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Das sind die besten Tarife in der Grundfähigkeitsversicherung

Die Grundfähigkeitsversicherung wird seit Jahren als Alternative zur oftmals teuren und mit vielen Fallstricken versehenen Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) gepriesen. Doch ein nachhaltiger Erfolg am Markt war ihr bisher nicht beschieden. Der wohl wichtigste Unterschied ist, dass bei der BU der zuletzt ausgeübte Beruf versichert wird (und als Bemessungsgrundlage herangezogen wird), während bei Grundfähigkeitsversicherung körperliche und geistige Fähigkeiten, ohne konkreten Bezug auf ein Berufsbild zu nehmen.
Grundfähigkeitsversicherung nicht nur eine Alternative für Handwerker
Laut des Beratungsunternehmens Institut für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP) ist dieser Unterschied vielen nicht bewusst. So sei die Grundfähigkeitsversicherung in der Vergangenheit alleinig als biometrische Absicherung vor allem für Handwerkerberufe gleichgesetzt worden. Richtig ist laut IVFP, dass sie hauptsächlich körperliche Fähigkeiten und deren Funktionsweisen absichert, die in ihrem biometrischen Risiko klar eingrenzbar und kalkulierbar seien. Dadurch werde das Produkt in erster Linie für Kunden interessant, die bevorzugt körperliche Fähigkeiten und/oder handwerkliche Tätigkeiten versichern möchten.
Komplexe Untersuchungsmethodik
Das IVFP hat nun erstmals ein Rating inklusive Preis-Leistungs-Vergleich bei Grundfähigkeitsversicherungen erstellt. Dabei wurden 27 Versicherer, 58 Tarife und insgesamt über 300 Tarifkonstellationen analysiert.
Die methodische Vorgehensweise erklären die Analysten so: „In ihren Definitionen zu den versicherbaren Grundfähigkeiten ist das Tarifangebot sehr umfangreich geworden. So sind beispielsweise im Bereich „Gehen“ eine Vielzahl von Fähigkeiten hinterlegt, was genau „Gehen“ im Sinne der jeweiligen Versicherung bedeutet (400 Meter, auf ebener Fläche, Pausenregelung, usw.).“ Das mache einen Vergleich schwierig und ein umfassendes Rating komplex, zumal wenn neben der Leistung auch erstmals der Preis betrachtet wird.
„Die Preisbestimmung bei der Grundfähigkeitsversicherung ist nicht so klar zu ermitteln, wie bei der BU“, sagt Georg Goedeckemeyer, Leiter Rating beim IVFP. Das liege unter anderem an den unterschiedlichen Produktkonzepten. So gebe es einerseits Versicherer, die in sehr viel Absicherung anbieten. Andererseits Anbieter, die Einzelbausteine offerieren, wie „Gehen“. Und dann wiederum Unternehmen, die dazwischen liegen.
Berücksichtigung von Mustertypen im Sinne eines besseren Preisvergleichs
Dieser Umstand werde vom IVFP im Rating dadurch aufgegriffen, dass neben den unterschiedlichen Definitionen von Grundfähigkeiten auch bestimmte Konstellationen von Mustertypen verglichen werden. So soll ermittelt werden, ob ein Preisvergleich (laut der Autoren an der Gesamtnote extra gering gewichtet) überhaupt möglich ist. Zudem teilt das Analysehaus die im Markt erhältlichen Angebote in individuelle Konzepte, Baukasten-Konzepte und All-in-one-Konzepte auf.
Bei den Mustertypen differenziert das IVFP zwischen:
- Kaufmännischen Typ, Alter 30 Jahre, Absicherungshöhe 1.200 Euro, Endalter 67 Jahre
- Kreativen Typ, Alter 35 Jahre, Absicherungshöhe 1.500, Endalter 67 Jahre
- Medizinischen Typ, Alter 35 Jahre, Absicherungshöhe 1.200 Euro, Endalter 65 Jahre
- Handwerklicher Typ, Alter 30 Jahre, Absicherungshöhe 1.200 Euro, Endalter 60 Jahre
- Studentischen Typ, Alter 20 Jahre, Absicherungshöhe 1.000 Euro, Endalter 67 Jahre
- Auszubildender Typ, Alter 20 Jahre, Absicherungshöhe 750 Euro, Endalter 67 Jahre
- Schüler, Alter zehn Jahre, Absicherungshöhe 1.000 Euro, Endalter 67 Jahre
Weitere Erläuterungen zu den Musterfalldefinitionen finden Sie hier.
