Sauren-Duo im Interview „Das Wirtschaftsleben muss Stück für Stück nachhaltiger werden“
Ist Engagement immer öffentlich erkennbar?
Viehmann: Viele Aktivitäten finden gerade nicht in der Öffentlichkeit, sondern im direkten Dialog mit den Unternehmen statt: Ein asiatischer Fondsmanager hat etwa darauf hingearbeitet, dass ein chinesischer Produzent von Sojamilch seinen Kunden gesündere, zuckerarme Produktvarianten anbietet. Oder nehmen Sie den Fall eines europäischen Fondsmanagers: Dieser entschied sich zuerst gegen die Investition in ein deutsches Wohnungsbauunternehmen, weil Luxussanierungen dazu führten, dass viele Mieter aus ihren Wohnungen ausziehen mussten.
Das war aus seiner Sicht sozialpolitisch nicht in Ordnung und drohte das Unternehmen in Verruf zu bringen. Diese Bedenken kommunizierte er in Gesprächen mit dem Unternehmen, das ein Konzept umsetzte, dass die Sozialverträglichkeit der Sanierungen stärker berücksichtigt. Das sind Beispiele für Veränderungen, die auch direkt im Alltag der Menschen ankommen.
Dann sind die Fondsmanager in sehr unterschiedlichen Themenbereichen aktiv?
Sauren: Ja, natürlich sind Themen wie der sorgsame Umgang mit natürlichen Ressourcen wichtig. Aber Nachhaltigkeit beschränkt sich eben nicht nur auf Umweltthemen. Das Engagement kann auch bedeuten, dass sich der Fondsmanager für eine faire und transparente Vergütung des Managements einsetzt. Oder für eine kompetente und unabhängige Besetzung des Aufsichtsrats. Das klingt banal, gibt aber ungemein wichtige Impulse für eine nachhaltigere Führung von Unternehmen.
Was ist denn der gemeinsame Nenner, die Idee dieses vielfältigen Engagements?
Viehmann: Alle Maßnahmen sind durch ein übergreifendes Ziel verbunden: In gute Unternehmen zu investieren und die Unternehmen nachhaltiger und somit langfristig erfolgreicher zu machen. Das ist ja die zentrale Idee der Nachhaltigkeit: langfristiger Erfolg statt kurzfristige Gewinnmaximierung. Das geht nur durch eine sinnvolle Balance von Wirtschaftlichkeit, Umwelt und sozialen Aspekten.