu berücksichtigen, um übermäßiger Bürokratie vorzubeugen. Nachhaltige Investitionen dürfen nicht am bürokratischen Aufwand für ihren Nachweis scheitern. Für eine bessere Einschätzung von Nachhaltigkeitsrisiken ist es wichtig, die Vergleichbarkeit von Informationen auf europäischer und internationaler Ebene voranzutreiben.“
„Wir Freie Demokraten erkennen die Entwicklung der EU-Taxonomie als politischen Beitrag zur Definition von Nachhaltigkeit auf europäischer Ebene an. Wir wollen sie zu einem rein freiwilligen, dynamischen Ansatz von Nachhaltigkeit weiterentwickeln. So sorgen wir für mehr Tempo bei Innovationen. Anleger sollen gemäß ihren Vorstellungen in nachhaltige Anlageformen investieren können. Dazu wollen wir die Anlagemöglichkeiten für Kapitalsammelstellen in Wagniskapital und Infrastruktur öffnen, um den Weg hin zu einer klimaneutralen Wirtschaft zu finanzieren. Ob und wie weit jede Anlegerin und jeder Anleger die weiterentwickelten ‚Environmental, Social und Governance‘-Faktoren bei der Kapitalanlage berücksichtigen will, muss jeder oder jedem selbst überlassen bleiben.“
„Herzstück unserer Forderungen ist ein umfassender CO2-Emissionshandel. Sobald CO2 einen Marktpreis hat, werden die Finanzmärkte reagieren. Investoren können Risiken und Chancen ihrer Anlagen endlich angemessen berücksichtigen. Investitionen in Anlagen mit hohem CO2-Ausstoß rentieren sich dann immer weniger. Der weit überwiegende Teil aller notwendigen Investitionen in Digitalisierung und Nachhaltigkeit muss von privaten Akteuren stammen. Viele Unternehmen in der EU haben zwar gute Geschäftsmodelle, aber wenig Eigenkapital. Wir wollen daher die Kapitalmarktunion endlich vorantreiben. Ziel ist es, insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen einen besseren Zugang zu Finanzierungs- und Kapitalquellen zu verschaffen. Die Kapitalmarktunion kann der Katalysator für grünes Wachstum in Europa sein.
Wir wollen weiterhin auch die Anlagemöglichkeiten für Kapitalsammelstellen in Wagniskapital und Infrastruktur öffnen. Damit können wir die Finanzierung neuer Technologien zum Beispiel im Bereich GreenTech beziehungsweise CleanTech erleichtern. Wir müssen die Kapitalmärkte besser für die Finanzierung von Zukunftstechnologien nutzen. Positiver Nebeneffekt: Die Bürgerinnen und Bürger profitieren über ihre Altersvorsorge an den unternehmerischen Erfolgen. Wir wollen insbesondere auch die Digitalisierung nutzen. Künstliche Intelligenz (KI) und Blockchain sind dabei zwei wesentliche Technologien, die unsere Wertschöpfung verändern werden. Wir können mit diesen Technologien beispielsweise Lieferketten nachhaltig gestalten, den Verkehrsfluss optimieren oder Papierberge überflüssig machen. KI und die Blockchain spielen insbesondere auch für die Finanzmärkte eine wichtige Rolle. Wir wollen diese Chancen nutzen. Weiterhin fordern wir Freie Demokraten die Schaffung eines ‚Social-Impact-Fonds‘, der die Gelder ‚nachrichtenloser Vermögenswerte‘ einsammelt und damit Social Entrepreneurship fördern soll.“