Fondsmanager erklären Wohin die deutschen Dividenden fließen
Sie ist die Königsdisziplin der Geldanlage: die Dividende. Und die Dax-Unternehmen haben ihre Investoren im Geschäftsjahr 2023 wieder fürstlich belohnt. Insgesamt schütteten die 40 Konzerne im Leitindex die Rekordsumme von fast 54 Milliarden Euro an ihre Aktionäre aus. Doch ein Großteil dieser Gelder fließt nicht in die Taschen inländischer Anleger, sondern ins Ausland. Wir haben mit zwei Experten über die Hintergründe und möglichen Auswirkungen dieser Entwicklung gesprochen.
Beliebte Dividendenzahler bei ausländischen Investoren
Spitzenreiter bei den Dividendenzahlungen waren Mercedes-Benz, Allianz und Siemens. Diese Unternehmen sind bei ausländischen Anlegern besonders beliebt. Christoph Frank, geschäftsführender Gesellschafter von PFP Advisory, erklärt: „Siemens und Allianz dürften alleine schon wegen ihrer vergleichsweise hohen Gewichtungen im Dax überdurchschnittlich gesucht sein, selbst wenn sie keine hohen Dividenden zahlen würden. Für ausländische Investoren, die sich stark am Index orientieren, gilt das besonders, noch stärker für ETFs.“
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Sie ist die Königsdisziplin der Geldanlage: die Dividende. Und die Dax-Unternehmen haben ihre Investoren im Geschäftsjahr 2023 wieder fürstlich belohnt. Insgesamt schütteten die 40 Konzerne im Leitindex die Rekordsumme von fast 54 Milliarden Euro an ihre Aktionäre aus. Doch ein Großteil dieser Gelder fließt nicht in die Taschen inländischer Anleger, sondern ins Ausland. Wir haben mit zwei Experten über die Hintergründe und möglichen Auswirkungen dieser Entwicklung gesprochen.
Beliebte Dividendenzahler bei ausländischen Investoren
Spitzenreiter bei den Dividendenzahlungen waren Mercedes-Benz, Allianz und Siemens. Diese Unternehmen sind bei ausländischen Anlegern besonders beliebt. Christoph Frank, geschäftsführender Gesellschafter von PFP Advisory, erklärt: „Siemens und Allianz dürften alleine schon wegen ihrer vergleichsweise hohen Gewichtungen im Dax überdurchschnittlich gesucht sein, selbst wenn sie keine hohen Dividenden zahlen würden. Für ausländische Investoren, die sich stark am Index orientieren, gilt das besonders, noch stärker für ETFs.“
Elias Halbig, Fondsmanager bei Union Investment, ergänzt: „Die genannten Unternehmen sind global aufgestellt, das spiegelt sich auch in der Aktionärsstruktur wider. Hinzu kommt: Wenn ausländische Anleger in Europa investieren wollen, tun sie das oft über den Euro Stoxx 50. Dort finden sich auch die drei genannten Unternehmen.“
Die Attraktivität dieser Unternehmen für internationale Investoren liegt also nicht nur in den hohen Dividenden begründet, sondern auch in ihrer starken Marktposition und ihrer Präsenz in wichtigen Aktienindizes. Als global agierende Konzerne sind sie für ausländische Anleger, die breit in Europa investieren wollen, nahezu unverzichtbar.
Wachsender Anteil nordamerikanischer Investoren
Der Anteil nordamerikanischer Investoren an Dax-Unternehmen wächst stetig. Laut Daten der Deutschen Bundesbank hielten US-Investoren im Jahr 2023 Aktien im Wert von über 200 Milliarden Euro an deutschen Unternehmen - ein neuer Rekordwert. Das zeigt auch die Grafik, in der die nordamerikanischen Investoren inzwischen 22,5 Prozent der ausgeschütteten Dividende der Dax-Konzerne erhalten.
