Versicherungsforen Leipzig Das sind die 2 größten Trends auf dem Insurtech-Markt
In den vergangenen Jahren schossen Insurtechs wie Pilze aus dem Boden – und der Großteil verschwand genauso schnell wieder vom Markt. So zählte die Beratungsgesellschaft Capgemini im Jahr 2018 gerade einmal 120 Insurtechs in Deutschland. 2020 wuchs diese Zahl auf 160, 2022 waren es 155 Unternehmen. Im Gegenzug berichtete Michael Klüttgens, Leiter der Versicherungsberatung bei WTW Deutschland, im Jahr 2020 von insgesamt 184 Start-Ups, die zwischen 2017 und 2020 den Geschäftsbetrieb einstellen mussten.
Nun laufen wir wohl auf eine Konsolidierung auf dem Insurtech-Markt zu, meint Felix Sandt, Netzwerk-Chef bei New Players Network (NPN), einer Initiative der Versicherungsforen Leipzig. Im Rahmen einer Analyse über die vergangenen Jahre stellte NPN nämlich einen deutlichen Einbruch bei den Insurtech-Neugründungen fest.
So wurden im Jahr 2018, auf dem Höhepunkt des Insurtech-Hypes, 32 digitale Versicherer gegründet. 2021 ging diese Zahl leicht auf 24 zurück. Zwei Jahre später, im Jahr 2023, wurden lediglich fünf neue Versicherungs-Start-Ups ins Leben gerufen. Für 2024 registrierte das New Players Network bislang noch keine einzige Insurtech-Neugründung.
Als Grund für den Einbruch sehen die NPN-Experten vor allem finanzielle Engpässe. So war es laut Versicherungsmakler und Insurtech-Mitgründer Daniel Feyler bis 2022 nicht wichtig, Gewinne zu schreiben. Man hielt sich dabei laut Feyler an einen Trend aus den USA, demnach in dynamischen Märkten das Wachstum dem Gewinn vorzuziehen sei. „Auch aktuelle Börsenbewegungen wirken sich eher negativ auf den Insurtech-Markt aus“, sagen die NPN-Insurtech-Spezialisten.
B2B statt B2C
Ein weiterer Trend, der sich in den Daten der Insurtech-Übersicht von NPN widerspiegelt, ist ein veränderter Marktfokus der analysierten Start-Ups. Waren zuvor die meisten Insurtechs im Geschäft mit den Endkunden, dem sogenannten B2C-Bereich aktiv, wandelt sich der Schwerpunkt nun in Richtung der B2B-Geschäftsmodelle. Vor allem digitale Versicherer, die sich bereits früh auf die Unterstützung von Maklern und Vermittlern konzentriert haben, nehmen laut BPN nun an Fahrt auf.
Hallo, Herr Kaiser!
„Der B2B-Markt ist nicht nur eine stabile Einnahmequelle, sondern erlaubt eine tiefere Integration in bestehende Vertriebsnetzwerke“, sagt Sandt. Aktuelle Beispiele dafür seien das Cybersicherheits-Start-Up Cyberion aus der Schweiz, das Berliner Insurtech SureIn mit Fokus auf Gewerbeversicherung für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) sowie Vaarhaft, ein Berliner Start-Up, das eine Software entwickelt hat, die Bildmanipulation und Deepfakes erkennt.
Für das Jahr 2024 rechnet Sandt mit einer Wiederbelebung des Insurtech-Marktes. „Wir glauben, dass sinkende Zinsen im US- und Euro-Raum Investitionen ankurbeln werden, wobei Investoren gezielt Insurtech-Unternehmen unterstützen, die realistische Profitabilitätsaussichten bieten“, prognostiziert er.
Über die NPN-Datenbank
Die Datenbank umfasst aktuell 146 Unternehmen aus dem DACH-Raum. 109 davon kommen aus Deutschland, 29 aus der Schweiz und acht aus Österreich. Unterteilt werden die Unternehmen nach ihrem Marktfokus (104 sind im B2B-Bereich, 44 im B2C- und 40 im B2B2C-Bereich aktiv; Mehrfachnennungen sind möglich) sowie in zwei Tiers: Tier 1 umfasst Start-Ups, die ihr Geschäft im Kernbereichen der Versicherungswirtschaft betreiben, während das Geschäftsmodell der Start-Ups aus Tier 2 technologiebasiert ist und den Versicherungsprozess unterstützt. Alle erfassten Unternehmen müssen dabei jünger als sieben Jahre alt sein.