Anleiheexperte Jack Holmes
Dauerbrenner Inflation
Jack Holmes ist Anleiheexperte bei der Fondsgesellschaft Artemis Investment Management. Foto: Artemis Investment Management
Wie steuern Notenbanken die Inflation? Und welche wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Trends beeinflussen die Preise? Anleiheexperte Jack Holmes von der Investmentgesellschaft Artemis Investment Management gibt Einblicke in die Geldpolitik.
Zentralbanken bewegen sich in einem Spannungsfeld: Entweder treten sie als Inflationsbekämpfer auf und übertreiben es mit der Glaubwürdigkeit, oder sie haben ein Glaubwürdigkeitsproblem. Anders ausgedrückt: Die Glaubhaftigkeit der Zentralbanken ist zum Problem geworden, da die Geldpolitik an Grenzen kommt.
Eine sehr langfristige Betrachtung über mehrere Jahrhunderte zeigt, dass die Volatilität der Inflation sinkt. In nachstehender Grafik ist anhand von Daten der Bank of England die Inflationsvolatilität seit 1230 dargestellt.
Annualisierte Standardabweichung der Inflation im Vereinigten Königreich und langfristiger gleitender Durchschnitt – Inflation und Inflationsvolatilität...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Zentralbanken bewegen sich in einem Spannungsfeld: Entweder treten sie als Inflationsbekämpfer auf und übertreiben es mit der Glaubwürdigkeit, oder sie haben ein Glaubwürdigkeitsproblem. Anders ausgedrückt: Die Glaubhaftigkeit der Zentralbanken ist zum Problem geworden, da die Geldpolitik an Grenzen kommt.
Eine sehr langfristige Betrachtung über mehrere Jahrhunderte zeigt, dass die Volatilität der Inflation sinkt. In nachstehender Grafik ist anhand von Daten der Bank of England die Inflationsvolatilität seit 1230 dargestellt.
Annualisierte Standardabweichung der Inflation im Vereinigten Königreich und langfristiger gleitender Durchschnitt – Inflation und Inflationsvolatilität sind in der sehr langfristigen Perspektive kontinuierlich gesunken
Diese Dynamik ist jedoch nicht nur für das Vereinigte Königreich kennzeichnend. Vielmehr lässt sich beobachten, dass die Inflation und ihre Volatilität während der vergangenen fünf Jahrzehnte sowohl in Industrie- als auch in Schwellenländern deutlich gesunken sind.
Nur für sich betrachtet wäre diese Entwicklung ein Grund zum Feiern. Dank der Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit von Zentralbanken hat die Unsicherheit in Bezug auf die Preisentwicklung abgenommen, und die Inflationsrisikoaufschläge sind gesunken. Dies bedeutete wiederum eine höhere Planbarkeit und Investitionssicherheit und somit auch eine stärkere Wirtschaft. In einer Welt, in der sich die Inflation tendenziell rückläufig entwickelt und die Geldpolitik an ihre Grenzen stößt, könnte dieses Verlaufsmuster jedoch problematisch sein.
In den vergangenen drei Jahrzehnten hat sich die negative Tendenz der Inflationserwartungen verstärkt. Dies zeigen auch die Preisdruckindikatoren der St. Louis Fed. Seit 1990 hat die wahrgenommene Wahrscheinlichkeit, dass es in den nächsten zwölf Monaten zu einer Deflation kommt, mehrmals Spitzenwerte erreicht. Im gleichen Zeitraum ist die Wahrscheinlichkeit, dass die anhand der Ausgaben von US-Verbrauchern gemessene Inflation (PCE-Inflation) über 2,5 Prozent steigt, stetig gesunken. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass die geringere Inflationsvolatilität und das niedrige Niveau des tatsächlichen Preisanstiegs auf den Konsum durchwirken und somit die Inflationserwartungen bestimmen.
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