Allianz, Alte Leipziger und HDI schneiden am besten ab
Von den genannten über 300 Tarifkonstellationen erhalten 42 die Topnote „Exzellent“. Ganze 193 Offerten erhalten ein „Sehr Gut“. Dabei fällt auf, dass es für die gleichen Produkte in den nach Mustertypen unterschiedenen Gruppen letztlich nur marginale Unterschiede im Untersuchungsergebnis gibt. Von den 27 Produktgebern erhalte in allen Konstellationen die Allianz, Alte Leipziger und HDI jeweils ausnahmslos die Auszeichnung „Exzellent“. Weitere Versicherer mit Bestnote, wenn auch nicht für alle Mustertypen sind: Baloise, Ergo Vorsorge, Nürnberger und Volkswohl Bund. Die Übersicht über die „besten“ Tarife gibt es hier.
Intransparente Ergebnisdarstellung
Wie üblich erweist sich das IVFP in Sachen Ergebnisdarstellung als wenig transparent. Dargestellt werden nur die Unternehmen, die im Gesamtergebnis die beiden besten Noten erhalten. Lediglich in den Teilbereichen wird auch noch die Note „gut“ ausgewiesen. Mit welcher Notenskalierung das Unternehmen insgesamt arbeitet, bleibt dabei unklar. Dies ist als besonders anbieterfreundlich zu werten, zumal es entgegen dem Schulnotensystem hier noch eine bessere als die eigentlich übliche Topnote „Sehr Gut“ gibt.
Weiteres Manko: Durch den Umstand, dass die Versicherer innerhalb der Gesamtnoten nur alphabetisch sortiert werden und keine Angabe des Ergebnisses in Punkten erfolgt, gibt es zudem keine echte Rangfolge im Rating. Dies ist erfahrungsgemäß den eigenen Vermarktungsabsichten der Untersucher geschuldet. Vom IVFP ausgezeichnete Versicherer können kostenpflichtige Siegel zu Marketing- und Vertriebszwecken erwerben.
Keine Topergebnisse = negative Berichterstattung?
Das IVFP erklärt den Verzicht auf die Darstellung der nicht von ihr ausgezeichneten Unternehmen so: „Dadurch soll einer negativen Berichterstattung über Anbieter entgegengewirkt werden, deren Strukturen sich beispielsweise noch im Aufbau befinden, die sich aber dennoch bereiterklärt haben, am Rating teilzunehmen. Folglich ist ein schlechteres Ratingergebnis nicht damit gleichzusetzen, dass der Versicherer ungenügend ist. Diese Philosophie führt regelmäßig dazu, dass Gesellschaften auch deshalb an diesen (freiwilligen) IVFP-Ratings teilnehmen, um eine eigene Positionsbestimmung zu erhalten.“ Warum die reine Nennung der, zumal ganz wenigen Tarife, die tatsächlich beim IVFP schlechter als „sehr gut“ abschneiden, zu einer Negativdarstellung der Unternehmen führen sollten, bleibt indes unklar.
Individuell zusammengestellte Tarife nicht viel teurer
Zur Ergebnisbewertung greift das IVFP lediglich einen Teilaspekt heraus: „Das Ergebnis im Bereich Preis/Leistung hat uns (...) überrascht“, so Goedeckemeyer, „dass ein individuell zusammengestellter Tarif in der Regel nicht viel teurer ist, als der eines All-in-one-Anbieters“. Allerdings sei wichtig zu betonen, dass bei der Analyse der Konzepte auch mehrere Grundfähigkeiten abgesichert wurden, um die Kostenstruktur der unterschiedlichen Konzepte greifbar zu machen. „In der Praxis hingegen werden oftmals sehr schlanke Tarifkombinationen gewählt, das ist uns bewusst.“