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Öl- und Gasproduzenten in der Klemme Das Öl sprudelt, die Gelder versiegen

Öltanker vor der Küste von Luanda, der Hauptstadt Angolas
Öltanker vor der Küste von Luanda, der Hauptstadt Angolas: Nicht nur Anleger meiden zunehmend die Ölindustrie, auch die Kapitalbeschaffung über Banken wird stetig schwieriger. | Foto: imago images / Joerg Boethling
Eleanor Price, Aegon AM

In einem Jahr, in dem die Ölpreise deutlich gestiegen sind, haben sich zwei Ölproduzenten auf dem europäischen Markt für Hochzinsanleihen etabliert. Tullow Oil, ein international operierendes britisch-irisches Gas- und Ölunternehmen mit Sitz in London, begab im April eine Rekordanleihe in Höhe von 1,8 Milliarden US-Dollar, die aufgrund ihres zweistelligen Kupons und einer gleichzeitigen Straffung der Kapitalstruktur vom Markt gut aufgenommen wurde. Tullow Oil fördert Gas und Öl aus 68 Öl- und Gasfeldern in 21 Ländern; vorrangig in Ghana, Uganda, Kenia, Äthiopien und Staaten in Westafrika.

Bei der im Juli vom Nordseeöl-Förderer Ithaca Energy begebenen Anleihe verhielt es sich etwas anders. Die Anleihe wird immer noch leicht unter dem Emissionspreis gehandelt, trotz eines saftigen Kupons von 9 Prozent, günstigen Förderkosten und einer beträchtlichen Cash-Generierung.

Es ist offenkundig: Anleger machen einen Unterschied zwischen Emittenten, etwa im Hinblick auf die Frage, in welchen Weltregionen ihre Förderstätten liegen. Die unterschiedliche Aufnahme dieser Emissionen vom Markt dürfte zugleich auch das nachlassende Interesse an Investitionen in Offshore-Ölförderer wie Ithaka Energy spiegeln.

Investorenbasis der Ölförderer schrumpft

Bekanntlich erfordern die meisten neuen Kundenmandate einen immer strengeren ESG-Fokus. Es ist daher kaum überraschend, dass die Investoren mit der Offshore-Ölproduktion vor einem Sektor zurückschrecken, der zweifellos zu den am wenigsten umweltfreundlichen gehört. Der Haken an der Sache ist, dass sich viele dieser Unternehmen aus rein fundamentaler Sicht in einem weitaus besseren Zustand befinden als in den vergangenen Jahren – und das trotz ihrer stark gestiegenen Kapitalkosten. Dennoch finden sie aufgrund des Drangs von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zu deutlich mehr Nachhaltigkeit immer weniger Investoren.

Vor der Pandemie fragte ich bei einem Gespräch mit der Geschäftsführung eines Unternehmens aus der Öl- und Gasbranche, was das größte Risiko für den Fortgang der Geschäfte sei. Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen: Die Abneigung der Anleger gegenüber dem Sektor. Dabei bleiben nicht nur die Investoren aus. Auch die Finanzierung über Banken wird immer schwieriger. Denn auch diese geraten zunehmend unter Druck, ihre Kreditvergabe zu dekarbonisieren.

Wie werden Anleihen zukünftig refinanziert?

Doch die Ölgesellschaften sind nach wie vor auf ihre Geldgeber angewiesen. Sie reagieren daher aktiv auf den Trend zu ESG und mehr Nachhaltigkeit, indem sie ihre Aktivitäten auf den Ausbau der Produktion aus bereits erschlossenen Öl- und Gasförderstätten beschränken. Nur wenige neue Förderstätten werden noch in Betrieb genommen.

Während allerdings die großen Ölkonzerne bestrebt sind, ihr Geschäftsmodell umzubauen und sich von Produktionsanlagen zu trennen, können sich kleinere, auf Hochzinsanleihen angewiesene Unternehmen diesen Luxus nicht leisten. Obwohl die Welt noch mehrere Jahrzehnte lang einen erheblichen Öl- und Gasbedarf hat, stellt sich dem Sektor infolgedessen die brennende Frage, wie er seinen Betrieb finanzieren und aufrechterhalten soll.

Bleiben die Anleger dem Sektor weiterhin und in zunehmendem Maß fern, ist ungewiss, wie eine Vielzahl von Anleihen letztlich refinanziert werden soll. Anleger, die oft vor Jahren gezeichnet haben, als Öl billig und guter Rat zum damals noch chancenreichen Ausblick des Sektors nicht teuer war, sollten dieses Risiko fest im Blick behalten.

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