Sauren-Duo im Interview „Das Wirtschaftsleben muss Stück für Stück nachhaltiger werden“
Können die einzelnen Manager denn überhaupt etwas bewegen? Schließlich erwerben sie oft nur eine kleine Minderheitsbeteiligung.
Viehmann: Natürlich können Fondsmanager im Alleingang keine Änderungen erzwingen. Das ist in der Regel aber auch nicht nötig. Ein gutes, verantwortungsvolles Unternehmensmanagement verschließt sich einem hochwertigen Dialog nicht. Schließlich ist es ja auch im eigenen Interesse, ein konstruktiv-kritisches Feedback zu bekommen, um die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens zu verbessern.
Kann man das auch passiv über ein Indexinvestment umsetzen?
Sauren: Unseres Erachtens nach ist das aktuell nicht sinnvoll möglich. Natürlich werden inzwischen zahlreiche ETFs auf Indizes angeboten, die auf der Basis von Nachhaltigkeitsratings zusammengestellt sind. Die Aussagekraft dieser Ratings ist eben begrenzt – die kontroversen Diskussionen haben wir zu Beginn ja bereits angesprochen.
Viel wichtiger ist aber ein anderer Kernpunkt: Umfassendes „Active Ownership“, also der konstruktive Dialog mit Unternehmen und das aktive Anstoßen von Veränderungen sind nur für einen aktiven Fondsmanager möglich. Es braucht dafür einfach die detaillierte Analyse des einzelnen Unternehmens und den kompetenten Dialog auf Augenhöhe. Bei ETFs ist eben ein zentrales Charaktermerkmal, dass es diesen aktiven Fondsmanager gerade nicht gibt.

1.200% Rendite in 20 Jahren?
Funktioniert „Active Ownership“ weltweit?
Viehmann: Definitiv. Nicht zu unterschätzen sind aber die deutlichen regionalen Unterschiede. Nur Spezialisten für den jeweiligen Markt können beurteilen, was für Nachhaltigkeit erforderlich ist und welche Rolle aktive Investoren spielen können.
Wie zeigen sich diese Unterschiede genau?
Viehmann: Mit einem japanischen Unternehmen treten sie anders in Kontakt als mit einem amerikanischen Unternehmen. Mit einem großen anders als mit einem kleinen. Auch die Themen sind andere. In Japan haben sie im weltweiten Vergleich bereits gute Standards bei den Themen Soziales und Umweltschutz. In China überwiegt noch die erste Unternehmergeneration, die einen starken Fokus auf die wirtschaftlichen Aspekte legt. Regional spezialisierte Fondsmanager können Unternehmen effektiver ansprechen und besser Veränderungen bewirken.