Credit-Suisse-Anlagechef Varnholt über das Schulden-Paradox
Warum steigende Schulden nicht zwingend zu höheren Zinsen führen
Burkhard Varnholt Aktualisiert am 17.08.2018 - 14:16 Uhr
Wirft einen kritischen Blick auf den Zinsmarkt: Burkhard Varnholt, Anlagechef Credit Suisse (Schweiz)Foto: Credit Suisse (Schweiz)
Angesichts wachsender Schuldenberge werden manche Anleger nervös. Sie sorgen sich um die Zinsentwicklung, die derzeit ganz anders verläuft, als von vielen erwartet. Doch dafür gibt es Gründe. Vielleicht ist die Weltwirtschaft einfach robuster als ihr Ruf? Allerdings führt auch rationales Kalkül manchmal auf Holzwege. Deshalb gilt die Weisheit „Prepare, don’t predict“. Das gilt auch für den aktuellen Handelskonflikt. Manchmal kann sogar kleines Zündeln einen Flächenbrand auslösen.
Und auch die Reduktion der Staatsanleihen-Bestände der Zentralbanken wird das Angebot an Staatsanleihen im Markt zusätzlich erhöhen. In den USA wird das zwei Billionen US-Dollar ausmachen (Abbildung 9).
Abbildung 9: Angekündigte Reduktion der Eigenbestände von US-Staatsanleihen durch die Federal Reserve (Fed)
Vermögenswerte der Fed in Billionen US-Dollar
Warum also erhöht diese für jedermann absehbare Flut von neuen Staatsanleihen nicht die langfristigen Zinsen? In Europa und Japan stellt sich die Frage genau gleich. Vielleicht, weil Anleger erwarten, dass die Inflation weiterhin tief bleibt? Wahrscheinlich. Vielleicht, weil sie erwarten, dass Staaten...
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Und auch die Reduktion der Staatsanleihen-Bestände der Zentralbanken wird das Angebot an Staatsanleihen im Markt zusätzlich erhöhen. In den USA wird das zwei Billionen US-Dollar ausmachen (Abbildung 9).
Abbildung 9: Angekündigte Reduktion der Eigenbestände von US-Staatsanleihen durch die Federal Reserve (Fed)
Vermögenswerte der Fed in Billionen US-Dollar
Warum also erhöht diese für jedermann absehbare Flut von neuen Staatsanleihen nicht die langfristigen Zinsen? In Europa und Japan stellt sich die Frage genau gleich. Vielleicht, weil Anleger erwarten, dass die Inflation weiterhin tief bleibt? Wahrscheinlich. Vielleicht, weil sie erwarten, dass Staaten Schulden in eigener Währung immer bedienen können? Wahrscheinlich. Vielleicht, weil den Vorsorgewerken angesichts ihres Anlagenotstands einfach wenig Wahlfreiheit bleibt? Wahrscheinlich. Neben allen berechtigten Sorgen über die langfristige Schuldendynamik westlicher Staaten gibt es eben auch gute Gründe für die paradoxe Annahme, dass das aktuelle Niveau und Wachstum westlicher Schulden die Märkte auf absehbare Zeit nicht bewegen wird. Bis es sie doch bewegt.
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