Thematisches Investieren „Das Thema Infrastruktur ist aus zweierlei Gründen interessant“
Bei diesem Artikel handelt es sich um ein Transkript der ersten Episode des M&G-Podcasts „Investment Business“
Wir leben in turbulenten Zeiten, das zeigt sich auch an den Kapitalmärkten. Zahlreiche brandaktuelle Themen und viele offene Fragen sind das, was die Anleger aktuell umtreibt. Die passenden Antworten hat Ivan Domjanic, Kapitalmarktstratege für die DACH-Region bei M&G Investments. Im Gespräch mit Peter Ehlers, dem Herausgeber des private banking magazins und DAS INVESTMENT, erklärt er den Anlegern, worauf es heute wirklich ankommt. Diesmal geht es um Thematisches Investieren.
Peter Ehlers: Hallo zusammen. Heute sprechen wir über Thematisches Investieren. Das müssen wir einmal nochmal kurz definieren, damit wir auch wissen, wovon wir hier wirklich reden. Thematisches Investieren bedeutet, dass man eine große Branche, einen großen Trend der langfristig, nachhaltig hält, aufgreift. Ich habe heute hier meinen Gesprächspartner, Ivan Domjanic, Kapitalmarktstratege von M&G Investments, der wird darüber ganz viel erzählen können.
Ivan Domjanic: Ja hallo.
Ehlers: Gut, lass uns einsteigen ins Thema. Vorweg mal erstmal ein Beispiel, wo es nicht so funktioniert hat, das war beim Thema Wasserstoff. Eine Aktie wie eine Powercell Sweden, die haben irgendwie auf Ein-Jahres-Sicht 40 Prozent verloren und das war vor einem Jahr, zwei Jahren war das noch der ganz große Trend. Auch so ein Mega-Trend, den man gesehen hat. Woran ist das gescheitert?
Domjanic: Ja da gab es ja einige Titel, gerade so kleinere Titel, die noch deutlich mehr verloren haben, also die 70 bis 80 Prozent verloren hatten. Das Thema Wasserstoff ist eigentlich ein sehr gutes Beispiel für eine spekulative Übertreibung. Das heißt also mit exzessiven Bewertungen, die letztlich die ganzen Titel betroffen haben, die eben noch am Anfang und unprofitabel sind. Und das zeigt eigentlich, wie wichtig es ist beim Thematischen Investieren, nicht nur bestimmte Trends zu erkennen, die langfristig vielleicht sehr spannend und vielversprechend sind, sondern eben auch auf die Bewertungen und die Geschäftsmodelle zu achten. Und eben darauf zu schauen, dass die Unternehmen, in die man investiert, tatsächlich auch in der Lage sind, über kurz oder lang auch Geld zu verdienen.
Ehlers: Das heißt also, wenn wir das mal konkretisieren: Beim Wasserstoff war es so, dass wir letztendlich fragen: Hatten wir das nötige Volumen? Also ist die nötige Kapitalisierung im Markt, dass man das aufnehmen konnte? Und waren die Unternehmen schon so weit? Wenn ich das richtig verstehe waren sie es vielleicht nicht.
Domjanic: Also beim Wasserstoff würde ich sagen war es wie gesagt das perfekte Beispiel an spekulativen Übertreibungen eines Exzesses ähnlich wie…
Ehlers: Heißt also, es wurde zu viel Geld investiert, man hat den Trend zu sehr geritten und mit Geld überladen?
Domjanic: Richtig, also es wurde einfach gehypt. Es ist viel spekulatives Kapital in dieses Thema geflossen, welches ja durchaus langfristig vielversprechend sein kann. Das will ich gar nicht bestreiten. Das ist auch für uns durchaus langfristig ein sehr interessantes Thema. Aber es ist einfach sehr viel spekulatives Kapital in diese Titel geflossen, die Titel wurden nach oben getrieben, teilweise waren sie jenseits von Gut und Böse bewertet. Und dann haben die Titel eben mit den ganzen anderen unprofitablen Wachstumstiteln seit Anfang letzten Jahres angefangen zu fallen und sind entsprechend deutlich eingebrochen. Also im Prinzip eine klassische Blase, die wir hier in dem Fall gesehen haben, würde ich sagen.
Ehlers: Ivan, welche großen Trends sind denn vom Investmentvolumen her groß genug, gemessen an der Marktkapitalisierung der Unternehmen, und die gleichzeitig auch reif genug sind, so dass keine großen Korrekturen wie beim Wasserstoff kommen müssen? Und, dass wir sagen, da kann man heute schon absehen, dass das Trends, sind die funktionieren?
Domjanic: Also grundsätzlich: Korrekturen sind bei allen großen Themen immer möglich. Also im Aktienmarkt allgemein, das ist natürlich klar. Und es ist aber schon so, dass je aufregender und spannender so ein Thema ist und sich anhört, desto größer ist natürlich die Wahrscheinlichkeit, dass auch spekulatives Kapital dort reinfließt und dann eben solche Exzesse eben auch verursacht, wie wir es jetzt zum Beispiel beim Thema Wasserstoff gesehen haben. Für eine Fondsgesellschaft wie uns, die auch ein gewisses Volumen einfach benötigt, ist es natürlich grundsätzlich wichtig, dass das Thema an sich breit genug ist, dass das Anlageuniversum groß genug ist, dass die Marktkapitalisierung und entsprechend auch die Liquidität der einzelnen Titel groß genug ist. Sodass wir das Thema mit einer Strategie entsprechend spielen können.
Ehlers: Lass uns das nochmal ganz kurz vertiefen. Also das heißt, wenn drei Fonds reingehen und eine Aktie hochtreiben, dass sie eben halt viel zu hochpreisig ist, ist das ein viel zu kleiner Trend, das Unternehmen zu klein. Wir reden hier von Unternehmen oder auch Branchen die wirklich auch viel Geld vertragen können und auch schon operativ an einem Punkt sind, dass sie liefern können.
Domjanic: Richtig, das ist wichtig. In unserer Multi-Themen-Strategie beispielsweise haben wir eine Mindestgrenze von einer Milliarde Marktkapitalisierung je Titel, das heißt also das ist schon eine Mindestgrenze. Und wenn ein Thema noch sehr in den Kinderschuhen steckt, viele kleine Unternehmen sich dort tummeln und auch die Anzahl an Unternehmen relativ überschaubar ist, dann wird es natürlich schwierig für eine Fondsgesellschaft wie uns.