Aufdecken, aufklären, aufwiegeln Das sind unsere Medien des Monats Juli
Kapitalismus tut allen gut
Rainer Zitelmann „Kapitalismus ist nicht das Problem, sondern die Lösung“
Analyse: Autor Rainer Zitelmann untersucht das Scheitern sozialistischer Experimente anhand praktischer Beispiele. Damit will er zeigen, dass „Mehr Staat, weniger Markt“ die falsche Therapie für etwaige Krisen ist. Zitelmanns These: Gerade mehr Kapitalismus tut den Menschen gut. Die vielen Ungleichheiten, die diese Form der Marktwirtschaft hervorruft, blendet er bewusst aus: Es sei nicht entscheidend, ob die Vermögensungleichheit zunimmt oder nicht, sondern ob der Lebensstandard der Menschen insgesamt durch die Entwicklung des Kapitalismus eher angehoben wird oder nicht. Letztlich haben Krisen laut dem Autor nichts mit Marktversagen zu tun, sondern schuld sind stets Politik und Zentralbanken.
Wallraff lässt grüßen
Malte Krüger, Alexander Schmidt "Undercover in der Finanzindustrie"
1.200% Rendite in 20 Jahren?
Enthüllung: Auf der Suche nach einer auskömmlichen Geldanlage fürs Alter und guter Finanzberatung hat sich der Kommunikationstrainer Malte Krüger auf eine Odyssee durch deutsche Finanzvertriebe begeben – als Testkunde, Journalist und Anwärter bei einem Strukturvertrieb. Aus den Beobachtungen ist ein Buch entstanden. Co-Autor ist der Honorarberater Alexander Schmidt, den Krüger auf seinem Weg getroffen hat. Beide Autoren möchten im zweiten Teil des Buches anhand von Dialogen vorführen, wie eine ideale Finanzberatung aussehen könnte. Ob die Tipps das Zeug zu einer alltagstauglichen Anleitung haben, sei dahingestellt. „Undercover in der Finanzindustrie“ liest sich als Abrechnung mit der deutschen Beratungsindustrie. Nach Meinung der Autoren bietet sie vor allem lieblose Massenabfertigung und kaum sinnvolle Produkte. Die Günter-Wallraff-Stiftung hat die Autoren bei ihrer Recherche unterstützt.
Vom Extremisten lernen
Jamie Bartlett “Radicals. Outsiders changing the World”
Querdenker: Autor Jamie Bartlett geht unter anderem der Frage nach, warum radikale Ideen und der Mainstream inzwischen weit schwieriger zu trennen sind. Dass Extrempositionen eine Gesellschaft voranbringen, glaubt er ohnehin. Als Beispiel untersucht Bartlett politische Organisationen wie die italienische Fünf-Sterne-Bewegung, die wie Pilze aus dem Boden schießen und zügig an Zuspruch gewinnen. In anderen Kapiteln begleitet Bartlett Klima-Aktivisten oder nimmt an einem kollektiven Drogen-Tasting teil. Der Themen-Mix mutet seltsam an, etwa wenn Bartlett Nationalstaaten, Bitcoin und Afghanistan in einem Absatz behandelt. Hilfreich sind dagegen die Verweise auf Quellen und weiterführende Literatur.