Empfängergruppe | Dividenden (Mio. Euro) | Anteil (Prozent) |
---|---|---|
Inland | 22.237 | 41,3 |
Europäisches Ausland | 12.159 | 22,6 |
Nordamerika/USA | 12.105 | 22,5 |
Nicht zuordenbar | 5.595 | 10,4 |
Rest der Welt | 2.098 | 3,9 |
Gesamtsumme | 53.809 | 100,0 |
Doch welche Auswirkungen hat dieser Trend auf die Anlagestrategien und das Risikomanagement der Experten? Frank betont, dass die Aktionärsstruktur für ihn eine nicht so große Gewichtung hat wie viele andere Kennzahlen: „Die Aktionärsstruktur schauen wir uns an und Veränderungen verfolgen wir aufmerksam. Sie hat jedoch für uns keine so große Bedeutung wie viele andere Kennzahlen.“
Auch für Halbig hat die Struktur der Aktionäre keinen großen Einfluss auf die Bewertung eines Unternehmens: „Auf die Bewertung eines Unternehmens hat die Aktionärsstruktur keinen nennenswerten Einfluss – vorausgesetzt, dass die Investments nicht mit strategischen Absichten, also etwa Übernahmeversuchen oder Restrukturierungsvorhaben in Verbindung stehen.“
Für die Anlageexperten stehen also fundamentale Unternehmensdaten und die Qualität des Managements im Vordergrund, nicht die Herkunft der Aktionäre. Solange die ausländischen Investoren keine aktive Einflussnahme auf die Geschäftspolitik anstreben, sehen die Experten keinen Grund zur Beunruhigung.
Dividendenrendite als Anlagekriterium
Ein interessanter Aspekt bei der Betrachtung von Dividendenausschüttungen ist die Dividendenrendite. Sie setzt die Dividende ins Verhältnis zum aktuellen Aktienkurs und ist ein wichtiger Indikator für die Attraktivität einer Aktie aus Sicht der Anleger. In Zeiten niedriger Zinsen und hoher Inflation gewinnen Dividendenaktien oft an Beliebtheit, da sie eine verlässliche Einkommensquelle bieten. Doch nicht jede hohe Dividendenrendite ist nachhaltig. Anleger müssen genau hinsehen, ob die Ausschüttungen durch die Gewinne und den Free Cashflow gedeckt sind oder ob das Unternehmen möglicherweise über seine Verhältnisse lebt.
Auch die Experten betonen, dass die Dividendenrendite nur ein Kriterium unter vielen ist. „Eine hohe Dividendenrendite allein reicht nicht aus, um ein Unternehmen als attraktives Investment zu bewerten", erklärt Frank. „Wir schauen uns immer das Gesamtbild an, also auch die Wachstumsaussichten, die Wettbewerbsposition und die Qualität des Managements.“ Halbig ergänzt: „Gerade bei sehr hohen Dividendenrenditen ist Vorsicht geboten. Oft ist das ein Zeichen dafür, dass der Markt Zweifel an der Nachhaltigkeit der Ausschüttungen hat und deshalb den Aktienkurs entsprechend niedrig bewertet."
Die Dividendenrendite ist also ein zweischneidiges Schwert. Einerseits kann sie Anlegern in Zeiten niedriger Zinsen attraktive Erträge bescheren. Andererseits ist eine überdurchschnittlich hohe Dividendenrendite auch ein Warnsignal, dem Anleger nachgehen sollten, bevor sie einsteigen.
Dividendenströme auf dem Prüfstand
Die Rekordausschüttungen der Dax-Konzerne werfen die Frage auf, wie sich die Dividendenströme in Zukunft entwickeln werden. Dabei zeichnen sich unterschiedliche Szenarien ab.
Ein Blick auf die Zahlen untermauert die Erwartung, dass die Dividendenzahlungen auch in den kommenden Jahren auf hohem Niveau verharren oder sogar weiter steigen werden: 2023 lag die Summe der Dividendenausschüttungen bei 53,8 Milliarden Euro - nachdem sie für das Geschäftsjahr 2022 bei rund 52,5 Milliarden Euro gelegen hatte. Fast die Hälfte der Gesamtsumme, 48 Prozent beziehungsweise insgesamt fast 26 Milliarden Euro, floss an ausländische Investoren. Für das Geschäftsjahr 2023 wurden (mindestens) 22,2 Milliarden Euro an inländische Investoren ausgeschüttet.
Doch es gibt auch Unsicherheitsfaktoren, die die künftige Entwicklung der Dividendenströme beeinflussen könnten. Letztlich wird sie von einer Vielzahl von Faktoren abhängen, die schwer vorhersehbar sind. Die Frage nach der richtigen Balance zwischen Dividenden, Investitionen und Rücklagen wird die Vorstandsetagen der Dax-Konzerne daher auch in Zukunft intensiv beschäftigen.