LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
Lesedauer: 6 Minuten

Das Investment Ausblick 2013: Hurra, kein Aufschwung

Seite 2 / 4


Vorndran: „In der Eurozone bleiben wir darum in der Rezession.“ Zumal immer mehr Menschen die finanzielle Repression jetzt überhaupt erst bewusst werde: Die Kombination aus künstlich tiefen Zinsen, zunehmender Inflation, Kapitalverkehrskontrollen, höheren Steuern und Reformen an den Sozialsystemen sorgt für immer weniger Kaufkraft. De facto schmilzt das Vermögen. Das lähmt. „Es fehlt der Transmissionsriemen, um das Geld in die Realwirtschaft zu spülen“, so Vorndran.

Rezession: Rein oder raus?

Heiner Flassbeck drückt es noch weit drastischer aus: „Europa schlittert in eine tiefe Rezession, auch Deutschland“, so der Chef-Volkswirt der UNO-Organisation für Welthandel und Entwicklung (UNCTAD). Woher sollen denn die positiven Impulse kommen, fragt er. „Deutschlands gesamtes Wachstum liefert derzeit der Außenbeitrag und damit die Exporte. Das ist ein Skandal.“

Deutschland müsse dringend Binnennachfrage produzieren und mit einem negativen Außenbeitrag leben lernen. In einem sind sich Vorndran und Flassbeck nämlich einig: Europa hat keine Schulden-, sondern eine Euro-Krise. Flassbeck: „In einem gemeinsamen Währungsraum müssen die Überschussländer, also vor allem Deutschland, einen Teil ihrer Wettbewerbsfähigkeit abgeben, damit sich die Krisenländer erholen können.“ Nur mit einer ausgeglichenen Handelsbilanz können diese ihre Staatsverschuldung im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt auf ein erträgliches Maß bringen.

Da die Währungsabwertung wegfällt, müssen in Deutschland die Löhne stark steigen. Das ist schlecht für die Wettbewerbsfähigkeit und erhöht den Konsum. „Nur so könnte Deutschlands Wirtschaft künftig wachsen und die Euro-Krise gelöst werden“, sagt Flassbeck. „Notfalls muss der Staat in den Arbeitsmarkt eingreifen. Das halte ich angesichts der Wahlen 2013 allerdings für sehr unwahrscheinlich.“ Einen anderen Weg gebe es nicht. Die fiskalpolitischen Möglichkeiten seien angesichts der hohen Schulden beschränkt, und die geldpolitischen Maßnahmen „zeugen von Verzweiflung“.

Geld sei Dank!

Deutlich weniger negativ ist Holger Schmieding: „Die Eurozone kommt 2013 aus der Rezession heraus“, ist der Chef- Volkswirt der Berenberg Bank überzeugt. Dank der Geldflut der Europäischen Zentralbank (EZB) glaube man wieder stärker an die Zukunft des Euro. In Spanien und Italien sei man auf dem Gipfel der Sparmaßnahmen. „2013 wird es weniger“, so Schmieding. Einzige Ausnahme sei Griechenland: „Hier werden die Sparmaßnahmen noch einmal dramatisch sein.“ Die Stressindikatoren hätten sich bereits verbessert.

Dazu zählt Schmieding etwa die Zinsabstände zwischen besicherten und unbesicherten Interbankkrediten, den Zinsabstand zwischen deutschen und spanischen Staatsanleihen und das Niveau der Volatilität der Aktienkurse („alles ist gesunken“). Zudem öffnen die Banken langsam ihre Schleusen. Schmieding: „Die Finanzierungsbedingungen für Haushalte und Unternehmen werden besser.“

>>Vergrößern


Und die Bereitschaft, dieses Angebot auch wirklich anzunehmen, steige. Schmieding arbeitet seit 2010 für Deutschlands älteste Privatbank. Zuvor war er als Volkswirt für den Internationalen Währungsfonds und die Bank of America Merrill Lynch tätig. Auch wenn er 2013 nicht mit einem weiteren Abrutschen der Wirtschaft rechnet, „krachendes Wachstum“ sieht er nicht.