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„Das ist ja wieder typisch männlich“: Finanzberaterin über Unisex-Tarife und Frauenquote

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DAS INVESTMENT.com: Wenn man den Quotengedanken zu Ende denkt, bräuchten wir irgendwann auch eine Behinderten- oder eine Ausländerquote in den Führungsetagen. Droht Deutschland eine Überregulierung?

Oelbe: Diese Angst ist verständlich. Doch der Gleichbehandlungsparagraph ist ein Bestandteil des deutschen Grundgesetzes. Die Benachteiligung von Frauen bei der Besetzung von Führungspositionen, wie sie derzeit in vielen Firmen praktiziert wird, verstößt massiv dagegen. Um diesen Paragraph umzusetzen, muss die Politik aktiv werden. Wenn sich eine andere Randgruppe ebenfalls benachteiligt fühlt, sollte sie aktiv werden. Dann liegt es an der Gesellschaft, sich damit zu befassen und zu einer vernünftigen Entscheidung zu gelangen. Doch die Frauenquote abzulehnen, nur weil andere gesellschaftlichen Gruppen ebenfalls eine Quote für sich beanspruchen könnten, halte ich für absurd.

DAS INVESTMENT.com: In den kürzlich verordneten Unisex-Tarifen für Versicherungen ist der Gleichbehandlungsgedanke umgesetzt worden – sehr zum Unmut der Versicherungsbranche.

Oelbe: Das ist ja wieder typisch: Schließlich wird die Versicherungsbranche von Männern dominiert. Da bei einheitlichen Tarifen in der privaten Altersvorsorge Männer, deren Lebenserwartung statistisch gesehen kürzer ist, benachteiligt werden, ist das Geschrei groß. Wenn es anders herum gewesen wäre, hätte das mit Sicherheit niemanden interessiert.

DAS INVESTMENT.com: Finden Sie es nicht ungerecht, dass das Risiko einer längeren Lebenserwartung von Frauen nicht bei Unisex-Tarifen nicht berücksichtigt wird?

Oelbe: Nein. Dann müssen die Versicherer eben eine Mischkalkulation erstellen, wie sie das mit anderen Faktoren ja auch machen. Bei der Riester-Rente funktioniert das schließlich auch. Zur Person: Ursula Oelbe ist Fachberaterin für Finanzdienstleistungen (IHK) und gehört dem Arbeitskreis Finanzfachfrauen bundesweit (FFF) und dem Verband unabhängiger Finanzdienstleisterinnen (BuF), sowie dem Bundesverband Finanzdienstleistung (afW) an. Darüber hinaus arbeitet sie im Frauennetzwerk BPW (Business and Professionell Women) als Schatzmeisterin im Vorstand des Club Hildesheim mit.

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