LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in MärkteLesedauer: 5 Minuten

Dax-Erfinder Frank Mella „Die nächste Dax-Verzehnfachung steht frühestens in 40 Jahren an“

Seite 2 / 2


DAS INVESTMENT.com: Die Ordensvergabe zeigt immerhin, dass der Staat Verdienste um die Aktienkultur durchaus zu würdigen weiß. Beschäftigt es Sie in diesem Zusammenhang, dass der Dax zwar populär ist wie eh und je, aber immer weniger Deutsche mit Aktien etwas anzufangen wissen?

Mella: Da kann ich nur Konrad Adenauer zitieren. Nehmen Sie die Menschen, wie sie sind, andere gibt's nicht. Und die Deutschen sind nun einmal so, dass ihnen die Börse immer etwas unheimlich geblieben ist. Daran konnte selbst André Kostolany wenig ändern, auch wenn er von allen, die es versucht haben, noch den größten Erfolg hatte.

DAS INVESTMENT.com:
Müsste die Politik nicht trotzdem mehr tun, um diese negative Einstellung zu ändern?

Mella: Natürlich müsste sie. Dabei muss es nicht einmal eine besondere Förderung sein – es würde schon reichen, die Nachteile der Aktie im Vergleich zu anderen Anlageformen abzubauen. Gerade im aktuellen Umfeld, in der sich die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auftut. In den vergangenen Jahrzehnten ist der breite Mittelstand auch ohne die Aktie ausgekommen, weil er ausreichend Zinsen aufs ersparte Kapital bekommen hat. Damit ist auf bislang kaum absehbare Zeit Schluss, und wenn diese Leute nicht umdenken, finden sich viele von ihnen in 10 oder 20 Jahren auf der Seite der Verlierer wieder.

DAS INVESTMENT.com: Sie selbst bleiben der Börse weiter treu, seit einigen Jahren allerdings fast nur noch in Form von Dax-ETFs. Abgesehen von Einzelwerten – gibt es gar keine anderen Indizes, die Sie reizen könnten?

Mella:
Es kann durchaus sein, dass ich mich in den nächsten Monaten stärker im Euro Stoxx 50 engagiere. Wenn die EZB tatsächlich Negativzinsen einführen oder Rückkaufprogramme beschließen sollte, bieten spanische, französische oder italienische Aktien bessere Chancen als deutsche. An einzelnen Schwellenländern habe ich mich in früheren Jahren natürlich auch schon mal versucht, aber seit 2011 lohnt sich das ja kaum noch. Außerdem ist mir das zu weit weg, da kann ich die Entwicklung nicht wirklich einschätzen.

DAS INVESTMENT.com: Das Stichwort Home Bias macht Ihnen keine Angst?

Mella: Nein, macht es nicht – weil das alles Quatsch ist. Haben Sie zwei Stunden Zeit? Dann erkläre ich Ihnen gern ganz genau, warum.

DAS INVESTMENT.com: Danke, vielleicht ein andermal. Zumindest als Reiseziel stehen exotische Länder bei Ihnen aber weiter hoch im Kurs. Wohin geht es denn als Nächstes?

Mella: So ganz genau steht das noch nicht fest. Aber die Uno hat 193 Mitgliedsstaaten, und mindestens die Hälfte davon will ich schaffen. Bislang sind es 68 – im vergangenen Jahr kamen unter anderem die Dominikanische Republik, Panama, Paraguay, Uruguay, Chile und Argentinien neu hinzu.

DAS INVESTMENT.com:
Haben Sie jemals daran gedacht, einem der von Ihnen besuchten Länder Nachhilfe in punkto Index-Entwicklung zu geben?

Mella: Vor einigen Jahren gab es dazu mal eine Anfrage von einem Repräsentanten eines afrikanischen Staates. Aber das war mehr informell, auf einem Cocktail-Empfang, und es kam auch nichts mehr nach. Mittlerweile habe ich mit dem Thema abgeschlossen und bin lieber privat als Tourist unterwegs.

Frank Mella (64): Immer wenn der Dax Jubiläum feiert oder eine runde Kursmarke nimmt, bricht über den ehemaligen Journalisten (1977 bis 2001) eine wahre Flut von Medienanfragen herein. Alle wollen dann wissen, wie er Ende der 80er Jahre als Redakteur der Börsen-Zeitung den deutschen Leitindex ins Laufen brachte. Damit er es nicht wieder und wieder erzählen muss, hat Mella 2013 zu diesem Thema eine 52-seitige Broschüre verfasst. Dort sind neben den wichtigsten Fakten auch einige unterhaltsame Anekdoten versammelt – etwa jene über die Rolle, die ein Labrador-Hund bei der Namensgebung spielte oder welchen guten Rat Mella einmal einem Zürcher Börsen-Astrologen mit auf den Weg gab (Wie der Dax entstand).

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
Tipps der Redaktion