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Aktualisiert am 15.05.2020 - 13:37 Uhrin MärkteLesedauer: 4 Minuten

Irrtum unter der Lupe Das Märchen vom Gold, das zum Eigenkapital werden sollte

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Ebenfalls munkeln manche, wie Gold auf der Aktiv-Seite behandelt wird. Als Liquidität gelten unter anderem sämtliche flüssigen Mittel, auch der Kassenbestand. Dieser Teil, in der Aktiva ganz oben, ist maßgeblich für die Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens, die Solvenz.

Falls Basel es zulassen sollte, würde Gold demnächst auch als Liquiditätsposten gelten. So etwas hat die Interessenvertretung World Gold Council gefordert. Damit würde Gold die von Basel III neu geforderten Liquiditätsquoten einer Bank verbessern. Das wäre aber verrückt. Gold kann nie so liquide sein wie Bargeld. Sollten Banken in einer Liquiditätskrise bei eingefrorenem Geldmarkt plötzlich größere Goldbestände abstoßen wollen, könnte das den Goldmarkt zusammenbrechen lassen. Hinzu kommt ein enorm hohes Kursrisiko. Wie kann nur etwas als Liquidität gelten, das innerhalb zwei Wochen 7,5 Prozent seines Wertes verlieren kann? Ist im Mai 2012 passiert.

Von Tieren und Levels

In den Unterlagen aus Basel ist in diesem Zusammenhang von dem Begriff „Level-1-Assets“ für hochliquide Anlagen die Rede. Den im Internet gern auftauchenden Begriff „Tier-1-Asset“ gibt es nicht. Das ist eine Verwechselung. Mit „Tier“ bezeichnet man die verschiedenen Kapitalstufen, die auf der Passivseite auftreten. Tier-1-Kapital ist das Kernkapital, das in Deutschland unter anderem aus dem von Aktionären eingezahlten Geld und einbehaltenen Gewinnen besteht. Es ist das sicherste und damit wertvollste Kapital. Das Fundament der Bank, das laut Basel III künftig deutlich stärker werden soll. Aber eben nicht mit Gold.

Einzig in Sachen Ausfallrisiko liegt Gold mit dem Cash-Bestand einer Bank gleichauf. Denn Gold trägt laut Bilanzrichtlinien kein Ausfallrisiko. Die Bank muss es in diesem Punkt somit nicht mit Eigenkapital absichern. Aber zu früh gefreut: Das Marktrisiko – wie das normale Kursrisiko im Bilanzsprech heißt – muss eine Bank dagegen sehr wohl absichern. Gold zählt in dieser Hinsicht als Fremdwährung und geht folglich in die Risikorechnung mit ein.

Und das ist auch gut so. Solange Gold seinen Preis in Euro und Dollar jeden Tag ändert, Bankbilanzen aber nur in diesen Währungen aufgestellt werden, bringt Gold ein Risiko. Damit Gold tatsächlich risikofrei werden kann, müsste das gesamte Währungssystem fest an Gold gekoppelt werden. Wie früher im Bretton-Woods-System. Ein festes Verhältnis von Euro und Dollar zur Unze. Das könnte tatsächlich irgendwann einmal passieren. Doch selbst das würde Gold nicht zum Eigenkapital machen, sondern eher zu einer eisernen oder vielmehr goldenen Reserve.

Solange das nicht passiert, sichert Gold in der Bankbilanz nichts, sondern braucht sogar noch eine Sicherung.

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